@meins0815 und die gutsituierte Alte, Teil 6

in deutsch •  6 years ago  (edited)

Der Anfang der Geschichte zum Nachlesen:
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5

@meins0815 hatte gerade das Zeichen zum Aufbruch gegeben, als ein Bote in großer Eile auf den Hof geritten kam und das galoppierende Pferd scharf an den Zügeln riß, bevor er absprang.

"Was ist denn los?", fragte der Reiter auf dem vorderen linken Pferd des Vierergespanns leicht genervt.
"Eine Nachricht für den Verwalter des Gutes!"
"Das hat mit uns nichts zu tun. Hüa!"
"Nein, nein, wartet!", rief der Graf von hinten aus dem Fenster der Kutsche. "Ich muß wissen, was in dem Brief steht!"
Und schon zwängte er sich durch die enge Kutschentür, während der Reiter und der Kutscher mißbilligend den Kopf schüttelten. Am liebsten wären sie ja ohne ihn gefahren, denn die Zeit drängte, wollten sie das Nachtquartier pünktlich erreichen. Die Reise wäre dann auch weniger stressig.
"Herr Graf! Wir werden zu spät am Nachtquartier sein!"
"Dann fahren wir eben morgen. Oder nur einen Teil der Strecke. Wir werden schon etwas finden. Ich bin schließlich der Graf."

Sprach's und verschwand mit dem Brief im Schloß.

Nach einer Stunde Unterredung tauchte der Graf wieder auf.

"So, jetzt können wir fahren!"
Das Personal seufzte noch einmal und dann ging es los. Der Graf genoß die Aussicht und nickte nach einer Weile wegen der Schaukelbewegung ein.

Ihm träumte, daß er auf einem Schiff sei und große Wellen an die Schiffswand schlugen. Mit den Männern stand er an Deck und beobachtete die Dünung. Möwen umkreisten das Schiff, auf Leckerbissen aus der Küche, die vielleicht auf einem Teller vergessen wurden, wartend.
"Eine wunderbare Idee, diese Schiffsreise, nicht wahr, mein lieber Graf?"
Eine unbekannte Dame war auf ihn zugetreten, einen Schirm in der einen Hand, ein Glas Sekt in der anderen.
"Stoßen Sie mit mir an, mein lieber Graf?"
Offenbar kannte sie ihn, während er sich nicht an ihr Gesicht und ihren Namen erinnern konnte.
"Sehr gern, meine Teuerste. Prost!"
Und dann traf ihn etwas Nasses an der Wange und ...

... der Graf wachte auf. Das Nasse war ein Regentropfen gewesen. Es regnete in Strömen und längst hatte der Reiter auf dem Vorderpferd seinen Sitz gegen einen auf dem trockenen Kutschbock eingetauscht.

Nach einem kurzen Blick auf die Uhr zog der Graf die Vorhänge zu. In der Kutsche war es nun zu dunkel, deshalb schlief er schnell wieder ein. Diesmal blieb sein Schlaf traumlos.

Als er wieder aufwachte, stand der Wagen. Der Kutscher hatte gehalten und jemand den Vorhang aufgezogen. In das Kutscheninnere fiel das Licht der untergehenden Sonne.

Der Graf schaute aus dem Fenster. Bekannt kam ihm die Gegend nicht gerade vor.
Ein Blick aus dem anderen Fenster offenbarte, daß die drei Bediensteten am Wegesrand rasteten und ein Feuer entzündet hatten. Über dem Feuer hing ein Kessel und es roch nach Suppe und warmem Bier.
"Kleine Pause, Herr Graf! Wir hätten Sie gern geweckt, aber Sie schliefen so tief und fest, als hätte Sie jemand betäubt. Haben Sie Hunger?"
In der Tat, der Magen des Grafen knurrte bei dieser Frage beträchtlich, sodaß es jeder hören konnte!

Der Graf stieg also aus der Kutsche.
"Wo sind wir überhaupt?"
"Wir sind ein gutes Stück vorangekommen, aber nun brauchten die Pferde eine Rast. Es ist jetzt 19 Uhr und wir haben noch etwa 2 Stunden Fahrt vor uns.", sagte der Kutscher, griff in den Picknickkorb und holte einen tiefen Teller und einen Löffel heraus.
"Wir mußten leider von dem Plan, das Gasthaus im Tal aufzusuchen, Abstand nehmen. Es heißt, dort sei die Hasenpest aufgetreten. Aber vielleicht wollen Sie von unserer schmalen Suppe probieren? Wenn wir unser Ziel erreicht haben, bekommen Sie sicher eine richtige Mahlzeit."
Der Graf probierte die Suppe und das Bier und fand, daß ihm nie etwas besser geschmeckt hatte. Dann drängte er wieder zum Aufbruch.

"Wo sind denn eigentlich die Pferde?"
"Gemach, Gemach, Herr Graf. Die Pferde stehen auf der Weide dort oben." Der Kutscher zeigte in Richtung Wald, wo tatsächlich die Silhouetten von vier Pferden zu sehen waren. "Bastian und Jeremias gehen sie bereits holen."
Zwei Minuten später standen die Pferde wieder an der Kutsche und wurden eingeschirrt. Jeremias nahm auf dem hinteren Sitz auf der Rückseite der Kutsche Platz, Bastian auf dem Vorderpferd und Alwin, der Kutscher, auf seinem Bock. Der Graf war schon längst wieder eingestiegen und wurde - auch dank einer speziellen Zutat in der Suppe - bald wieder müde und schläfrig. 'Es wird schon alles gutgehen', dachte er noch, bevor er wieder einschlief.

Wieder träumte der Graf von der Schiffsreise. Und wieder stand die unbekannte Dame bei ihm. Diesmal hatte er Gelegenheit, ihre Gesichtszüge und ihre prächtigen Haare genauer zu inspizieren, ihr Parfüm zu schnuppern und ihre schönen Kleider zu berühren.
"Gefallen Ihnen mein Duft und mein Kleid, lieber Graf? Ich habe beides in Paris erstanden, als ich das letzte Mal da war. Paris ist einfach eine Schau, Sie müssen unbedingt mal dorthin reisen. Aber vor allem müssen Sie mich einmal auf meinem Schlosse besuchen."

'Ach, könnte die Schöne doch meine Gräfin Ida sein', dachte der Graf, als er wieder aufgewacht war. Der Weg war nun sehr holprig, die dauernden Stöße hatten letztlich den Schlaf gestört.
Draußen verschwand das letzte Tageslicht hinter den Bergen.
Der Graf hätte nun gern eine Kerze angezündet, um auf seine Taschenuhr schauen zu können, aber wegen der holprigen Fahrt verzichtete er darauf. Die Gefahr, die Kutsche in Brand zu setzen, war zu groß.
Irgendwie hatte er die Reise nicht so angenehm geplant, wie sie hätte sein können.

"Wie lange noch, Kutscher Alwin?"
"Kann ich nicht sagen. Wir wurden ein wenig aufgehalten durch Wegelagerer, fahren nun einen Umweg."
"Das sind keine guten Nachrichten.", meinte der Graf, der seinen Magen schon wieder knurren hörte.
"Das ist richtig, Herr Graf, aber es geht nicht anders. Wir bemühen uns, bald den Weg wiederzufinden."
"Den Weg verloren habt Ihr auch noch?"
"Ja, aber bald haben wir ihn wieder. Ein Bauersjunge aus der Gegend hilft uns."

Der Graf sank zurück in die Sessel. Schlafen mochte er jetzt nicht mehr. Aber ein gutes Essen und ein Bad brauchte er dringend. Ein Weib, das die Nacht in einem bequemen Bett mit ihm teilen würde, wäre auch schön ....

Der besagte Bauernjunge war natürlich ein sehr entfernter Neffe Johanns und keinesfalls dabei, die Kutsche zum geplanten Nachtquartier zu führen. Alwin, Bastian und Jeremias war das inzwischen auch egal, sie würden heute Nacht eine bequeme Schlafstatt haben. Ob der Graf auch auf einem Strohbett schlafen würde? Zur Not mußte wieder die Spezialzutat zum Zuge kommen - Johann hatte reichlich davon organisiert und den dreien übergeben lassen.

Fortsetzung folgt!

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Ja du meine Güte!!!

das wird ja richtig spannend :)

bin auch gespannt auch die nächste folge......schreibst du das frei heraus.....hammer geschichte...super

Ja, und der Reiz des Neuen ist ehrlich gesagt verflogen.

dann gönn dir mal eine pause.....es darf ja auch spass machen--und wenn immoment der kopf alle ist,dann pausiere-

drück dich

Der Kopf ist ja nicht leer, da ich mir die Ideen erst zur jeweiligen Zeit aus den Fingern sauge. :)
Und mir selbst Angst vor dem leeren weißen Blatt (im übertragenen Sinne) beibringen will ich erst gar nicht.

Aber Angst, wie die jeweilige Folge beim Leser ankommt, hab ich beim Abschicken schon. ;)

deine geschichte kommt doch gut an,und im leben erreicht man nicht jeden,dass ist auch normal-
viele lesen nichtmal-
aber die,die lesen,haben auch bock drauf und da muss die geschichte ankommen,denn der lesestoff ist schon lang-

merkst doch auch an den reaktionen-
also angst beiseite--und weitermachen :-)

ok :)

Oh, ich hab schon die nächste Romanidee im Kopf. Stay tuned!