RE: Innere Stimme oder Depression

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Innere Stimme oder Depression

in deutsch •  5 years ago  (edited)

Also aus oben Geschriebenem diesen Schluss zu ziehen, halte ich für gewagt.

  • Erstens schreibe ich zunächst einmal nur von mir selbst. Ob ich in dieser Hinsicht repräsentativ bin, weiß ich nicht. Mein Vater z. B. hält vieles von dem, was ich für absurd halte, für völlig normal. Es beeinträchtigt seine Lebensqualität in viel geringerem Maße als meine. Darüber habe ich mit ihm schon häufig diskutiert.

  • Zweitens kann es durchaus zu einer Erkrankung führen, wenn die gegebenen Umweltbedingungen meinen eigenen Überzeugungen und meinem natürlichen Lebensrhythmus zu stark entgegenstehen. Wirst du jetzt vielleicht antworten, du meintest aber nicht durch Umwelt-, sondern genetische Faktoren hervorgerufene Krankheiten? Nun, vielleicht (bzw. mit Sicherheit!) sind es eben auch genetische Faktoren, die meinen Vater dasselbe als weniger beeinträchtigend empfinden lassen als mich ... Angenommen, man nennte die Eigenschaft, welche mich leiden lässt, 'Freiheitsdrang', dann lägen dieser Charakteristik - wie so gut wie jeder anderen auch - genetische Ursachen zugrunde ...

  • Drittens schließt eine mögliche Ursache für ein Problem (depressive Stimmung) nicht automatisch andere Ursachen aus. Es kann also gut sein, dass neben direkt durch Umwelteinflüsse verursachten Krankheiten, dieselben oder sehr ähnliche Symptome auch völlig andere Gründe haben können bzw. Synergieeffekte mehrerer Ursachen auftreten.

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  ·  5 years ago (edited)
  • Erstens lebt jeder mit dem, was gerade ist und jeder ist repräsentiv. Die Bandbreite menschlichen Verhaltens ist einerseits genetisch determininiert, sowie tradiert sozialisiert, aber nicht unübersichtlich. Wobei mittlerweile unstrittig ist, dass sich Traditionen einer Kultur auch genetisch manifestieren. Die Bandbreite genetisch getriggerten Verhaltens ist trotzdem nicht breit gefächert. Selbst wenn dir deine Eltern erzählt haben, zwischen ihnen selbst und den Anderen gäbe es himmelweite Unterschiede. Wir sind, selbst über die Kulturen hinweg, einander erstaunlich ähnlich.

  • Zweitens manifestieren sich auch Ansprüche im Verhalten einer Population, was selbstverständlich im individuum zum Ausdruck kommt. Werden die Ansprüche nicht erfüllt, kommt es zu Frustration. Damit umzugehen, ist jedes Individuum gleich gefordert. Je stärker Ansprüche mit hinein spielen, desto eher schwindet die Bereitschaft Notwendigkeiten anzuerkennen. Das hat aber auch viel mit der pers. Stellung innerhalb einer Gesellschaft zu tun, Rang, Sex, etc..

  • Das ist sicher richtig, doch gebe ich zu bedenken dass der Anteil eingebildeter Krankheiten vielleicht genau so hoch ist, wie der von tatsächlichen Leiden. Unter Letztgenannten befindet sich zudem noch ein nicht unerheblicher Anteil mit mutwillig herbei geführten Leiden, wie z.B. Alkoholiosums und aller daraus folgender Komplikationen.

Wir sind, selbst über die Kulturen hinweg, einander erstaunlich ähnlich.

Diese Aussage ist mir zu schwammig. Was unsere Bedürfnisse und Lebenseinstellungen betrifft, gibt es zwischen Individuen - offensichtlich - große Unterschiede. Auch der der Menschheit zur Verfügung stehende Allelpool ist alles andere als klein.

Das ist sicher richtig, doch gebe ich zu bedenken dass der Anteil eingebildeter Krankheiten vielleicht genau so hoch ist, wie der von tatsächlichen Leiden.

Krank ist, wer sich krank fühlt. :)
Wie willst du zwischen jemandem unterscheiden, der Selbstmord begeht, weil er unglücklich ist und jemandem, der das tut, weil er sich nur einbildet(?), unglücklich zu sein? Ist es nicht anmaßend hier eine exakte Grenze ziehen und von außen ein Urteil fällen zu wollen?

Unter Letztgenannten befindet sich zudem noch ein nicht unerheblicher Anteil mit mutwillig herbei geführten Leiden, wie z.B. Alkoholiosums ...

Auch hier urteilst du m. E. zu pauschal. Fast jeder in dieser Gesellschaft kommt irgendwann in seinem Leben (mutwillig) mit Alkohol in Berührung. Dass der eine dann der Sucht verfällt, aber der andere es bei gelegentlichem Trinken belässt, liegt selbstverständlich zum Teil an genetischer Disposition.

  ·  5 years ago (edited)

Wie willst du zwischen jemandem unterscheiden, der Selbstmord begeht, weil er unglücklich ist und jemandem, der das tut, weil er sich nur einbildet(?)

Warum sollte ich das unterscheiden wollen? Dafür gibt es Ärzte. Ich bin zu keiner Grenzfallbetrachtung angetreten und stelle Krankheit nicht infrage.

Warum sollte ich das unterscheiden wollen?

Wer eingebildete Krankheiten unterstellt, muss sich das fragen lassen.

Das war keine Unter-, sondern eine Feststellung.

Das war keine Unter-, sondern eine Feststellung.

Wie willst du das feststellen können, wenn ...

Warum sollte ich das unterscheiden wollen?

... du gar nicht unterscheiden kannst oder willst?

Ach warum nagst du so, Jaki? Da gibt es genügend Studien, aber die mag ich jetzt wirklich nicht raussuchen. Weil das gar nicht mein Thema war.

Ach warum nagst du so, Jaki?

Ich halte es für sinnvoll, Dinge, die man behauptet, zu belegen, weil sonst letztlich jeder einfach alles Mögliche und Unmögliche als gegeben in den Raum stellen könnte.
In meinen Augen hat die Frage, ob ein großer bzw. welcher Anteil der Depressionen tatsächlich gar keine seien, schon ziemlich viel mit dem Thema 'Depression' zu tun ...
Mir fällt aus dem Stegreif keine Studie ein, die von einem besonders hohen Anteil eingebildeter Depressionen kündet.

Depression als Erkrankung anzusehen halte ich für noch viel gewagter. Das ist die Grundlage auf der psychotrope Drogen an die Betroffenen verschrieben werden.
Solange man die Ursache nicht klar benennen kann, kann man allenfalls die Symptome behandeln.

Depression als Erkrankung anzusehen halte ich für noch viel gewagter.

Ich überhaupt nicht.

Etwas nicht bis ins letzte Detail zu verstehen heißt nicht, dass es nicht existiert. Wäre das Voraussetzung, existierte so ziemlich gar nichts. :)

  ·  5 years ago (edited)

Das sage ich ja nicht, sondern dass Depression nur der Audruck einer falschen Lebensweise ist (meistens).

Wenn ich mir das Bügeleisen auf den Fuß werfe, bin ich ja dadurh nicht Opfer der Fußschmerzkrankheit.

  ·  5 years ago (edited)

Behandelt werden musst du unter Umständen dennoch.

Der Unterschied besteht darin, dass bei 'Bügeleisen-auf-Fuß' Ursache und Wirkung ziemlich offensichtlich sind, während so ein Gehirn eine recht komplexe Materie darstellt.
Was auch immer im konkreten Fall die Ursachen sein mögen, sicher ist, dass Antidepressiva nicht selten von schweren Depressionen Betroffenen das Leben retten.

Ich bin mir ganz sicher, dass Umweltfaktoren bei Depressionen eine wichtige Rolle spielen ... ich bin mir ganz sicher, dass genetische Dispositionen das ebenfalls tun, ganz genauso wie z. B. im Falle von Alkoholismus. Selbst die Neigung zur Spiritualität ist sehr wahrscheinlich genetisch bedingt.

Möglicherweise besteht sogar ein Zusammenhang zwischen hoher Intelligenz und der Neigung zu mentalen Problemen.

Den deutlichen größeren Zusammenhang sehe ich zwischen falscher Lebensweise und der Neigung zu mentalen Problemen. Am deutlichsten ist es beim Alkoholismus; Wenn man Saufen zur Krankheit erhebt, wird es natürlich unheimlich kompliziert es einfach mal mit der Wahrheit zu probieren.

  ·  5 years ago (edited)

Alkoholismus ist eine schwere Krankheit. Ich weiß, wovon ich spreche (eigenes Umfeld).
Es gibt hier auch keinen größeren Zusammenhang (größer als was?). Es gibt schlicht mehrere, die Krankheit auslösende bzw. ihren Ausbruch begünstigende Faktoren. Menschen mit genetischer Disposition werden in bestimmten Situationen, z. B. wenn sie unter großem emotionalen Stress stehen (bei Todesfällen in der Familie, Verlust des Partners, ...) oder in einem Umfeld, in dem regelmäßiges Trinken als völlig normal angesehen wird, viel leichter zum abhängigen Trinker als jemand ohne genetisch bedingte Affinität.

Auch viele Nichtalkoholiker haben sich schon 'disziplinlos' besoffen, aber der Unterschied besteht darin, dass sie mit dem Trinken auch wieder aufhören können, wenn sie sich zusammenreißen. Ein echter Alkoholiker ist so krank, dass er das nicht mehr kann. Er braucht die Hilfe anderer, um (wenn er Glück hat) seine Sucht wieder loswerden zu können.
Natürlich kann auch jemand ohne Disposition zum Alkoholiker werden, wenn er über einen zu langen Zeitraum hinweg regelmäßig zu viel trinkt.

Wer einen Sinn in seinem Leben findet, kann seine Genetik, sein Umfeld und sonstige Faktoren überwinden. Wir sind keine Tiere.

Niemand kann seine Genetik "überwinden", sie ist essentieller Teil eines jeden von uns. Jeder kann versuchen, das Beste aus ihr zu machen. Nicht jeder mit genetischer Disposition wird zum Alkoholiker, was nichts an der statistisch betrachtet größeren Wahrscheinlichkeit, es zu werden, ändert.

Wir sind keine Tiere.

Was denn sonst? :)
Wir sind Mammalia mit relativ großem Gehirn, enormem Zerstörungspotential und der Neigung, sich für etwas Besseres zu halten. :)