Meine (unfreiwillige) erste Begegnung mit Karneval - Osna Helau! 😉

"Ossensamstag"...

abgeleitet vom plattdeutschen Namen der Stadt Onabrück: Ossenbrügge Wikipedia

...ist ein Event, das von Osnabrückern regelrecht herbeigesehnt wird und dabei ist es völlig egal ob das Wetter mitspielt. Da ich hoch oben aus dem Norden bin, habe ich mit Karneval nicht viel am Hut und auch in den 14 Jahren Osnabrück nur Erzählungen zum Ossensamstag gehört. Ab heute kann ich ein bisschen mitreden. Nicht, dass ich mir das Spektakel ansehen wollte, nein, es ergab sich völlig "zufällig". 😉

Eine Busfahrt mit Hindernissen

Um 14 Uhr beginnt der Umzug am Alando (Wikipedia ist nicht mehr so ganz aktuell 😉) und ich wollte zur Jahreshauptversammlung vom Kleingartenverein, bei dem ich (bis heute) im Vorstand gewesen bin. An Ossensamstag denke ich erst, als gleich nach meiner Haltestelle eine größere Gruppe Jugendlicher in Verkleidung und fröhlicher Stimmung in meinen Bus steigt. Gesänge, laute Musik, runterfallende Flaschen und viel Gelächter sprechen dafür, dass die Stimmung bereits vorgeheizt wurde.

Wenn jetzt an jeder Haltestelle solch eine Horde den Bus kapert, werde ich meinen Anschlussbus verpassen. 🙁

Dem ist aber nicht so, es kommen nur vereinzelt einige verkleidete Menschen dazu. Anscheinend gibt es also bei mir um die Ecke eine Hochburg Jugendlicher (bestätigt sich auf der Rücktour).

Sehr gut, dann komme ich ja super rechtzeitig wie geplant an...

Beim Umsteigen im Zentrum Osnabrücks zeigt mir die elektronische Anzeige, dass der Bus erst in 14 Minuten kommt. Das ist verständlich an einem solchen Tag und immer noch in meinem Zeitfenster. Ich nutze die Wartezeit um einen Blick auf den großen Neumarkt Platz zu werfen, wo bereits lautes Gegröhle und Musik zu hören ist. Da habe ich doch mal die Gelegenheit, vielleicht einen Blick auf den Umzug zu werfen. Es ist sehr stürmisch und nicht sehr gemütlich - ich beneide einige Verkleidete nicht um ihre Kostümauswahl - die mit den Ganzkörperanzügen sind klar im Vorteil. Einen Stoff-Ganzkörper-Gesichts-Superman frage ich:

Wie kann man denn damit Trinken oder Rauchen?

Er lacht nur und meint, der Stoff sei so dünn, das ginge trotzdem. Ok, ein paar Flecken um den "Mund" herum waren sichtbar. 😉 Zurück zur Haltestelle...

Der nächste Blick auf die Anzeige zeigt, dass meine M3 wieder weiter in der Liste nach unten gerutscht ist. Hab ich den Bus denn jetzt verpasst? Ich werde unruhig und entdecke einen Aushang an der Haltestelle, dass heute der Neumrkt von der M3 nicht angefahren wird, ich müsse zum Berliner Platz gehen. Kurz ärgere ich mich über die Anzeige, die alles andere als aktuell ist, und gehe los. Womit ich nicht gerechnet habe, ist der Umzug, der jetzt in vollem Gange ist und genau die große Straße nutzt, die den Neumarkt quert. Ich stehe jetzt also inmitten der johlenden Zuschauer und kann nun tatsächlich etwas von dem Spektakel sehen.

Glück im Unglück also. 😉 Allerdings wird mir von den Umstehenden versichert, ich könne da jetzt nicht durch. Jetzt sehe ich die Absperrung an beiden Seiten.

Trink lieber noch ein Bier!

...wird mir geraten und - hätte ich eins gehabt - ich hätte es getan. Was nun? Ein Umgehen des Ganzen mache erst Sinn in einer halben Stunde... Also zurück an die Haltestelle und einen anderen Bus suchen, der zum Berliner Platz fährt. Gemeinsam mit einem Jugendlichen spreche ich einen dort wartenden Busfahrer an, der für uns recherchiert. Leider gibt es keine Alternative und er teilt uns mit, wir sollen einfach durch den Umzug durchgehen. Leichter gesagt als getan, denn die Menge denkt natürlich, wir wollen uns nach vorn durchdrängeln. Ich sehe bereits die Absperrgitter und frage mich, ob ich da überhaupt drüber komme???

Gott sei Dank gibt es eine Stelle, an der nur zwei dicke Taue gespannt sind und wir landen schließlich auf der anderen Seite. Glück gehabt und ich komme nur 20 Minuten zu spät. 😉

Mein Rückweg rundet das Bild ab

Da ab 17 Uhr die Sperrung aufgehoben sein soll, mache ich mir über den Rückweg keine Gedanken. Der Busfahrer erklärt, dass die Polizei die Strecke immer noch nicht freigegeben hätte wegen der Aufräumarbeiten. Aha, da war ja auch viel los. Ok, aber jetzt kenne ich das Spiel ja bereits und der Umzug ist vorbei. Denn inzwischen wird das Stadthaus von den Narren erobert worden sein und den Schlüssel vom Obermeister bekommen haben. Dann ist Party dort angesagt.

Mein Rückweg ist dann im Vergleich fast langweilig - zumindest ohne große Überraschungen: Betrunkene, die von ihrer Freundin gestützt werden müssen, Scherben auf der Straße und volle Papierkörbe säumen den Weg. Am Neumarkt sehe ich noch die vielen Toilettenhäuschen, die abtransportiert werden und den LKW mit den Absperrgittern.

Es geht zurück

Der Bus ist proppevoll und dennoch wird mit einem Ball hin und her gespielt. Gesänge gibt es immer noch hin und wieder, aber den meisten Jugendlichen sieht man an, dass sie jetzt genug haben. 😉 Naja, es wird ja auch schon dunkel. So weit meine persönlichen Eindrücke.

Früher begann dieser Tag bereits standesgemäß um 11:11 Uhr. Da die Geschäfte alle in der Zeit des Umzugs schließen, haben die Geschäftsleute erreicht, dass es auf 14 Uhr verschoben wurde. Damit werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn damals gab es wohl schon vor der Mittagszeit diverse jugendliche "Schnapsleichen".

Zahlen, Daten, Fakten

Auf der NDR Seite gibt es einen "neutralen" Bericht:

Mit dem Ossensamstag hat der Karneval in Osnabrück am Sonnabend seinen traditionellen Höhepunkt erreicht. Bei stürmischen Wetter feierten rund 20.000 Narren auf den Straßen. Mit "Osna helau!" ging es durch die Innenstadt. Laut Organisatoren machten 70 Gruppen mit 1.500 Teilnehmern bei dem rund 1,5 Kilometer langen Umzug mit. In diesem Jahr lautete das Motto "Karneval - Aus Liebe zu Osnabrück". Wegen des Windes verzichteten Funkenmariechen mitunter auf Hebefiguren...

Collage mit Canva
Fotos: mein Smartphone und ich