Eine kurze Post-Anekdote (Teil 21 von: "Nur bei Grün – den Amis ein Vorbild")

Dies ist ein Auszug aus meinem Buch "Nur bei Grün – den Amis ein Vorbild". Die restlichen Auszüge finden sich auf meinem Steemit-Blog: https://steemit.com/@kryptokrat   

Nachdem ich nun ein paar Wochen in den Vereinigten Staaten war, wurde es langsam Zeit, ein paar Postkarten in die alte Heimat zu versenden. Dazu fuhr ich zur lokalen Filiale des USPS (United States Postal Service), welcher im Gegensatz zur Deutschen Post immer noch ein staatlicher Konzern ist. Obwohl ich mich in einem kleinen Dorf befand, war die Schlange vor dem Schalter ziemlich lang. Ein Herr erzählte begeistert, dass er gerade von einer Europareise zurückkam und prahlte vor den Wartenden damit, was er alles in Deutschland gesehen habe. Als der Herr bemerkte, dass man nur Desinteresse für seine Erlebnisse übrig hatte, wandte er sich zu mir, da ich gerade erst hinzugekommen war. Er fragte mich voller Begeisterung, ob ich denn schon einmal in Europa gewesen sei. Leider musste ich dem armen Kerl beichten, dass ich gerade erst aus Deutschland eingewandert war. Das erregte nun die Aufmerksamkeit einer wartenden Dame, welche mich in sicherem und akzentfreiem Deutsch fragte, aus welcher Stadt ich komme. Ich begann mit der Dame einen Smalltalk auf Deutsch und es stellte sich heraus, dass sie rund 30 Jahre zuvor aus Oberkassel nach Minnesota kam, was somit auch ihr Desinteresse an dem so euphorischen Weltenbummler erklärte. Nach einer Weile hatte dann auch der Letzte begriffen, dass ich aus Deutschland bin und so lies auch die typische erste Frage, die mir jeder Amerikaner stellte, nicht lange auf sich warten: „How do you like it in Minnesota?“ (Wie findest du Minnesota?) Nach einer Weile in Amerika, hatte ich schon Übung, auf diese Art von Fragen zu antworten und so erwiderte ich: „Das Wetter ist verdammt kalt, aber die Steuern sind schön niedrig!“ Ich erklärte ihnen, dass es für uns Deutsche unverständlich sei, wie man sich denn über eine Mehrwertsteuererhöhung von ein paar Promille so aufregen kann, wie es die Bewohner von Minnesota bei der letzten Steuererhöhung taten. Denn schließlich sind die sales tax in Minnesota von rund 7% lächerlich, wenn man bedenkt, dass die Mehrwertsteuer in Deutschland vor wenigen Jahren erst wieder mal um 3% auf 19% gestiegen ist. Daher erklärte ich den Anwesenden, dass man in Deutschland de facto einen Tag pro Woche für den Staat arbeitet. Darauf lachte der Postbeamte nur und meinte: „Ich arbeite jeden Tag in der Woche für den Staat!“