Job-Suche (Teil 20 von: "Nur bei Grün – den Amis ein Vorbild")

Dies ist ein Auszug aus meinem Buch "Nur bei Grün – den Amis ein Vorbild". Die restlichen Auszüge finden sich auf meinem Steemit-Blog:https://steemit.com/@kryptokrat   

Wenn es um die Vereinigten Staaten von Amerika geht, dann denken doch viele Deutsche sofort an einen gnadenlosen neoliberalen Kapitalismus, der dem kleinen Mann das Leben nicht gerade einfach macht. Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten ist Deutschland in vielen Hinsichten tatsächlich ein Wohlfahrtsstaat. Desto überraschender war es für mich, als ich erfuhr, dass es in den Vereinigten Staaten einen Mindestlohn gibt, der mit über 7 US-Dollar pro Stunde für amerikanische Steuer- und Einkommensverhältnisse ziemlich in Ordnung ist. Und dieser Mindestlohn ist nicht etwa eine Erfindung von Herrn Obama, sondern es gibt ihn schon seit 1939. Damals betrug er 30 Dollar-Cents. 

Der Amerikaner ist sehr modern, wenn es um Bewerbungen geht. Bei den meisten Firmen kann man sich auf der Website mit Hilfe eines eigens für diese Zwecke eingerichteten Formulars bewerben. Einige Firmen wie zum Beispiel Walmart haben sogar kleine Terminals mit Bewerbungscomputern in ihren Filialen stehen. Der Bewerbungsprozess ist also meist vollkommen automatisiert. Jedoch hat dieser Prozess auch seine Tücken, wie ich bei meinen Bewerbungen feststellen durfte. Denn fast alle Arbeitgeber in Amerika fordern eine oder in vielen Fällen sogar mehrere Referenzpersonen wie zum Beispiel den vorherigen Arbeitgeber oder ehemalige Kollegen, welche Auskunft über die Arbeitsmoral des Bewerbers geben können. Die elektronischen Formulare sind jedoch zum größten Teil sehr unflexibel. So interessiert es das Formular nicht, ob ich gerade aus der Schule komme und keinen oder nur einen einzigen Arbeitgeber zuvor hatte. Er möchte mindestens drei Kontaktdaten von vorherigen Arbeitgebern haben. Auch interessiert es das Formular nicht, ob meine Referenzpersonen deutsche Telefonnummern besitzen. Es fordert eine Telefonnummer mit nicht mehr als zehn Ziffern, wie bei amerikanischen Nummern üblich. Als altes Kellerkind weiß ich, dass es eigentlich viel mehr Aufwand für den Programmierer ist, die Zifferanzahl der Telefonnummern in der Auswertung des Formulars zu begrenzen und im Falle eines Überschreitens eine zusätzliche Fehlermeldung auszugeben. Trotzdem schienen bei meinen Bewerbungen alle Online-Formulare so aufwendig programmiert worden zu sein. 

Nachdem man dann aber alle Standardeingaben getätigt hat, folgt sehr oft ein Fragebogen, der von Firma zu Firma variiert. Meistens wiederholen sich die Fragen oder tauchen in einer bloß anders formulierten Fragestellung wieder auf. Typische Fragen waren, welche Drogen ich denn regelmäßig nehme und wie viel Geld ich schon bei meinen vorherigen Arbeitgebern gestohlen habe. Oder auch, ob ich es in Ordnung finde, hin und wieder zu spät zum Arbeitsplatz zu gelangen. 

Bei meinen Bewerbungen wurden mir also viele lächerliche Fragen gestellt. Dennoch war die Konkurrenz groß. Denn in Amerika zählt der Schulabschluss nicht so viel wie in Deutschland und mein Abitur war in Amerika sowieso unbekannt. All das führte dazu, dass manche meiner Bewerbungen gar nicht oder erst ein halbes Jahr später per E-Mail beantwortet wurden.