Lilo schreibt:
Das ist keine gute Nachricht: ein Löwe im Park. Ich weiß nicht einmal ob ich sie glauben soll. Aber möglich ist alles. Andrerseits schreiben die Zeitungen viel – die Fernsehmoderatoren berichten, was ihnen auf dem Bildschirm erscheint.
Bei meinen Nachforschungen - erschreckt hat mich die Nachricht natürlich sehr – habe ich herausgefunden, dass ein Professor Dr. sich für die Tatsache verbürgt. Welche Erkenntnisse ihn zu dem Ergebnis gebracht haben, war auf seiner Homepage www.W. nicht zu erfahren. Für mich wäre wichtig, zu wissen, in welchem Park sich der Löwe aufhält. Im Tierpark, das wäre unbedenklich – aber im Stadtpark, sähe es anders aus. Die Leute sind nicht informiert, sitzen voller Vertrauen auf den Bänken und bewundern die Springbrünnlein während hinter ihnen ein Löwe durch das Gebüsch schleicht. Wenn er nur vorbei schleichen würde, wäre es ja gut, aber wenn er hungrig ist und zum Sprung ansetzt, dann ------
Wenn es nicht ganz schlimm kommt, dann schnappt er sich bloß das Hündchen, das wohlig in der Sonne zu Füßen seines Frauchens liegt... Um die Ruhe im Park wäre es geschehen. "Polizeieieiei!" schreien die Einen, die Anderen im Wegrennen "Saanietäääter!" nur die ganz Mutigen sind beim Frauchen stehen geblieben, das bewusstlos an der Stelle liegt, wo vorher das Hundchen lag.
Mit Sirenengeheul rasen die Autos über die Rabatten, die Frau wird wiederbelebt, aber vom Hundchen gibt es nur eine Blutspur, der folgen die Kriminalbeamten mit der Pistole im Anschlag. Der Park ist menschenleer.
Übrig bleibt ein Löwe im Park.
Dies ist eine Geschichte aus dem Wolfsbuch:
Das Wolfsbuch
geschrieben von vier Wolfsgenerationen und ihrem Rudel
Was kommt dabei heraus wenn Großeltern, Eltern, Kinder und Kindeskinder sich zusammentun und gemeinsam an einem kreativen Projekt arbeiten?
Eine Sammlung von Kurzgeschichten zu verschiedenen Themen, die abwechselnd von den Familienmitgliedern gestellt wurden. Eine schöner, witziger, trauriger, rührender, einfallsreicher als die andere. Es war toll zu erleben wie wir uns immer wieder selbst übertroffen haben und meist selbst darüber erstaunt waren was wir da Tolles geschrieben haben. Fiktion und wahre Erlebnisse verschmelzen, wenn man in eine andere Rolle schlüpft weiß niemand mehr was wahr ist und was erfunden. Beim Schreiben gibt man viel von sich preis und wir haben uns alle dadurch besser kennengelernt. Der Großvater Günter schreibt von Erlebnissen aus seiner Kindheit im Krieg über die er selten spricht. Auch die Großmutter Lilo packt Geschichten aus ihrem Leben aus, die wir noch nicht kennen. Irene wohnt in einem paradiesischem Ort auf dem Land, lässt dies immer wieder mit einfließen und bestellt ihre Parkplätze beim Universum. Rafael, ins Rudel hineingeheiratet spricht über seine verpasste Chance als Fußballprofi. Heute setzt er große Hoffnungen in seinen neugeborenen Sohn.
Lustig auch, jetzt ein paar Jahre später zu sehen, was sich damals in den Geschichten schon angekündigt hat, was wir selbst noch nicht ahnten. Peter hat nun einen Enkel, dem er seine Erlebnisse erzählen kann, was er sich in einer seiner Geschichten gewünscht hat. Wanja, der damals auf Berufssuche war entschloss sich zu einem Biologiestudium, nachdem er vorher von Löwenzahn, grünen Inseln und einem knorrigen Baum schrieb und in Andreas` Geschichte gleich Wichtiges über Dugongs wusste.
Birke versetzt sich in ihren Geschichten zweimal in die Elternrolle, es sollte gar nicht lange dauern bis ihr Sohn geboren wurde. Der im letzten Kapitel auch fleißig in die Tasten haut.
Andreas fliegt mit seinem Drachen im Wind, mittlerweile hat die Geschichte eine Fortsetzung verdient, den Drachen gibt es nicht mehr, weil er den Kampf mit einer Stromleitung verlor.
Aber viel mehr soll hier auch gar nicht verraten werden.