Das W3C - das World Wide Web Consortium - ist die Institution, die seit vielen Jahren Standards für das Web verabschiedet. Was lange Zeit eine Domäne der Techniker und allenfalls Visionäre war, hat in letzter Zeit mehr und mehr Mitglieder aus Industriekreisen bekommen.
Insbesondere als es um DRM (Digital Rights Management; Digitales Rechtebeschränkungssystem) ging, explodierte plötzlich die Zahl der Mitgliedschaften. Warum?
Weil es hier um ein Kerngebiet der Rechteverwerter, allen voran Hollywood und Musikindustrie, geht.
Diese brachten auch den Vorschlag auf den Tisch, DRM als Standard für den Browser festzulegen. Da DRM prinzipbedingt für den Nutzer undurchsichtig und damit unsicher ist (und dank fleißiger Lobbyarbeit schon das sicherheitsorientierte Durchleuchten bestraft werden kann), hat dieser Vorschlag viel Feuer auf sich gezogen. Insbesondere Bürgerrechtsorganisationen waren überhaupt nicht erfreut.
So ging die EFF nach einer ersten Entscheidung des W3C für DRM in Berufung - das erste Mal, dass dies in der Geschichte dieses Gremiums überhaupt geschah.
Doch auch beim zweiten Durchgang waren die Industrievertreter nicht bereit, auch nur den kleinsten Kompromiss einzugehen. Letztendlich wurde die Empfehlung für DRM gegeben.
Auch hierbei kam es zu einem Tabubruch, wird doch normalerweise ein Standard nur bei Einstimmigkeit verabschiedet. Dieses Mal stimmten aber nur 58% dafür.
In anderen Worten: Das Konsortium hat sich dem Druck der Copyright-Industrie ergeben und sein Integrität und Vertrauenswürdigkeit aus dem Fenster geworfen.
Entsprechend hat die schwergewichtige EFF (Electronic Frontier Foundation) sogar den Rückzug aus dem Gremium erklärt, da die EFF glaubt, dass
der Prozess des W3C nicht mehr geeignet ist, das offene Internet zu verteidigen.
