Manchmal kommt's halt, wie es kommt

Ein Beispiel für die Macht des Zufalls oder der Vorhersehung, je nach Standpunkt:

Leroy hat eine alte, herzensliebe Kundin, der er keinen Wunsch abschlagen kann. Im gegebenen Fall hatte ihr alter Herr wohl bei einem Besuch von Töchterchen seinen Ladenschlüssel weit außerhalb Berlins vergessen. Ihre Bitte war nun, ob sie diesen vielleicht über einen unserer hauseigenen Spediteure zu uns liefern lassen könne und ich ihn wohl ausnahmsweise Papi vorbeibringen.

Leroy ist also an dem Tag nicht direkt nach Hause gefahren, sondern eine Schleife mit der S-Bahn gefahren und dann noch ein gutes Stück zu Fuß gelaufen, um was von der Stadt zu sehen.

So begab es sich, dass er im Vorbeigehen an einer Mischung aus Weinladen und Galerie aus Georgien vorbeimarschierte. Die Auslage im Schaufenster fesselte ihn auf magische Art und Weise. Er ging in den Laden rein, zeigte auf ein Bild an der Wand und sagte zu dem Herrn, dass er dieses Bild gern kaufen möchte.

Preis war mir egal.

Ging alles ganz von selbst, ich hatte keine Kontrolle über das Geschehen. Der Herr hat es mir dann in Stretchfolie eingepackt und in die Hand gedrückt und schwupps war ich draußen. Es musste schnell gehen, sonst hätte ich noch mehr eingekauft. Wer einmal die in alten Tonkrügen ausgebauten georgischen Weine probiert hat, weiß, was ich meine.

Nun stand Leroy in Berlins Innenstadt mit seinem Rucksack, dem Computer seiner Frau in einem Extrabeutel - den er UNBEDINGT mitnehmen sollte - und dem riesigen Ölgemälde.

Bis ich mit dem ganzen Plunder beim Alfa war, um alles einzupacken und aus der Stadt zu flüchten - das war schon etwas nervig und schweißtreibend. Selbstverständlich kreisten Leroys Gedanken einzig und allein um das Bild, es sicher zum Alfa zu bringen und es dort gut zu verpacken.

Das wiederum führte dazu, dass Leroy der Tüte mit dem Computer seiner Frau recht wenig Aufmerksamkeit schenkte und diese neben dem Auto stehen ließ, als er losfuhr.

Als der Ärmste dessen gewahr wurde, schaltete er von 180 auf der Autobahn in den vierten Ganz zurück, um ein Überholmanöver schnellstens einleiten zu können und dann nach Berlin zurückzurasen.

Das wiederum war dem alten Alfa dann doch zuviel und der Katalysator ist explodiert. Ich dachte, meine letzte Stunde hat geschlagen, so einen Schlag hat das getan.

Drago, der Schrauber meines Vertrauens, hatte mir schon paar Mal angeboten, den Scheiß-Kat abzuknipsen. Zum einen - und hier sollte er Recht behalten - weil die nur Ärger machen beim Alfa, zum anderen, um nochmal 20 PS mehr Leistung rauszuholen. Unsere Verabredung ging also dahin, dass wir warten, ob es die Karre nochmal über den TÜV schafft, um danach den Kat zu entsorgen.

Hätte ich es bloß vorher gemacht.

Leroy ist also dann in ohrenbetäubender Lautstärke (zugegeben: sehr, sehr geiler Sound) durch die Pampa gefahren, um seiner Frau das defekte Auto vor die Füße zu werfen, ihr zu gestehen, dass Ihr Computer weg ist und ihr das Bild zu schenken.

Sie nahm es erstaunlich gelassen, und die Freude über das Bild und das Mitleid mit dem wegen seines ziemlich kaputten Alfas doch sehr betrübten Leroy überwogen das Entsetzen über den Computer.

Der dann von einer guten Bekannten kurz später noch auf der Straße aufgelesen werden konnte. Gott sei Dank.

So kam eines zum anderen.

Nur, weil ein mir unbekannter Mann irgendwo einen Schlüssel vergessen hatte.

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