Paarung bei Ameisen
Ich habe mir die Frage gestellt, wo ich bei dem Thema „Fortpflanzung und Verbreitung“ am besten beginne. Es ist wie die Frage „Was war zuerst, Huhn oder Ei“, mit dem Unterschied, dass es auf letztere meiner Meinung nach eine ganz klare Antwort gibt (welche von mir noch kurz im post scriptum behandelt wird). Ich habe mich entschieden, dass die Paarung als der Beginn der Entstehung einer neuen Kolonie am besten dafür geeignet ist.
Aufziehen von Geschlechtstieren
Nachdem eine Kolonie eine gewisse Größe erreicht hat, welche von Art zu Art unterschiedlich ist, werden Geschlechtstiere aufgezogen. Also junge Königinnen und Männchen. Beide haben Flügel, bleiben das ganze Jahr über im Nest und lassen sich durchfüttern. Je nachdem, wie lange die Entwicklung dauert, überwintern sie bis zu zweimal mit der Kolonie, einmal als Larve und einmal als adultes Tier. Sie übernehmen keinerlei Aufgaben im Nest und verursachen damit „Kosten“, deswegen passiert das erst ab einer gewissen Koloniegröße.
Paarung
Bei den meisten Arten findet jedes Jahr aufs Neue ein Schwarmflug statt. Dabei sammeln sich viele Arbeiterinnen und die Geschlechtstiere an den Nesteingängen. Sie passen auf, dass niemand einen Frühstart hinlegt, so lustig das klingt, sieht es auch aus :D
Teilweise werden Tiere auch sehr rabiat am Flügel gepackt und wieder zurück zum Eingang gezerrt.
Erst wenn die Bedingungen passen, darf gestartet werden, zuerst die Männchen, und kurze Zeit später die Weibchen.
Das passiert in vielen Kolonien simultan, sodass sich auch Königinnen mit Männchen aus anderen Kolonien paaren können (Stichwort genetische Variabilität). Die Königinnen paaren sich in der Luft, oft mit mehreren Männchen. Die Samen werden im Körper der Königin gespeichert, und die reichen in der Regel auch das ganze Leben lang (es gab schon Königinnen, die in Gefangenschaft ein stolzes Alter von mehr als 20 Jahren erreicht haben).
Es gibt aber auch Ameisen, bei denen kein solcher Paarungsflug stattfindet. Bei einigen polygynen Arten (polygyn=mehrere Königinnen, von poly=viel und Gyne=Königin) kann die Begattung sogar im Nest zwischen den Männchen und Gynen derselben Kolonie stattfinden. Auf diese Weise kann eine Kolonie ein viel höheres Alter als eine einzelne Königin erreichen.
Eine weitere Möglichkeit ist das sogenannte „Locksterzeln“. Die Königinnen begeben sich nicht auf einen Paarungsflug, sondern locken die Männchen durch Pheromone an (meist nahe an ihrem ursprünglichen Nest). Die begatteten Königinnen begeben sich dann entweder zurück und werden adoptiert, oder sie suchen sich einen geeigneten Platz für die Gründung.
Nach der Paarung
Unmittelbar nach der Paarung sterben die Männchen, ihre Aufgabe ist getan.
Die Königinnen hingegen landen auf dem Boden, brechen i.d.R. bald ihre Flügel ab, und machen sich auf die Suche nach einer Gründungskammer, oder graben sich eine. Die Gründungskammer ist eine kleine Höhle, die je nach Gründungsart geschlossen oder offen ist. Hier werden die ersten Arbeiterinnen großgezogen, sogenannte Pygmäen, die die Basis für eine neue Kolonie bilden.
Wenn Dir dieser Artikel gefallen hat, würde ich mich sehr über jegliche Art der Rückmeldung freuen!
Hier findest du den nächsten Artikel zum Thema "Gründung" ;)
Liebe Grüße
PS: Das Ei war ganz klar zuerst da. Tiere haben schon lange Eier gelegt, bevor es Hühner, überhaupt Vögel, gab. Sollte mit Ei hingegen das Hühnerei gemeint sein, ist trotzdem Ei die Antwort. Wir betrachten das letzte Wesen, das wir noch nicht als Huhn bezeichnen würden, weil es sich in einem letzten Merkmal von diesem unterscheidet. Das Ur-Huhn legt Eier und hat Nachkommen. Bei einem Exemplar führten Mutationen für die Entwicklung des "ausschlaggebenden Merkmals" für Hühner. Es ist ein Huhn, und das stand schon fest als es noch nicht in einem fertigen Ei steckte. Und woraus war es geschlüpft? Aus einem Hühnerei. So, Diskussion beendet.
Schöner Artikel :) Interessant wie sehr das mit der Paarung von Bienen übereinstimmt. Auch typisch, dass die Männchen nur eine Ressourcenbelastung darstellen, die dann, nach getaner "Arbeit", absterben.
Eine oder zwei Kleinigkeiten muss ich aber bemängeln. Polygyn bezeichnet mit gyn nicht Königin, sondern Frau. Wie auch hier nachzulesen. Ein feiner Unterschied, der aber viele verwirren könnte, wenn es so verbleibt ;) Statt Männchen und Gyne solltest du vllt auch besser bei einer Variante bleiben. Also Andro und Gyne oder Männchen und Weibchen. Zu den Pgymäen würde ich den Satz umformulieren. Weil sie Pygmäen aufgrund ihrer kleineren Größe heißen.
Es ist auch im PS so, dass nicht nur ein Exemplar irgendeine Mutation hatte, die es die Schwelle zum Huhn überschreiten lies ^^ Es können auch viele Individuen in mehreren Populationen gewesen sein :P Das kommt auf den Fall an. Wichtig ist aber, dass sich Mutationen in wenigsten einer Population festsetzen muss, also muss das resultierende Tier auch überlebensfähig genug sein, um sich fortzupflanzen. Noch dazu muss es sich gegenüber der Konkurrenz genug durchsetzen können, um seine Variation auch verbreiten zu können. Mutationen können, obwohl lebensfähig, auch in der Population untergehen.
Sorry, das musste raus :p
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Danke erstmal für den langen Kommentar!
"In der Zoologie spricht man von Polygynie, wenn sich ein Männchen innerhalb einer Fortpflanzungsperiode mit mehreren Weibchen paart, die Weibchen jedoch nur mit diesem einen Männchen." Wikipedia: Polygynie in der Biologie
Hmm... die Definition entspricht aber gar nicht dem, was ich darunter verstehe. Polygynie hat in Bezug auf Ameisen nämlich nicht direkt was mit der Paarung zu tun. Bei Polygynen Arten kommt es häufig vor, dass es in einer Kolonie mehrere Königinnen gibt, die sich auch untereinander akzeptieren.
An dieser Stelle sollte ich vielleicht anmerken, dass ich einen Großteil meines Wissens nicht aus wissenschaftlichen Quellen, sondern Foren u.ä. beziehe. Den Begriff "Andro" höre ich glaub ich zum ersten Mal, während Gyne meines Wissens nach der gängigste Begriff für Königin ist.
Das mit den Pygmäen werde ich gleich ändern, danke für den Hinweis^^
Und ja, ich weiß, die Hühnerei-Geschichte war sehr plakativ. Aber darüber ließe sich eine eigene Arbeit schreiben, für die mir allerdings das Interesse fehlt xD
Außerdem geht es ja um das Huhn von heute. Wenn ich also auf die Entwicklung zurückaschaue, muss ich nicht erwähnen, was evolutionstechnisch aus Sicht des Huhns hätte "schiefgehen" können, weil ganz offensichtlich nichts zum Ende der Mutationsform geführt hat.
Einen schönen Abend wünsch ich Dir!
Liebe Grüße
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Andro bedeutet einfach Männchen, männlich, Mann, während Gyne Weibchen, weiblich, Frau bedeutet. Kommt aus dem griechischen, wie auch deren Zusammensetzungen Polyandrie oder Polygynie.
Vielleicht solltest du da noch weitere Quellen zu rate ziehen ^^ Denn Foren sind nicht wirklich zuverlässig.
Zum Huhn:
Das Problem ist aber, dass du nur die erfolgreichen Zweige bei einem heute vorkommenden Tier nachverfolgen könntest und selbst die nur maginal. Allerdings sind das lange nicht alle Abwandlungen, die wohl dagewesen sind. Pass auf, wenn du dich in ein dir so fremdes Territorium begiebst ^^ Da kommen gerne so Neunmalkluge und nehmen das auseinander ;P hust
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Ein erstklassiger Text. Ich durfte wieder was lernen. Toll! Danke dir
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Ich möchte DIR danken für den netten Kommentar! Ich hoffe, dem Lob auch weiterhin gerecht werden zu können^^
Liebe Grüße
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Herzlichen Glückwunsch, dein Beitrag wurde von @ocd entdeckt und in unserer täglichen Zusammenstellung #128 vorgestellt!
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Hey, coole Sache, danke! Werde mir das auf jeden Fall anschauen. ^^
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Sehr sehr geiler Artikel!
Du hast mich echt angesteckt mit der Faszination für Ameisen :D
Grüße :)
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Seine ursprünglichen Videos waren besser. Die neuen sind zwar sehr gut produziert, aber inhaltlich haben die nur noch gelegentlich was zu bieten... Sonst ein cooler Dude, hab am Anfang viel von seinen Tutorials gelernt ;)
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