Forscher bestätigen : Wir brauchen die 3 Tage Woche
... zumindest wenn Du über 40 bist hast Du gute Argumente beim nächsten Mitarbeitergespräch
Weniger arbeiten - mehr leisten
Ehrlich gesagt : Vom Traum eines Digitalen Nomaden-Lebens bin ich Lichtjahre entfernt. Ich muss also mein Geld - wie wohl die meisten von Euch - durch angestellte Arbeit verdienen.
Mit meiner neuen Position seit Juni 2017 bin ich einer 40 Stunden Woche noch entfernter als zuvor. Als Chefarzt einer Psychosomatik sind Überstunden noch nicht mal bezahlt, aber eben die Regel.
Immerhin hatte ich als Leitender Oberarzt einer anderen Klinik schon fast paradiesische Verhältnisse : Ich pendelte und hatte abgemacht, dass ich von Mo bis Donnerstag in der Klinik war. An 2 Tagen hatte ich aber nachmittags Bereitschaftsdienst (sehr ruhig) in einer Kinder-Reha unseres Konzerns. Der freie Freitag war aber auf jeden Fall ein gewonnener Tag.
Reichlich Burnout durch zuviel Arbeit und zu wenig freie Zeit ?
In der Psychosomatik sind beruflich bedingte Problemlagen häufiger Grund für lange Krankschreibungen. Häufig deshalb, weil entweder immer weniger Selbstbestimmung bei der Arbeit besteht und damit eine Entfremdung auftritt. Oder aber die Arbeitszeit wird immer länger (einschliesslich Pendeln) und dann zusätzlich eben noch Pflichten wie z.B. Arbeit als alleinerziehende Mutter oder aber in der Pflege von Angehörigen. Und mit über 40 beginnt dann das Alter mit dem die Zuweisungen zu uns in die Klinik rapide zunehmen.
Da bin ich auf eine australische Studie gestossen, die aufgrund von neuropsychologischen Leistungsprüfungen eine 3 Tage Woche fordert. Zumindest, wenn man das 40. Lebensjahr überschritten hat.
Zumindest wurde es an einer Population von 3300 Männer und 3500 aus Australien und Japan anhand von neuropsychologischen Tests ermittelt, ob sich die Arbeitsdauer auf die Leistungsfähigkeit der höheren Handlungsfunktionen des Gehirns auswirkt.
Keine Arbeit ist auch keine Lösung
Nun könnte man meinen, wer sein Gehirn "schont" und nicht arbeitet bzw. arbeiten muss, ist gut dran. Rein neuropsychologisch betrachtet ist aber das Gehirn bzw. Selbstmotivation und Handlungsplanung eher wie ein Muskel, der trainiert sein möchte. Zumindest aber beschäftigt.
Das erlebe ich auch tagtäglich bei mir in der Klinik. Vorzeitige Berentung, lange Krankschreibung und Arbeitslosigkeit führen dazu, dass die gedankliche Leistungsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit etc rapide nachlässt. Übrigens stirbt man wohl auch früher ohne Arbeit.
25 h scheint das Optimum - Juhu : Nur 3 Tage zur Arbeit ?
Es zeigt sich dann eine gewisse umgekehrte U-Kurve : Bis zu 25 h Arbeit in der Woche steigert sich die Produktivität in den neuropsychologischen Tests. Über 25 bis 55 h / Wochen nimmt sie dann wieder ab.
Fazit : Optimal wären 3 Tage bzw. 25 h Arbeit in der Woche !
Klingt doch gut, oder ?
über 55 h Woche ist schlimmer als nichts tun
Gerade Freiberufler, Selbstständige aller Art und eben wir Ärzte arbeiten mehr als uns gut tut. Alleinerziehende Mütter beispielsweise 93 h in der Woche (das wäre jetzt ein weiteres Thema). Auf jeden Fall : 55 h und mehr ist dann noch schlimmer für das Gehirn bzw. die Leistungsfähigkeit als das Nichtstun. Besonders, wenn man ausser Arbeit gar keine Lebensinhalte mehr hat.
Arbeit kann also stimulierend wirken oder aber zu viel sein. Fast wie eine Droge, die wir nicht kontrollieren können.
Weniger wäre also für die meisten von uns mehr.
Welche Strategien erweisen sich bei Dir als wirksam um weniger zu Arbeiten und mehr zu leben ?
Update : Neuer Artikel von mir zum Thema "Neue Armut - Arbeiten bis zum Umfallen und keine Freizeit ?
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Hi und erstmal danke für den tollen Post.
Ich sehe das ein bisschen anders (bin aber auch erst 24 :D).
Wenn es um Themen geht, welche ich liebe und für die Ich brenne könnte ich mich damit gefühlt 60 oder 70 Stunden die Woche beschäftigen. Ganz einfach weil es sich nicht wirklich wie "Arbeit" anfühlt.
Wenn man allerdings in einem Angestellten Verhältnis feststeckt bzw. gezwungen ist Arbeit zu tun, welche nicht 100% der eigenen Passion entspricht sind zu hohe Arbeitszeiten durchaus belastbar.
LG chris :)
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Mir als ADHSler kommt das sehr bekannt vor :-) Alles was neu, spannend, herausfordernd oder unter Wettkampfbedingungen passiert, ist wie im Flow. Also leicht. Keine Arbeit. Alles andere ist fürchterlich. Macht aber eben einen beträchtlichen Teil der Arbeit aus.
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Mir fällt dabei das Thema "Behavioral enrichment" für Tiere im Zoo ein, die durchdrehen, wenn sie nix zu haben. Bei Menschen ist das wohl sehr ähnlich. ;)
Bei mir ist Hobby gleichzeitig Arbeit - daher ist es nicht immer einfach es trennen. Ich versuche in möglichst angenehmer Umgebung zu arbeiten - sei es zu Hause oder auch mal im Café.
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Das ist natürlich toll, wenn man das so kann. Leider gibt es immer mehr Entfremdung, d.h. man muss Dinge machen, die eigentlich eben nicht "artgerecht" für uns Menschen sind. Vielleicht wird es wirklich irgendwann so, dass man eben auch über das Internet weit mehr Dinge machen kann, die uns wirklich gut tun. Und dann weniger machen muss, was uns schädigt
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Das wäre doch mal eine Maßnahme. Sollten wir mal unsere Chefs davon in Kenntnis setzen, oder was meint Ihr?
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Ich habe mich jetzt davon in Kenntnis gesetzt :-)
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Gutes Thema. Dass man auch ohne 60h Woche produktiv und motiviert arbeiten kann, zeigen viele Konzepte, die vor allem bei jungen Unternehmen in der IT-Branche erfolgreich umgesetzt werden. Dass man als Kind keine 6-11 Schulstunden-Tage benötigt, um später einen guten Bildungsgrad vorzuweisen, wissen wir spätestens seit dem praktischen Konzepteinsatz im schwedischen Schulsystem, in dem die klassischen Barrieren aufgehoben wurden, um neuen, auf die heutige Gesellschaft angepassten Konzepten Platz zu machen. In Deutschland scheitern jegliche Versuche in Richtung Fortschritt. Hier wird schön weiter nach dem Prinzip „Mehr ist besser“ verharrt, was sich später auch im Berufsleben vieler widerspiegelt. Vor allem Geschäftsführer der älteren Semester sind davon kaum abzubringen und verheizen ihre Mitarbeiter förmlich, anstatt aus den Menschen kreatives Wissen zu entlocken, welches das Unternehmen immens bereichern könnte.
Gier und der Hunger nach Macht schaffen ekelhafte hierarchische Systeme, aus denen man als Arbeitnehmer, der sich gerne in Sicherheiten wiegt, kaum entkommen kann. Durch die hohe Infomationsbereitstellung wird es zwar zunehmend einfacher, seinen eigenen Weg beschreiten zu können und damit erfolgreich zu sein, doch der Zug für viele ältere Generationen ist leider abgefahren. Nur die Wenigsten schaffen es, den Wert ihres Wissens zu erkennen und jenes für sich selbst, nicht für irgendein Unternehmen, arbeiten zu lassen. Die jüngeren Generationen haben das Problem der Desorientierung durch den Informationsoverflow, so dass sie wieder in „gewohnte“, „sichere“ Strukturen fallen.
Es ist ein strukturelles Problem, welches seitens der Regierung angegangen werden müsste, denn diese hätte die Möglichkeit neue Standards zu schaffen, die sich dann auch in Traditionsunternehmen durchsetzen könnten, welche derzeitig als die größten Burnoutproduzenten fungieren. Doch genau hier liegt eben das Problem: Solche Änderungen zum Wohl der Gemeinschaft sind nicht erwünscht, denn das Volk könnte ja aufgrund der dann verfügbaren Zeit auf die Idee kommen, selbstständig über diverse Dinge nachzudenken – Und genau das wäre dann das Ende der Regierungsformen, wie wir sie derzeitig kennen und lieben. Und genau das will doch kein Politiker, der etwas im Kopf hat. Auf eine „Fette“ Rente, das 14. Gehalt und diverse Bonizahlungen verzichten, um mehr für Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu tun? Das will nun wirklich niemand. Gier und Macht…
Ich kürze an dieser Stelle ab, sonst artet das aus ;) Kurz gesagt: Dem Mittelstand geht es nicht beschissen genug, als dass man auf die Straße geht und der Regierung mitteilt, dass es so nicht weitergehen kann. Und deshalb werden auch in den nächsten Jahren, Jahrzehnten, Burnoutpatienten die Ärztehäuser einrennen.
Spannend wird’s erst, wenn die Entwicklung von BMIs & AI so weit vorangeschritten ist, dass eine kritische Masse an Jobs nicht mehr durch Menschen erledigt werden muss. Unternehmen, die sich jetzt nicht auf den Weg machen, um in ihren Mitarbeitern das kreative Potenzial zu suchen, zu finden und für sich zu nutzen, werden ein Problem bekommen. Ups, ich wollte ja abkürzen. Aber dazu noch ein passender Tedtalk: https://www.ted.com/talks/david_lee_why_jobs_of_the_future_won_t_feel_like_work
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Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Habe ich irgendwie überlesen. Du hast natürlich Recht. In der Arztbranche merken wir es schon : Dort fehlen einfach Ärzte. Die wenigen, die noch Arbeit suchen, können sich aussuchen wo und wie. Aber ist es das wert ?
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Guter post
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Bisher habe ich keine wirksame Strategie gefunden. Wie auch 99,999% aller andere Leute, die im Hamsterrad rennen und gleichzeitig sich darüber beschweren. Ein Dasein als russischer Adliger oder ein fettes Erbe schiene mir ein akzeptabler Ausweg zu sein. Leider für mich unerreichbar. Oder alles hinschmeißen und Axxx lecken. Geht aber auch nicht, wenn Du ne Sippe am Hals hängen hast.
Also: Weitermachen, Steuern zahlen, Fresse halten.
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Gegen das Hamsterrad habe ich interessante Strategien, die werde ich auch noch posten. Gegen das kleine Geldproblem ist es schon weniger leicht....
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Für mich persönlich sind Hamsterrad und Geldproblem dasselbe Problem. Ohne Geldproblem gäbe es kein Hamsterrad. Ich brauche keinen Job, um mir gebraucht vorzukommen :-). Freue mich trotzdem auf Deine Strategien ...
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Nur mal aus Interesse : Kannst Du Dir DEIN individuelle Hamsterrad ganz bildlich vorstellen ? Welche Farbe hätte es ? Aus welchem Material wäre es? Wie schnell rotiert es gerade ? Bist Du innen oder außen ? Daraus könnte dann dein Werkzeug werden, wenn es ein wenig klappt, um Geld von Hamsterrad zu unterscheiden. Lass Dich ruhig mal auf den Quatsch ein...
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Ich verstehe noch nicht mal die Fragen. Jetzt kommst Du und sagst mir, genau das sei das Problem. Gut. Ich lasse mich ruhig mal auf den Quatsch ein. :-)
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Versuch einfach mal ein inneres Bild (möglichst bewegt) Dir vorzustellen. Wie rotiert Dein Hamsterrad. Dann versuche mal 10 mal rechts-links-Stimulationen (z.B. rechts-links Augenbewegungen von einem Brillenrand zum anderen) oder abwechselnd auf den re und li Oberschenkel tippen.
Augen zu und wieder auf.
Verändert sich das Hamsterrad bei Dir ?
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Doch es geht, aber nicht über Nacht (zumindest, wenn man wie wir "ne Sippe am Hals hängen" hat) und natürlich zahlst Du einen Preis. Mir war es das jedoch wert - und ich halte mir auch offen, wieder in das Hamsterrad zurückzukehren. Nur zur Zeit kann ich mir das nicht vorstellen.
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Ich kann das so gut nachvollziehen.
Mein Soundtrack aus dieser Zeit war Blumfelds "Graue Wolken" "Arbeit, fernsehen, schlafen gehen, so macht das Leben keinen Sinn".
Ich bin im März 2016 in die 3 Tage Woche abgesprungen, nachdem ich mich sehr gut vorbereitet hatte - denn eigentlich bin ich viel zu ängstlich.
Die "freien" zwei Tage nutze ich nun für meine eigenen Projekte. Denn ich glaube, es ist wie Du schreibst - es geht nicht darum ohne Arbeit zu sein, sondern mit erfüllender Arbeit.
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Das wirklich schwierige ist ja auch, sich frei zu machen. Ich bin jetzt für 1,5 Tage zu Hause. Arbeite von zu Haus. Homeoffice als Chefarzt ist schon komisch. Aber eben technisch möglich, da ich viel zu viel zu viel zu viel zu viel Verwaltungsaufgaben habe. Noch besser wäre, wenn ich eben tatsächlich Freiräume und freie Tage hätte.
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