Traden vs Investieren – Pass auf, dass du nicht zum Glücksspieler wirst

in deutsch •  6 years ago 

Traden vs Investieren – Pass auf, dass du nicht zum Glücksspieler wirst

Ich war jahrelang in der Casino-Branche beschäftigt und habe dabei das eine oder andere über die Psychologie von Glücksspielern gelernt.

Spieler denken, sie könnten mit ein bisschen Glück das Ticket in den vorläufigen Ruhestand lösen oder sich den Lambo gönnen – die Realität sieht jedoch anders aus.

Von Anfang an ist in jedem Spiel ein sogenannter Hausvorteil eingebaut. Der sorgt dafür, dass die Spieler umso wahrscheinlicher verlieren, je länger sie zocken.

Ganz ähnlich ist es auch beim Traden von Kryptowährungen.

Das will jetzt sicherlich keiner hören, aber es gibt zwei unübersehbare Parallelen zwischen Glücksspiel und Traden:

  1. Niemand hat eine Glaskugel, mit der er die Zukunft und damit die zukünftige Kursentwicklung oder das nächste Ergebnis beim Glücksspiel voraussehen kann.

  2. Das Äquivalent zum Hausvorteil im Casino sind die Gebühren, die beim Bitcoin und Altcoin Traden anfallen und an den Gewinnen nagen.

Lass mich nun auf die beiden Punkte näher eingehen…

Warum ich vom Traden Abstand nehme

Unter Trading verstehe ich das Spekulieren mit Kryptowährungen.

Wer Kryptowährungen erwirbt, um sie nach einem Gewinn direkt wieder gegen andere Coins zu tauschen, der spekuliert.

Das Problem liegt bereits daran, dass niemand wirklich weiß, was mit dem Preis eines Assets passiert. Es sei denn, der Markt wird bewusst manipuliert, doch das kann nur gelingen, wenn man in der Lage ist, große Mengen in kurzer Zeit zu bewegen.

Der 0815 Spekulant kann nicht wissen, wie sich der Kurs entwickelt – auch nicht mit TA, der Technischen Analyse.

Ich höre immer wieder Leute davon reden, wie sich vergangenes Verhalten in Zukunft wiederholt. Das ist genau derselbe Trugschluss, dem Spieler im Casino zum Opfer fallen.

TA könnte nur funktionieren, wenn eine große Anzahl an Marktteilnehmern auf TA schwören und deshalb die gleichen Schlüsse aus vergangenen Mustern ziehen. Das kann also bei traditionellen Märkten funktionieren, aber bei Krypto sieht es anders aus.

Dieser Markt ist leider noch immer von Kinderzimmerinvestoren beeinflusst, die sich Investitionen (wenn man sie so nennen kann) nach Gesichtspunkten wie „von welchem Krypto kann ich mir die meisten Münzen leisten?“ aussuchen.

Kurzfristig sind die Kurse damit aus meiner Sicht definitiv nicht einschätzbar, egal wie schöne Linien, Keile und Bänder man zeichnen kann.

Gebühren können aus Gewinnen unterm Strich Verluste machen

So gut wie keine Börse kommt ohne Gebühren aus. Binance beispielsweise erhebt mit 0,1% des Tauschbetrages eine relativ niedrige Gebühr. Doch das ist gerade beim Daytrading ein Problem.

Sicherlich kann man mit Kryptowährungen an einem Tag einige Prozent Gewinn herausholen, aber wie anfangs erklärt, kann man dann genauso einfach wieder verlieren.

Wenn es sich dann gegenseitig aufheben würde, dann wäre es gar kein Problem, doch wegen den Gebühren wird eine ausgeglichene Bilanz schnell zu einem Verlust.

Was das Problem verschärft, ist die Staffelung der Gebühren nach Volumen. In vielen Börsen errechnen sich die Gebühren aus dem Tradevolumen. Wer also bereits viel Geld hat, kann von geringen Gebühren profitieren.

Wer mit Kryptowährungen spekuliert, der befindet sich nicht in Konkurrenz mit der Börse, sondern gegen andere Spekulanten.

Des einen Gewinn ist des anderen Verlust, denn jede Sell Order muss bedient werden und wer ist am Ende wahrscheinlich der Verlierer? Der sogenannte Wal, oder der kleine Spekulant?

Investieren ist besser als zocken

Anstatt zu zocken, sollte man also investieren.

Doch was macht eine Investition aus?

Die besten Investoren sind mehr oder weniger alle Anhänger des Value Investings. Dabei handelt es sich um einen Investmentstil, bei dem der intrinsische Wert eines Wertpapiers im Vordergrund steht, nicht der Preis (wobei dieser auch eine Rolle spielt).

Natürlich kann man das Value Investing nicht 1 zu 1 auf Kryptowährungen übertragen, da man die Fundamentalanalyse mit KPI, die sich aus der Bilanz eines börsennotierten Unternehmens herauslesen lassen, nicht auf Kryptowährungen anwenden lässt.

Allerdings gibt es durchaus Merkmale einer Kryptowährung oder des Projekts als ganzem, die einem dabei behilflich sein können, den eigentlichen Wert eines Coins einzuschätzen.

Ich habe darüber bereits einen weiterführenden Post geschrieben, in dem ich diese möglichen Bewertungsgrundlagen beschreibe.

Also, immer langfristig denken und sich nicht von der Gier, Fomo oder Angst leiten lassen und schon gar nicht Geld für irgendwelche Kurse im technischen Chartzeichnen ausgeben.

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