Literatur am Sonntag #8 - "Rechts?!" aus dem Hause der Blauen Narzisse

In diesem der Schriftenreihe „Anstoß“ entstammenden Büchlein kommen neben dem Gründer der Blauen Narzisse, Felix Menzel, fünf weitere Nachwuchsdissidenten zu Wort, wodurch klassisch-konservative Gedanken ebenso eine Plattform erhalten wie traditionalistische und libertäre Ideen. Gemeinsam wird der Frage nachgespürt, wie sich Traditionen, Religionen und gewachsene Identitäten auch im 21. Jahrhundert bewahren lassen und welcher Strategie es fortan bedarf, um „diese totalitäre Moderne zu überwinden“.

Wie der Buchtitel es bereits andeutet, kommt dem Wort „rechts“ dabei eine große Bedeutung zu. Sollte das patriotische Lager mit diesem Oberbegriff für sich werben – und was verbirgt sich dahinter eigentlich? „Es gibt keine einheitliche Rechte“ konstatiert diesbezüglich der ef-Autor Florian Müller, was nicht zuletzt auch in Kapitel zwei deutlich wird. Dort trifft Othmar Spann auf liberalen Regionalismus, die Bibel findet ebenso Erwähnung wie Edgar Julius Jung, und die Frage, wie man seine Mitbürger aus dem „BRD-Einschläferungsapparat“ herauslöst, wird offen diskutiert.

Auch die vielleicht größte Schwäche des rechten Lagers tritt zutage, wenn Problemanalyse und -behebung hinter ideologischen Grabenkämpfen zurückbleiben: Sobald Gereon Breuer Sympathien für den Individualismus durchscheinen lässt und libertären Anarchismus zumindest andeutet, entgegnet Carlos Wefers Verástegui, dass es doch Freiheit, Liberalismus und Kapitalismus gewesen seien, die „uns an den Rand der Katastrophe gebracht“ hätten. Diese Spaltung wird im vierten und letzten Kapitel vor allem dadurch aufgehoben, dass die Zukunft aus der Sicht aller Mitautoren einen dichten Nebel bereithält, der in jedem Fall bisher als selbstverständlich erachtete Strukturen und liebgewonnene Sicherheiten verschlucken wird.

„Rechts!?“ ist damit eine ideologische Ortsbestimmung und ein tiefschürfendes Strategiepapier, das jungen Patrioten alle Facetten des rechten Lagers aufzeigt und ihnen Wege zum Aktivismus weisen kann.

Diese Rezension erschien zuerst in der Print-Ausgabe von eigentümlich frei.

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