Halt, Stopp! Geht es nach Martin Schulz, darf der deutsche Profi-Fußball zukünftig nicht mehr den entfesselten Märkten überlassen werden. [Bildquelle: tag24.de]
Immer wenn mir die aktuelle Nachrichtenlage in unserem Land (im wahrsten Sinne des Wortes) zu bunt wird, flüchte ich mich zur Ablenkung in die Welt der Spiele fürs Volk: Die Fußball-Bundesliga. Nichts bringt Körper und Geist mehr in Einklang, als 90 Minuten am Samstagnachmittag auf der Couch vorm TV, mit den Füßen auf dem Fliesentisch. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Es regiert der böse Turbokapitalismus, der schon minderjährige Durchschnittskicker zu Multimillionären, und Fans, die mit manipulativer TV-Werbung quasi dazu gezwungen werden, ihre letzte Mark für das überteuerte Sky-Abo auszugeben, zu mittellosen Opfern macht. Doch geht es nach Deutschlands Champagner-Sozialist Nummer eins, SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, soll damit bald Schluss sein!
Zu hohe Ablösesummen und Gehälter würden den Fußball zerstören. Das sei mittlerweile sogar schon auf den Zuschauerrängen in den Stadien zu spüren. Beispielhaft nannte Schulz, der selbst regelmäßiger Stadiongänger ist und sich gerne volksnah zeigt, den Transfer von Ousmane Dembélé, der für (mindestens) unverschämte 105 Millionen Euro von Borussia Dortmund zum FC Barcelona wechselte. Ein Mann, der vor 200 Jahren noch für zwei Ziegen und ein halbes Rind über die Ladentheke gegangen wäre, erzielt nun den zweithöchsten Transfererlös in der Fußballgeschichte.
So oder so, einem waschechten, berufsempörten Sozi kann man es natürlich nicht recht machen. Doch Schulz wäre nicht Schulz, hätte er nicht die Lösung dafür, nach einem kurzen Blick ins Parteileitlinienbuch, direkt mitgeliefert: O wie Obergrenze. Sowohl für Transfers, als auch Gehälter. Eine tolle Idee. Das würde die Bundesliga sicher noch attraktiver für Top-Spieler aus dem Ausland machen, die gerne nach dem Motto „The Obergrenze ist the limit“ ihre Brötchen verdienen möchten.
Damit aber noch lange nicht genug! Aus geleakten Dokumenten, die MiniWahr exklusiv vorliegen, gehen weitere, umfassende Änderungsmaßnahmen hervor, die der kommende Bundesligakanzler in einem Rettungspaket mit dem Namen „SFP“ (Socialistic Fair Play) zusammenfast.
Neben der Ober- soll es selbstverständlich auch eine Untergrenze geben. Der sogenannte „Player Pay Gap“ (also die Schere zwischen Arm und Reich unter den Spielern) darf nicht zu groß ausfallen, da er sonst zu massivem Unmut bei den weniger verdienenden Spielern führt, mit der Folge, dass die Mannschaft eine schlechtere Leistung auf den Rasen bringt, was wiederrum dazu führt, dass der Fan die Freude an seinem Beruhigungsmittel verliert und sich wichtigeren Dingen widmen könnte, z. B. der Frage, wieso er für den gleichen Nettolohn nun weniger Bratwürste bekommt, als noch vor ein paar Jahren. Fußball ist staatstragend, weiß Martin, der früher selbst Profikicker werden wollte.
Frustrierte Fan-Gesichter am Ende des Bundesliga-Wochenendes sind der Politik ohnehin ein Dorn im Auge, fördert der geknickte und unmotivierte Malocher aus Herne-West am Montag dadurch doch weniger Kohle aus dem Stollen zu Tage, als parteilich vorgegeben. Ein Albtraum staatlicher Planwirtschaft! Schulz‘ Lösung: U wie Umverteilung. Bedeutet in der Praxis: Nach jedem Spieltag werden die erzielten Tore aus den neun Partien gleichmäßig auf alle Mannschaften verteilt.
„Die Bundesliga soll zur ersten Sozialliga der Welt werden, zu einem Projekt mit Vorbildcharakter“,
so Schulz. Besonders die schwächeren Teams sollen davon profitieren:
„Wir nehmen die Tore denen weg, die ohnehin schon genug haben und geben sie den Vereinen, die durch den jahrelangen, kapitalistischen Wahnsinn abgehängt wurden.“
Auch für die Fans gibt es aufgrund der Änderungen durchaus Grund zur Freude. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spiel torlos endet, ist quasi Null. Zwar nicht unmittelbar im Stadion, aber zumindest nach dem Spieltag, wenn der Ligaverband die offiziellen Endergebnisse verkündet. Ein Beispiel: Fallen an einem Wochenende insgesamt 27 Tore, gehen alle Partien mit einem 1,5:1,5-Unentschieden in die Wertung.
Dass nicht alle Vereine und ihre Vorstände mit diesen Änderungen einverstanden sein werden, hält Martin Schulz für wahrscheinlich. Um Widerstand schon im Keim ersticken und Ligafeinde frühzeitig erkennen zu können, hat der 61-jährige SPD-Politiker ein Ass im Ärmel:
„Ich habe einen sehr guten Draht zu unseren Genossinnen und Genossen der ehemaligen SED. Wir werden das Netz von inoffiziellen Mitarbeitern reaktivieren und dafür nutzen, die Linientreuen zu fördern und Dissidenten in einem Schauprozess ihrer gerechten Strafe zuzuführen, wie es sich für einen Rechtsstaat gehört.“
Dem deutschen Fußball steht also eine rosige rote Zukunft bevor. Und die Mengen in den Fußballtempeln der Republik werden dem Aufruf ihrer Stadionsprecher Folge leisten, wenn diese fordern: „Ruft doch mal! Martin!“
Fanschaft!
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