In Island verbraucht die Herstellung von Kryptoanlagen wie Bitcoin bald mehr Strom als normale Haushalte, berichtet die Nachrichtenagentur „Associated Press“. Der Grund: Immer mehr Unternehmen siedeln sich auf der Insel an, um die Digitalanlagen zu schürfen aufgrund der günstigen Stromherstellung durch erneuerbare Energiequellen.
Demnach könne die wachsende Kryptoindustrie ihren Stromverbrauch auf bis zu 100 Megawatt in diesem Jahr erhöhen, vermutet Johann Snorri Sigubergsson vom Energieunternehmen Hitaveita Sudurnesja. Das ist mehr als die 340.000 Einwohner Islands im Jahr verbrauchen.
Pausenloses „Mining“
Kryptoanlagen werden in riesigen Rechenzentren durch sogenanntes „Mining“ digital hergestellt. Jede Transaktion braucht einen enormen Rechenaufwand und wird in eine Datei geschrieben, die sogenannte Blockchain. Pro Tag werden ungefähr 300.000 Transaktionen durchgeführt, für die die sogenannten „Miner“ jeweils Bitcoins erhalten. Je Transaktion werden rund 245 Kilowattstunden Strom benötigt. Die Rechner laufen ohne Pause, denn die Blockchain wird permanent ergänzt – dementsprechend verbrauchen sie sehr viel Energie.
Die Herstellung von Bitcoin und anderen Digitalanlagen wurde schon mehrfach als umweltschädlich kritisiert. Die steigende Nachfrage nach den Kryptoanlagen hat den Stromverbrauch in die Höhe getrieben. Die meisten Serverfarmen befinden sich in China und werden dort vorwiegend mit Kohlestrom betreiben. Es gibt jedoch auch mehr und mehr Rechenzentren, die mit sauberem Strom betrieben werden.
Island als neues Bitcoin-Zentrum
Island wiederum etabliert sich gerade als ein neues Zentrum für Krypto-„Mining“ durch die Vielzahl an erneuerbaren Energiequellen wie Geothermie, Wind- und Wasserkraft. Die niedrigen Temperaturen bieten zudem eine natürliche Kühlung der Rechenzentren. Erst kürzlich siedelte sich das „MoonLite“ Projekt in Island an, welches laut eigenen Angaben ab August mehrere industrielle Rechenzentren für Kryptoanlagen ausschließlich durch erneuerbare Energie betreiben will.
In der kleinen Küstenstadt Keflavik befinden sich inzwischen drei große Rechenzentren, meldet „AP“. Eine davon, Genesis Mining, siedelte 2014 von Deutschland nach Island über, nachdem der Wert von Bitcoin von 350 auf 1000 Dollar sprang.
Angesichts der wachsenden Kryptoindustrie hat der Abgeordnete Smari McCarthy von der isländischen Piratenpartei nun vorgeschlagen, die Kryptoherstellung zu besteuern. „Unter normalen Umständen zahlen Unternehmen, die in Island zur Wertschöpfung beitragen, einen gewissen Betrag an Steuern“, sagte McCarthy. „Diese Unternehmen tun das nicht, aber vielleicht sollten sie das.“ Später ergänzte er auf Twitter, er wolle jedoch keinesfalls als Gegner der Kryptoanlagen gesehen werden, sondern mit ihnen zusammenarbeiten - um gemeinsam davon zu profitieren.
QUELLE: FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
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