Jaja, die Pflege ist wirklich pflegebedürftig.... aber jetzt wird ja alles besser.... sagt Herr Spahn!
Seit mittlerweile 26 Jahren arbeite ich in der Pflege und richtig 'schönes" Arbeiten gab es wirklich nur bevor die Pflegeversicherung in Kraft trat ( also zu Zeiten, in denen man noch im Dienstzimmer rauchen konnte).
Seitdem wird geackert, gerannt und Überstunden ohne Ende produziert. Aber da wir ja jetzt 1,5 Pflegekräfte mehr bekommen....sagt Herr Spahn ...
wird ja nun alles richtig chic!
Heute habe ich Spätdienst. Ich beginne um 13.30 Uhr und leite dann einen Wohnbereich mit 20 Bewohnern - bis 16 Uhr erstmal alleine, dann kommt eine Pflegehelferin dazu.
Falls in meiner" One Woman Show" jetzt irgendetwas unvorhergesehenes passiert (Notfall, Sturz, unangekündigte Arztvisite, einer stirbt, redebedürftige Angehörige o.ä), habe ich verloren und da helfen dann die schnellen Schuhe auch nix mehr!
Immerhin wollen alle Bewohner Kaffee und Kuchen, auf's Klo, die Schwerstpflegen, die nur wenige Stunden am Tag im Pflegerollstuhl verbringen wieder ins Bett, und noch so einiges anderes was es zu erledigen gibt.
Wenn man nun denkt, daß ab 16 Uhr alles besser wird, da ich ja Verstärkung bekomme, hat falsch gedacht...
Denn ab da bin ich auch noch pflegeverantwortliche Kraft für einen anderen Wohnbereich. Bedeutet, ich trage auch dort die Verantwortung, gebe Spritzen, stelle und verteile Medikamente und bin zur Stelle "wenn die Hütte brennt". Den pflegerischen Part übernehmen auf diesen Bereich zwei Helfer.
Meine arme Pflegehelferin vom ersten Wohnbereich wurschtelt sich derweil alleine durchs Geschehen.
Aber ich will ja gar nicht meckern, es geht ja noch schlimmer: z.B.im Frühdienst ( der ist noch ne Ecke stressiger....) oder wir sprechen einfach mal vom Nachtdienst, den ich auch ab und an mit meiner Anwesenheit beglücke.
Nachtdienst in unserem Haus bedeutet: 98 Bewohner und 2 Pflegekräfte. Wer jetzt annimmt, daß die Bewohner sowieso in der Nacht schlafen, hat wieder falsch gedacht!
Besonders im Bereich wo dementiell veränderte Bewohner leben, trifft dies oftmals nicht zu. Die tun meistens alles - nur nicht schlafen!
Also, in der Nacht muss man körperlich schon richtig fit sein, Gelaufe über 3 Etagen, denn Fahrstuhl benutzen fällt aus (könnte ja steckenbleiben...) und viel Geklingel bei 98 Bewohnern und das Ganze von 20.30 Uhr am Abend bis zum nächsten Morgen um 7 Uhr.
Trotzdem arbeite ich gerne in meinem Beruf, er hat mich geprägt und ich glaube er hat mir auch gezeigt was wichtig im Leben ist. Was andere Menschen auf 180 bringt,kann mich teilweise noch nicht mal ansatzweise aufregen.
Nur eins regt mich zur Zeit richtig auf, und zwar die deutsche Pflegepolitik!!!
Dort sitzen Menschen, die wahrscheinlich viel wissen, nur nicht was Pflege in Deutschland bedeutet.
Wenn nicht zeitnah etwas Positives passiert, wird es in der Pflege zum großen Kollaps kommen.
Dann bin ich hoffentlich schon in Rente.....aber dann habe ich das nächste Problem....denn nun befinde ich mich in einem Alter, wo man auch mal ganz schnell im Pflegeheim landet....
Ich glaube, dass es in den meisten sozialen Berufen ähnlich ist. Den Kollaps "erwarte" ich eigentlich in naher Zukunft... Das Problem ist, dass die Menschen in sozialen Berufen ja auch sehr sozial eingestellt sind und deshalb immer weiter mitmachen, alles noch schaffen wollen und sich selbst dabei vergessen... Es gäbe genug zu tun in unserem Lande...
;-) Holt mich hier raus (Insider für Leser meines Unendlichkeitsartikels)
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Das ist wirklich ein großer Teil des Problems, wir ackern und schuften uns kaputt und tragen das system ja doch mit in dem wir das mit uns machen lassen. Wir machen weiter da die Bewohner ja nichts dafür können.
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Ja, da hast du recht. Ich habe aber mittlerweile gelernt mich auch mal quer zu stellen! Ansonsten hält man es in der Pflege nicht lange aus. Habe da genug ehemalige Kollegen vor Augen...
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Wie @yaraha arbeite auch Ich mit behinderten Menschen und muss sagen das wir es im Durchschnitt noch angenehmer haben als in der Altenpflege. Jedoch sind auch bei uns die Wohngruppen so eng besetzt das bloß nicht einmal ein Urlaub und eine Krankheit aufeinander fallen dürfen. Dazu kommen oft Mitarbeiter die aus gesundheitlichen gründen für lange ausfallen, sei es durch burn out, Depressionen oder ähnliche Erkrankungen und schon ist man an dem Punkt angelangt das die anfallenden Stunden nicht ohne großen Einsatz der restlichen Mitarbeiter abgedeckt werden können. Mitarbeiter haben oft hunderte Überstunden angesammelt mit wenig Aussicht diese jemals abzubauen.
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Ich glaube, das es in jedem sozialen Bereich viele Baustellen gibt. Wirklich schade, denn immerhin geht es ja um Menschen
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Unserer Politik sind Menschen nicht wichtig - es sei denn, es sind Flüchtlinge...
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Interessant zu hören, dass es mal etwas angenehmer war.. Ich bin auch mal gespannt, was sich so tun wird...
Ich kenne das leider auch nur zu gut, ich selbst hatte zwar in der Behindertenhilfe oft noch etwas "bessere" Bedingungen, aber die Zustände, gerade in Altenpflegeheimen sind wirklich unzumutbar.
Auch ich war in der Regel alleine im Dienst mit 15 Bewohnern und finde das sollte generell verboten werden! Spätestens seit ich mal im Dienst angegriffen und verletzt wurde und danach noch meinen Dienst fertig ableisten musste, weiß ich wie fatal diese Zustände (vor allem am Wochenende) sind.
Du hast ja schon richtig lange Erfahrung in diesem Bereich gesammelt, würde mich freuen noch mehr davon zu hören, du hast sicher viel gelernt in dieser Zeit... Ganz liebe Grüße
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Die Pflege gibt wirklich viel "Schreibmaterial" her. Da kommt bestimmt noch was!
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Das freut mich sehr zu hören =)
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Du hast so Recht. Ich bin Arzthelferin und besuche unsere Patienten natürlich auch zu Hause oder in den Pflegeheimen. Was ich da in den verschiedensten Heimen mitbekommen muss, schockiert mich immer wieder.
Das Einzige, was ich tun kann, ist den Pflegern die Arbeit mit der Arztpraxis zu erleichtern.
Ich erwarte nicht, das ein Pfleger bei meinem Hausbesuch mit anwesend ist, um den Patienten auszuziehen. Das kann ich auch machen. Sag mir wo das Zimmer oder der Patient ist und ich mach es. Ich habe auch schon Patienten in ihrem Zimmer zu Ende gefüttert, weil ich gemerkt habe, dass der Pfleger vor lauter Arbeit ,,schwimmt".
Was anderes kann ich leider nicht tun.
Mir tun die Pfleger leid. Einmal im Jahr bringe ich zu Weihnachten Kekse und viele Leckerein mit, damit die Pfleger sich mal wertgeschätzt fühlen.
Ihr leistet eine großartige, vollkommen unterschätzte und nicht geförderte Arbeit und das verdient meine Hochachtung!
Danke für deinen Beitrag.
Ganz liebe Grüße
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Ich bin als Betreuungskraft im Heim tätig, und ja es frustrierend dass die sozialen Berufe keine gesellschaftliche Wertschätzung erfahren. Ich weiß auch, dass Pflege- und Betreuungskräfte überfordert, immer schlechter ausgebildet sind und das bei einem Gehalt, dass zum heulen ist.
Aber ich begreife es nicht ausschließlich als ein Elendsthema, sondern als ein Reifeprozess für die ganze Gesellschaft. Und darauf freue ich mich ehrlich gesagt.
Ich arbeite seit zehn Jahren gerne in der Pflege, weil hier menschliche Fähigkeiten gelebt werden. Liebe, Vertrauen, Milde, Barmherzigkeit, Güte, Freundlichkeit und Solidarität. Wo findest du in der Industrie noch solche Werte?
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