Jacob Hornberger: Die Lebenslüge vom Sozialismus des Feindes (Teil 1)

in deutsch •  5 years ago 

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von Jacob Hornberger

Timothy Egan, seines Zeichens Autor einer Kolumne für die New York Times, beschreibt eines der Hauptprobleme, mit denen wir Libertäre in Amerika konfrontiert sind: eine identitäre Lebenslüge, ein Lügenleben in einer fiktiven Realität. Dieses Leben der Selbsttäuschung wird nicht absichtlich gelebt. Dennoch ist es die Wurzel vieler dysfunktionaler Merkmale der amerikanischen Gesellschaft.

In einer seiner letzten Kolumnen für die New York Times schreibt Egan:

Noch nie waren die USA ein sozialistisches Land, selbst dann nicht, als sie es am wahrscheinlichsten hätten sein sollen, während der Raubrittertyrannei des Goldenen Zeitalters oder der Verzweiflung der Großen Depression. Wahrscheinlich werden sie auch niemals ein sozialistisches Land werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der amerikanische Kapitalismus funktioniert; es ist bitter notwendig, dass er im Stile von Teddy Roosevelt Entmonopolisierung und Umstrukturierung erfährt. Wir werden dich kriegen, Facebook.

Man beachte die Denkweise: Amerika war nie ein sozialistisches Land. In Egans Augen ist Amerika eine "kapitalistische" Nation und war schon immer eine. Er behauptet, dass sein "kapitalistisches" System nicht funktioniert und ein Eingreifen der Regierung nötig ist, um es zu "korrigieren".

Worauf will ich hinaus? Dies ist die größte Herausforderung, vor der wir Libertäre stehen: im Kern unserer Gesellschaft gibt es eine Lüge und eine Realitätsverweigerung, die von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten akzeptiert und gefördert wird, vor allem von der gebildeten Elite der großen amerikanischen Mainstream-Zeitungen.

Warum die USA den Sozialismus lieben

Es kommt noch schlimmer. Egan schreibt weiter:

Trotz seiner Anziehungskraft auf junge Menschen ist der Sozialismus in der Öffentlichkeit nicht beliebt. Lediglich 39 Prozent der Amerikaner sehen den Sozialismus positiv, das ist zwar ein geringer Aufwärtstrend gegenüber 2010, doch ist die Zahl gering gegenüber den 87 Prozent, die der freien Wirtschaft positiv gegenüberstehen, wie Gallup im letzten Herbst feststellte.

Wie passen diese Zahlen zusammen? Die Antwort ist ganz einfach, denn die Amerikaner lieben den Sozialismus, wenn man ihn nicht Sozialismus sondern "Freiheit" nennt. Ein paar Beispiele: Sozialversicherung, Medicare, Medicaid, Einkommensbesteuerung, Agrarsubventionen, Bildungszuschüsse, öffentliche (d.h. staatliche) Schulen, Immigrationskontrollen, das Zentralbanksystem, Entwicklungshilfe und unzählige andere.

Diese Programme sind in ihrem Kern insofern sozialistisch, als sie entweder das sozialistische Konzept der zwangsweisen Umverteilung des Reichtums oder das sozialistische Konzept der zentralen Planung beinhalten. Doch wie der Kolumne von Egan zu entnehmen ist, wagt niemand, dies als Sozialismus zu bezeichnen. Um nicht geächtet zu werden, muss man das alles immer als "Freiheit" und "freies Unternehmertum" bezeichnen. Niemand wird uns schief ansehen, wenn wir dieser falschen Realität weiterhin anhängen.

Um es mit den Worten des berühmten deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe zu sagen: "Das Problem, vor dem wir stehen, ist perfekt: "Keiner ist hoffnungsloser versklavt als der, der fälschlicherweise glaubt, frei zu sein."

Hier können wir nun sehr gut begreifen, warum die Mehrheit der Amerikaner so verwirrt ist, wenn sie einem Libertären begegnet. Nicht-Libertäre fragen uns: "Was hat es mit dem Libertarismus auf sich? Die Libertären antworten: " Wir kämpfen für eine freie Gesellschaft". Das erscheint den Nicht-Libertären verrückt, denn in ihren Köpfen sind sie bereits frei. Wozu sollte ein Mensch nach Freiheit streben, wenn er bereits frei ist?

Dies ist wohl der größte Unterschied zwischen Libertären und Nicht-Libertären. Wir können die Unfreiheit um uns herum erkennen. Für uns ist Amerika eine sozialistische Nation. Freies Unternehmertum gibt es für uns in diesem Land nicht, nur korrupte Oligarchie. Nicht-Libertäre haben den Leviathan nicht als solchen erkannt, zumindest noch nicht.

Meine eigene Lebenslüge

Wie die meisten kann auch ich mich mit Egan identifizieren. Bis in meine späten 20er Jahre habe auch ich geglaubt, was er glaubt. Ich kann mich noch an das Buch A Time for Truth von William Simon erinnern, der als Finanzminister in der Nixon-Regierung tätig war. Darin sprach der Autor über den "neuen Despotismus" Amerikas, der mit dem Umbau zu einem Wohlfahrtsstaat, einer zentral verwalteten und regulierten Wirtschaft und einer streng staatlich kontrollierten Gesellschaft einherging, zu der unter anderem Hausdurchsuchungen ohne Anklopfen gehörten. Er umriss, was zur Wiederherstellung von Freiheit und freiem Unternehmertum in unserem Land getan werden musste. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, sagte ich einem Freund, dass ich es zwar für ein interessantes Buch gehalten hatte, aber dass ich es etwas seltsam fand, dass Simon andeutete, dass die Amerikaner nicht frei seien. Jedermann weiß, dass die Amerikaner frei sind und dass sie bereits ein System der freien Wirtschaft haben.

Genauso wie Egan war ich noch nicht bereit für die Wahrheit. Das Buch von Simons hatte jedoch einen Keim in mir gelegt. Einige Zeit später stieß ich durch eine Reihe von vier kleinen Büchern mit dem Titel Essays on Liberty auf den Libertarismus. Diese Reihe enthielt prinzipientreue, kompromisslose libertäre Essays von verschiedenen libertären Autoren.

Mir fiel es in diesem Moment wie Schuppen von den Augen. Die meisten Libertären werden verstehen, wenn ich hier von einem "Durchbruch" in meinem Denken spreche, da sie dies selbst erlebt haben. Die jahrelange Indoktrination, die ich in öffentlichen (staatlichen) Schulen erhalten hatte und die Egan zweifellos als ein Rückgrat des amerikanischen "freien Unternehmertums" betrachtet, brach auseinander. Die Realität - dass Amerika schon vor Jahrzehnten den Sozialismus angenommen hatte - befreite mich von diesen langen Jahren der staatlichen Indoktrination und Lügen.

Written by Jacob G. Hornberger, translated by me and published with permission from the author. Link to the original article at The Future for Freedom Foundation.

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