Teil 3 - Das Chaos

in deutsch •  6 years ago  (edited)

Es war kein ungewöhnlicher Tag in A.s Leben, im Gegenteil. Der Bus kam zu spät, die Verkäuferin beim Bäcker war wieder nicht im Stande die Kaffeemaschine zu bedienen und auf Arbeit war sie wieder die Erste. Sogleich machte sie sich daran einen Kaffee für die Belegschaft herzurichten um die Wartezeit zu überbrücken, die es bedarf bis der Computer hochgefahren war. Dieser war eine Spende eines Mutterkonzerns zu deren Geflecht sich auch ihr Arbeitgeber zählen konnte.

Sie las die Mails die eingegangen waren, scannte Dokumente ein und druckte Lebensläufe neuer Bewerber aus. Amüsiert von der Eloquenz einiger Menschen ging A. die Schriftstücke durch und legte die vielversprechendsten in eine Ablage, die später von der Administrative durchgegangen werden sollte. Soweit kam es jedoch nicht, da auf einmal der Chef in der Tür stand und verkündete, dass M. nun als neuer Kollege begrüßt werden soll. Da A. dafür zuständig war die Leute einzuarbeiten, oblag es nun ihr ihm die gewohnten Arbeitsabläufe zu erläutern. Determiniert durch Monotonie war dies eine Tat, die zügig von statten ging. Während M. beteuerte es verstanden zu haben blickte sie skeptisch drein, ließ ihn dann aber gewähren.

Gestresst vom Tag meinte A. den Kopf freibekommen zu müssen. Deshalb traf sie sich mit einer Person, mit der sie viel zu lange nicht mehr gesprochen hatte. Doch so spontan wie der Gedanke war, wusste sie, dass dies die einzige Möglichkeit war, da sonst der Gedanke eines Wiedersehens im Sog des Alltags verschwinden würde. So saßen die beiden in ihrer Küche und fingen eine belanglose Unterhaltung an. Angeregt erzählte die Bekanntschaft von einer Situation die in der Stadt passiert sein soll. A. bekam davon nicht so viel mit, lediglich, dass es scheinbar einen Knall gab. Sie war einfach froh, nicht immer nur die gleichen Themen, wie geltendes Recht und den Smalltalk in der Cafeteria zu ertragen. So verliefen die Stunden und nach einem Abend voller Lachen und dem Bewusstsein eine Person des Vertrauens zu haben verabschiedete sich die Bekanntschaft. Man einigte sich darauf, es unbedingt zeitnah wiederholen zu müssen.

Als A. am nächsten Tag das Büro betrat konnte sie kaum ihren Sinneszellen vertrauen. In der einen Ecke des Raumes, begraben und umgeben von losen Zetteln zitterte ein kauernder M. Repetitiv gab er ein Mantra von sich und führte einen Stift über den Berg aus Papier, sodass das Ergebnis bald einem Seismographen glich. Leicht irritiert machte sich A. daran dem Einhalt zu gebieten. Sie nahm den verwirrten M. und brachte ihn in die Küche wo sie ihm ein Wasser gab. Immer noch murmelnd versuchte er zu trinken und verteilte so die Flüssigkeit über den Boden. Durch das kollegiale Bewusstsein verunsichert fiel es A. schwer eine Entscheidung über den weiteren Prozess zu treffen. Sie hätte dem Chef etwas sagen können. Dennoch wollte sie nicht, dass er seinen Job verliert, sodass sie ihn gewähren lies.

Blinzelnd nahm A. weiße Kittel wahr. Gefesselt auf einer Bahre spürte sie, wie eine Nadel langsam in ihren linken Arm eindrang. Bis die Wirkung der Dosis einsetzte bemühte sie sich mit angespannten Muskeln gegen die außen aufgezwungene Medikation zu wehren. Als das Sedativum sie vollständig durchdrungen hatte nahm sie in weiter Ferne eine Stimme wahr. Säuselnd und gleichzeitig bedrohlich klingend sprach sie in gepflegter Wortwahl zu ihr. Ahnend, dass es der Chef war, beschloss sie zuzuhören. Er erklärte ihr, dass sie heute jemanden einzuarbeiten hätte.

Der Chefarzt betrachte A. kurz und machte zum Abschluss eine kurze Notiz in sein Tagebuch, welches er über die Patienten führte. Medikation beibehalten.

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