Zitate 010 - Ken Jebsen

in deutsch •  8 years ago  (edited)

"Wenn ich mich (bei der Wahl, Anm. SC) für Dieter Bohlen entscheiden würde, nicht deswegen, weil Dieter Bohlen so geil ist. Nein! Weil ich so verzweifelt bin! Dass ich alles wählen würde, nur um den (Establishment-Kandidaten, den ich nicht mag, Anm. SC) loszuwerden! Und das, Angela Merkel, solltest du auch verstehen. Auch ich würde Dieter Bohlen wählen nur um dich loszuwerden. Dich und die SPD und die Grünen und die Linken! Weil ihr seid so durch. Ihr seid so verlogen, ihr seid so im Establishment und zwar durch die Bank. Ihr seid vollkommen unwählbar!"

Das Zitat stammt aus einem spontan aufgenommenen Video von Ken Jebsen [1], wobei sich die zitierte Stelle bei Minute ca. 5:08-5:35 befindet. Ich empfehle das Ansehen des ganzen Videos. Inhaltlich ist es eine Reaktion auf die Wahl von Donald Trump in den USA und eine enragierte Stellungnahme zur Qualität respektive Realitätsnähe der Berichterstattung in der Deutschen Mainstreampresse. Da diese Medienerzeugnisse überwiegend mit einem deutlichen Sieg von Hillary Clinton gerechnet und dieses Ergebnis auch spürbar herbeigesehnt haben, ist es nicht übertrieben, die gesamte Berichterstattung als grosses Versagen zu bezeichnen.

Es ist eine ziemliche Wutrede, die ich Jebsen jederzeit zutraue, aber nicht unbedingt mit diesem Inhalt. Er ist nicht der erste Linke, der Verständnis für die Entscheidung der US-Amerikaner zeigt.

Bei Facebook wurde das Video bereits 1.5 Millionen mal angeklickt, was für die mittlerweile sehr grosse Reichweite von KenFM spricht. Es dürfte das grösste deutschsprachige Portal im Bereich alternative Medien sein.

KenFM habe ich in letzter Zeit als Portal eher gemieden, weil für mich dort zuviele Utopisten und Leute, von denen ich das Gefühl habe, sie möchten am liebsten selbst Gesellschaftsarchitekten sein, aufgetreten sind. Ich bin bekanntlich mehr ein Fan von guten, pragmatischen Lösungen, die gerne unspektakulär sein dürfen. Wie die Lösungen des US-Präsidenten Trump aussehen werden, wird die Zukunft zeigen. Ich werde auch ihn an seinen Taten messen und hoffe, dass das auch die meisten von denen tun werden, die sich diese Woche ausgelassen über Trump's Sieg gefreut haben.


[1] Ken Jebsen über Medien | Trump | US-Wahl | Zerfall des Kapitalismus | 09.11.2016

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Ich finde die Ansicht Jebsens recht konsequent. Da er natürlich die NATO kritisch sieht - oder besser gesagt für gefährlich hält - muss es eine große Erleichterung für ihn sein, dass ein US-Präsident im Wahlkampf dezidierte Anti-NATO Rhetorik verwendet hat. Wäre Jebsen ein US-Amerikaner hätte er wahrscheinlich seine Schwierigkeiten mit Trump, da er dessen innen- und wirtschaftspolitischen Ansichten nicht teilen würde. Da er aber Europäer ist, ist ihm das wichtigste an einem amerikanischen Präsidenten die Außenpolitik.
Zu KenFM: Ja, ich lese dort auch nur manchmal und nur zu außenpolitischen Themen, alles andere finde ich eher schwach.

Danke für den Kommentar.
Ich war zunächst sehr überrascht, dass Ken eine solche Wutrede zu diesem Thema veröffentlicht.
Deswegen habe ich sie auch empfohlen.
Ich bin ansonsten ziemlich freiheitlich orientiert, weswegen ich es nicht immer nachvollziehen kann, wenn er Staatsverehrer und Sozialisten einlädt. Solche Videos schaue ich dann kaum an.

Über die NATO kann ich nicht allzuviel sagen, da ich über hohe Militärs und militärische Strategie einfach nicht genug weiss. Es handelt sich neben der Fassade des Militärbündnis auch um eine Elitenorganisation mit Geheimapparat, von wem immer der genau kontrolliert wird. Was Trump damit machen wird, ist mir noch unklar. Wenn er sie verkleinern möchte, gibt es auf jeden Fall Stellschrauben, an denen man drehen und Trumps Idee verhindern kann.

Die Ausdehnung der NATO seit 1990 ist ein Fakt. Oft wird gesagt, eine Nicht-Ausdehnung sei Moskau versprochen worden. Von wem ist mir spontan nicht bekannt.

Nun haben sich nach dem Zusammenbruch der UdSSR und des Ostblocks respektive des Warschauer Paktes eine ganze Reihe von Ländern von Moskau losgesagt. Die haben jederzeit die Freiheit, den Willen zu äussern, sich einem Bündnis anzuschliessen. Hätte ein NATO-Mitglied den Russen diesbezüglich etwas versprochen, hätte es dieses Versprechen innerhalb der NATO klar machen und vertreten müssen. Das ist nicht geschehen. Ich habe dazu die Stellungnahme der NATO einmal angeschaut, sie redet davon, dass dieses Versprechen eine Lüge sei. Gorbatschow auf der Gegenseite halte ich trotz seiner Beliebtheit in Deutschland nicht unbedingt für viel glaubwürdiger.

http://www.nato.int/docu/review/2014/Russia-Ukraine-Nato-crisis/Nato-enlargement-Russia/DE/index.htm

Die haben jederzeit die Freiheit, den Willen zu äußern, sich einem Bündnis anzuschließen.

Dagegen sagt auch niemand was. Jeder Bettler hat das Recht, den Willen zu äußern, Mitglied im Milliardärs-Club zu werden. Ob er aufgenommen wird, entscheidet nicht er, sondern der Club. Das einzige, was diese Länder zur NATO beitragen können, ist Land für Militärbasen. Man hat sie nicht aufgenommen wegen ihrer Technologie, ihres taktischen und strategischen Knowhows, oder um sie vor den bösen Russen zu beschützen.

Die NATO ist, wie Trump bereits sagte, obsolet. Wie ihre Leistungsbilanz deutlich zeigt, ist die NATO auch überflüssig. Und die Bezeichnung "Verteidigungsbündnis" darf stark bezweifelt werden, angesichts der Tatsache, daß die NATO bisher ausschließlich Angriffskriege und nicht einen einzigen Verteidigungskrieg geführt hat.

Vielleicht hilft es, wenn man sich den umgekehrten Fall vorstellt: Mexiko "äußert den Willen", sich dem Warschauer Pakt anzuschließen, und die Russen sagen dann: "Ups! Die haben den Willen geäußert, jetzt müssen wir sie aufnehmen, dort in der Gegend um Tijuana Manöver abhalten und überall Truppen stationieren..." - ich denke nicht, daß die USA dem lange zugesehen hätten. Oder wenn der Warschauer Pakt nach dem Abzug der Westalliierten sich nach und nach bis auf die Azoren ausgeweitet hätte.

Danke für den Kommentar!

Ja, man kann über das ganze NATO-Thema sehr viel diskutieren. Was sagt eigentlich die NATO über sich selbst zum Thema?

Der Vergleich mit Mexiko hinkt ein wenig, wenn man z. B. nur das Baltikum betrachtet mit seinen zahlenmässig ziemlich kleinen Völkern. Betrachtet man den ganzen Ostblock, kommt es mit Fläche und Bevölkerung einigermassen hin. Mexiko ist mit fast 2 Mio. km2 Fläche und gegen 125 Mio. Einwohnern ein ziemlich grosses Land.

Mir erscheint es so, als ob die baltischen Völker versuchen, möglichst souverän zu sein und sich von Moskau möglichst abzugrenzen, was angesichts der russischen Minderheiten in den Ländern ohnehin nur begrenzt möglich ist. Ob das innerhalb der EU und NATO am besten möglich ist, weiss ich nicht, ich lebe in der noch weitgehend neutralen Schweiz. Bei uns wird die Neutralität immer wieder nicht eingehalten, aber strategisch ist es in unserer geographischen Lage einfacher, neutral zu sein, als an vielen anderen Orten.

Wie die Geschichtsschreibung in den einzelnen Ländern und Kulturen in Osteuropa aussieht, interessiert mich. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich von der deutschen und russischen unterscheidet. Solange sie einigermassen differenziert ist, also nicht nur auf der Verherrlichung des Eigenen basiert, kann man auch kleinen Völkern das Recht auf eigene Geschichte und Geschichtsschreibung nicht aberkennen. Das ist aber das, was gerade Imperien sehr gerne tun.

Da hinkt nichts. Die NATO steht an der russischen Grenze. Sie hat da nichts verloren. Zumindest dann nicht, wenn es ein Verteidigungsbündnis wäre. Eine Aufnahme dieser Länder in die NATO wäre auch technisch überhaupt nicht nötig, wenn es tatsächlich nur um Verteidigung ginge. Es geht ausschließlich darum, NATO-Basen genau an der russischen Grenze einzurichten, und um nichts anderes. Die NATO ist ein Gefahr für den Frieden in Europa.