Kampf und Kunst scheinen im ersten Moment wie zwei Gegensätze. Kampf vernichtet, er misst sich in physischer und technischer Überlegenheit. Er will überwinden und bezwingen. Kunst kreiert Bedeutung und Ästhetik, sie dient als Brücke zur Seele
( zumindest in meinem etwas antiquierten Verständnis davon). Die Kunst erhebt das Tun des Menschen aus dem Zweckmäßigen in das Symbolische. Wo liegt der Berührungspunkt dieser zwei Welten?
Es gibt drei wesentliche Bereiche in der Lehre vom Zweikampf. Das sind: Kampfsport, Realkampf und Kampfkunst. Die meisten Kampfstile umfassen eine oder mehrere dieser Kategorien
Kampfsport:
Im Kampfsport findet man all jene Stile in denen ein Messen zweier Kämpfer in einem bestimmten von Regeln geformten Raum stattfinden kann. Der Kampfplatz hat eine genaue Größe und Qualität, das Regelwerk ist abgestimmt auf den jeweiligen Stil. Die Regeln bestimmen welche Fähigkeiten besonders trainiert werden müssen um im Kampfsport erfolgreich zu sein. Man kann sein Können und seine Stärke fair und nach Punkten messen. Judo, Thai Boxen, Kick Boxen, MMA, Fechten, Ringen und Sanda, sind klassische Beispiele dafür.
Realkampf:
Der Realkampf ist ein völlig anderer Bereich der kämpferischen Begegnung. Realkampf kann überall auftreten, in einer Bar, auf der Strasse, im Lift, in der U-Bahn, auf einer Rolltreppe. Überall wo Menschen sich begegnen, kann es aufgrund eines Aggressors zu einem Konflikt kommen. Man hat hier keine Regeln, keinen abgesicherten Kampfplatz. Vielleicht hat der Gegner eine Waffe. Man muss der körperlichen Auseinandersetzung anders entgegentreten als im Ring. Schnelle, schmucklose Techniken, welche den Gegner schnell kampfunfähig machen oder einem die Möglichkeit der Flucht öffnen sind hier der Schwerpunkt. In dieser Sparte findet man: Krav Maga, Wing Tsun (ist auch eine Kampfkunst), Systema, und eine Vielzahl von anderen modernen Kampfsystemen.
Nun haben wir die zwei Felder beschrieben von denen sich die Kampfkunst abhebt. Was aber nun will die Kampfkunst wenn nicht einen Gegner auf der Strasse oder im Ring besiegen?
Kampfkunst:
Die Kampfkunst enthebt die Bewegung der rein kämpferischen Bedeutung. Sie sucht nicht mehr nur die Überwindung des Gegners im äußeren sondern strebt nach Meisterschaft im Inneren. Die Kampfkunst bewegt den Geist und veredelt Bewegung. Sie trägt die Rhythmik eines Tanzes in sich, verliert aber nicht die Absicht des Kriegers. Es geht nicht nur um Darbietung (bei modernen Formen des Wushu schon) sondern um die Meisterung der inneren Kraft. Der Fluss des Chi, der Energie in der Form wird das zentrale Thema der Kampfkunst. Präzision der Haltung, Beschleunigung und Stabilität, sowie die Rhythmik der Atmung und Kraft in der Bewegung werden geübt und perfektioniert. Der äußere Gegner verschwindet, man kämpft gegen seinen inneren Gegner. Man kämpft gegen die eigene Ungenauigkeit, Geistestrübung, Trägheit und Schwäche. Die Form (Taolu) hat einen bestimmten Ablauf. Schritte und Schläge sind zu einer Komposition zusammengefasst, welche gemeistert werden soll. Das Üben dieser Kompositionen formt und schult Körper und Geist.
Hierzu zählen: Tai Chi, Wushu, Shaolin Kung Fu, Bagua, Wudang Kung Fu und andere.
Die Formen dieser Stile sind die Nachschlagewerke eines Kampfkünstlers. Sie sind gefüllt von kraftvollen Bewegungen und Andeutungen von Anwendungen. Die Figuren und Bewegungsmuster der Kampfkunst erfüllen meist mehr als nur einen Zweck. Sie sind gesundheitsfördernd und eng mit der chinesischen Medizin und Meridianlehre verknüpft. Sie wirken auf den Körper indem sie ihn stärken, dehnen und abhärten. Die Formen haben sowohl eine ästhetisch-kulturelle Bedeutung (Shaolin Formen orientieren sich oft an Haltungen von Wächtergottheiten, Buddhas oder Tieren) als auch einen kämpferischen Wert. Will man die Bewegungen auf Realkampf oder Wettkampf übertragen, muss man sie abstrahieren. Man muss sie aus ihrer Form befreien und in den Kontext einer Kampfsituation übertragen lernen. Der Kampfkünstler bewegt sich von der Form in die Formlosigkeit. Das ist eine komplexe und vielschichtige Art zu lernen zu leben und zu kämpfen, deswegen auch eine Kunst.
Die Schönheit der Kampfkunst liegt in der Verknüpfung von Philosophie, Medizin, Kampf, Kunst und Lebensführung. Wenn sie die Verbindung zum Kampfsport und Realkampf jedoch völlig verliert, wird sie abgehoben, selbstgefällig und unbrauchbar. In diesem Sinne sollte sich jemand der den Weg der Kampfkunst geht sich in allen dreien Aspekten schulen.
Sehr schön! Es scheint so, als hättest du dich noch nicht vorgestellt. Vielleicht willst du das noch nachholen? Das Thema ist jedenfalls interessant. Die Shaolin Tradition hat auf mich eine sehr mystisch anziehende Ausstrahlung 😀
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Danke für das Feedback :-). Ja gern. Ich hab mich erst heute angemeldet. Grad mal am orientieren.
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Sehr schön geschrieben, ich folge dir mal :)
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danke......:-)
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