Tot geglaubt [german poetry]

in deutsch •  8 years ago 

Wie heißt es so schön:

"Tot geglaubte leben länger..."

Ich weiß gar nicht genau, was mich zu dieser Prosa inspiriert hat. (Mit Flaggen und Kursen hatte es jedenfalls nichts zu tun.)

Das Foto habe ich auf Gozo geschossen, da war diese spiegelnde Meerwasser-Lache auf einem Felsen. Ich finde, es passt gut zur Stimmung des Textes:


Tot geglaubt

Alles hätte so schön werden können im Wind. Mineralwasser quellen aus seiner Hand. Das zersplitterte Glas zerschneidet ihn, gleichgültig wie er ist.

Es reizt ihn nicht. Nein, Schmerzen nicht und Freude nicht. Es könnte sein, dass er bereits tot ist, könnte man meinen, wie er das selbst manchmal glaubt.

Just in diesen Momenten aber, da er glaubt, weiß er, dass dieser Glaube Trug ist, weil Tote nicht glauben.

Er setzt sich auf den Rasen, Seerosenrasen.
Er versinkt ein wenig darin - nicht weiter tragisch. Er lächelt, als seine Hand ihm bis zum Wasser reicht. Sein Lächeln versinkt. Seine Ohren sausen.

Zum Glück trägt er eine Sonnenbrille. Dann blendet das Wasser nicht so. Seine Locken saugen es schwammartig auf: Das wäre beinahe schiefgegangen, er hätte sie vorher entfernen sollen.

Doch seine nun rot sprudelnde Hand hat ihn gerettet. Er ertrinkt in seinem eigenen Blut. Und fast wäre es ihm gelungen, in dem Moment in dem er starb, zu glauben, dass er es täte.

So aber war er schon tot und Tote glauben nichts.


Danke für eure Aufmerksamkeit!

@shortcut
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Die Frage stellt sich nun: ist er tot oder glaubt er noch? Ach ja er ist tot und zeigt uns, wie fragil der Glaube doch ist. Danke für Deine Inspiration. :)

Vielen Dank für deinen Kommentar. Ein schöneres Kompliment kann ich mir kaum vorstellen, als dass meine Prosa dich inspiriert hat :-)

klasse!! mitgenommen wird das ding..

Danke dir :-)

gerne