Der Geldkönig
Wer reitet so oft durch Regen und Wind?
Es ist Vater Staat mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl und warm,
Er erfasst ihn sicher, er lässt ihn nicht arm.
"Mein Sohn, welch Sehnsucht
seh ich in Gesicht?"
"Siehst, Vater, du den Geldkönig nicht?
Den Geldkönig mit Krone und Zepter?"
"Mein Sohn, es ist der Moral Letzter!"
"Liebes Kind, komm geh mit mir!
Gar lukrative Spiele spiel ich mit dir;
Manch kurzfristige Gewinne zieh ich an Land;
Meine Aktiengesellschaften hat manch
gülden Gewand."
"Mein Vater, mein Vater, und hörst du nicht,
was Geldkönig mir laut verspricht?"
"Sei ruhig, bleib ruhig, mein Kind!
Auf wackligem Boden fällt man
sicher geschwind."
"Willst, feiner Knabe, du mit ,mir gehen?
Durch mein Freihandelsabkommen
wirst du ach so schön,
Mein Freihandelsabkommen hat den
funkenden Glanz,
Es erbittet dein Nachgeben und zum Tanz."
"Mein Vater, mein Vater,
und siehst du nicht dort,
Geldkönigs Reichtum am fernem Ort?"
"Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau.
Doch erscheinen die alten Metropolen so grau."
"I love you, mich reizt deine Gier,
und bist du nicht willig, so brauch ich Manier."
"Mein Vater, mein Vater,
jetzt will er mich überzeugen!
Dem Geldkönig soll ich mich nun
endlich beugen?"
Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
er hält in Armen das gierige Kind,
erreicht den Hof mit großer Müh'
sein Gesicht ganz rot -
und weiß nicht genau:
Tut das Beschützen denn Not?
Auszug aus
Poetry-Slam-Texte als Lernimpulse Neue Ideen für den sozioökonomischen Unterricht