Wer jetzt erwartet, dass ich mich hier nur auf die alten Griechen stütze, irrt sich gewaltig. Es ist ein wichtiger erster Schritt, daher will ich kurz erläutern, warum man danach nicht aufhören sollte.
Ich weiss, dass ich nichts weiss
Optische Täuschungen, Fehlinformation, Doktrinen die nicht hinterfragt werden, jedes einzelne Modell der Wissenschaft im weitesten Sinne kann keine absolute Wahrheit garantieren. Der Film Matrix erläutert ziemlich gut warum wir nichts, aber auch wirklich nichts, als absolut wahr ansehen sollten.
Es macht wenig Sinn nun das Wort Wahrheit über Bord zu werfen, man könnte es anhand des "skeptischen Argumentes" tun, aber wem hilft das? Man will ja seine Philosophie und sein Handeln auf irgend etwas aufbauen und das kann man dann ja auch seine persönliche Wahrheit nennen.
Alles muss einen Anfang haben. Dieser Anfang der Wahrheit kann nicht bewiesen werden, er muss definiert werden.
Definitionen
Für mich ist alles "grün", was die gleiche Farbe hat wie das Folgende Bild.
Dieses Bild ist grün - ist eine Aussage die nun anhand von meiner Definition absolut wahr ist, allerdings nur für die, die mit meine Definition akzeptieren. Jemand mit einer Farbblindheit könnte meine Definition ablehnen, wodurch die Symbiose Definition+Aussage nicht falsch wird. Die Wahrheit der Definition ist eine Bedingung und aus einer falschen Bedingung lässt sich alles Folgern, auf einem technisch-logischem Level.
Mathematik ist auf der Definition von Zählen aufgebaut. Jede Zahl hat einen Nachfolger. Dazu kommen noch viele andere Definitionen, wie z.B. das Zehnersystem, Addition, Multiplikation. Vielleicht kennen manche noch aus der Schule, dass es immer wichtig war den Definitionsbereich anzugeben (N,Q,R) wenn ihr Aufgaben lösen musstet. Das liegt dran, dass Wahrheiten (Lösungen), die ihr bestimmt nicht in allen Definitionsbereichen wahr sind.
Ein Beispiel dazu wäre die Wurzel aus -1. In R hat diese Operation keine Lösung. In C ist die Lösung i.
Absolute Aussagen, die niemals wahr sind
"Die Menschen in unserm Land sind frei" - Ich zeige auf jemandem, der in unserem Land im Gefängnis sitzt, Gegenbeweis erbracht, außer wenn kriminelle keine Menschen sind. Aber ich denke keiner will jemanden der ein Gesetz gebrochen hat als nicht Menschen auffassen.
"Hier herrscht Meinungsfreiheit!", da rechtsradikale Meinungen illegal sind, ist das auch falsch. Hier müsste man auch sehr stark basteln um alles rechtes Gedankengut alles eine psychische Krankheit darzustellen und alles was ein psychisch kranker sagt ist ja wirres Geschwätz was höchstens dazu führt, dass sich diese psychische Krankheit ausbreitet.
Für mich beinhaltet Meinungsfreiheit dass jeder sagen kann, was er will ohne Angst davor haben zu müssen weggesperrt zu werden. Das heißt nicht das eine konkrete Androhung von körperlichem Schaden nicht genau als solch ein Drohung behandelt werden sollte.
"Die Würde des Menschen ist unantastbar" es gibt etliche Menschen und Umstände, die mich in meiner Würde kränken. Jemanden ein Arschloch zu nennen ist eine Missachtung der Würde, aber ist es es unmöglich?
Subjektive Wahrheit, Individualismus und Politik
Wenn man akzeptiert, dass Wahrheit immer davon abhängt welche basischen Definitionen (Werte), man hat kann Wahrheit nicht objektiv sein sondern muss subjektiv sein. Jedes Imperium ist auf dem Fehlglauben aufgebaut, dass es absolute Wahrheiten gibt, die sich auf die ganze Welt anwenden lassen, selbst wenn es sie geben sollte können sie nicht diktiert, sondern müssen "erlebt" werden und vor allem gewollt werden.
Sargon of Akkad hat ein interessantes Video gemacht. Ich hatte immer das Gefühl, dass Sargon komische Ideale hat und daher viel lieber auf allem rumhackt, was er im Internet sieht. Er trifft oft die richtigen, aber ich empfand seine Argumente oft als sehr kindisch. Er benutzt gerne viele hohle Phrasen und steckt Menschen gerne in Schubladen.
Auch wenn ich natürlich nicht mit so einem Schwachsinn wie rassischer Identität übereinstimme, gibt es so etwas wie eine kulturelle Wahrheit, ob die mit der persönlichen Wahrheit übereinstimmt ist ja dann auch noch immer mal eine Frage.
Vor allem 6:47 ist interessant. Anscheinend glaubt Sargon an eine Form von Erleuchtung und objektive Wahrheit. Dann vermischt er noch ganz schnell, dass subjektive Wahrheit immer auch gewaltsame Maßnahmen verlangt... hier hätte ich gerne mal eine Erklärung, warum das der Fall sein muss.
Nur weil die Nazis ihr perverses Vorgehen mit subjektiver Wahrheit gerechtfertigt haben, heißt das nicht, dass subjektive Wahrheit ein falsches Konzept ist. Das ist so ähnlich wie das Argument gegen Krypto, denn es benutzen ja auch Kriminelle.
Subjektive Wahrheit ist ein Grundpfeiler für meine Auffassung von Individualismus, nur wer in der Lage ist eigene Wahrheiten zu formulieren, ist tatsächlich mündig. Ich verstehe nicht wie Sargon und andere Liberale und Liberterianer nicht verstehen können, dass die Idee von objektiven Wahrheiten nichts weiter ist als eine Rechtfertigung auf einen Autokratischen Herrschaftsanspruch, der Individualisten ganz klar als "Dumme, die die Wahrheit nicht erkennen wollen" darstellt.
Wie seht ihr das? Würde mich wirklich sehr interessieren, da anscheinend WW2 auf Grund dieses Ideenkonflikts ausgebrochen ist.
Vielleicht kann ich ja noch etwas zu dem Thema beitragen. "Veritas est adequatio rei et intellectus."-" Wahrheit ist die Übereinstimmung von Sache und Verstand."
Eigentlich waren sich die Menschen immer einig darüber, dass es die Wahrheit gibt. Und ich meine auch das es eine objektive Wahrheit gibt. Aber auch das es eine subjektive Wahrheit gibt. Das heutige Wahrheitsproblem resultiert daraus, dass wir ein Problem mit der WahrheitsVERMITTLUNG haben. Ich möchte anhand eines Beispiels erläutern was ich meine.
Stell Dir vor, dass vor Dir ein Glas steht. Dann stellst Du noch ein Glas dazu. Wie viele Gläser stehen vor Dir? Sache und Verstand! Natürlich kannst Du sagen es stehen zehn Gläser vor mir, oder Du sagst, da stehen zwei Bücher vor mir. Wie man eine Sache benennt, oder ob man schlicht die Unwahrheit sagt, es ändert nichts daran, dass Da ein Glas und noch ein Glas vor Dir stehen. Denn Dein Verstand hat ja die Sache bereits erkannt. Lediglich die Vermittlung der Wahrheit ist ein echtes Problem.
Als Beispiel für objektive Wahrheiten kann man "Du sollst nicht töten.", verwenden. Dieses Gebot wäre nur dann subjektiv, wenn man selbst damit einverstanden wäre, dass jeder einen jederzeit umbringen DARF.
Eine subjektive Wahrheit ist, wenn ich sage, dass ich aufpassen muss was und wieviel ich esse, da ich ein Problem mit meiner Galle bzw. Leber habe. Es mag andere wie mich geben, es ist aber dennoch eine Wahrheit welche, an mir selbst hängt und nicht an allen.
Ich denke, dass ein weiteres riesiges Problem bei der Wahrheit darin liegt, dass man damit eigentlich meistens den Bereich der Ethik meint, aber über die Moral spricht.
Was das Thema Gewalt angeht. Nun ja. Zum Bösen missbrauchen lässt sich leider alles. Da ist weder die subjektive noch die objektive Wahrheit gefeit.
Aber guter Aufsatz und interessante Kommentare:)
MfG
Reinhard
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Es gibt zwei Arten von Wahrheiten, die man unterscheiden sollte Moral und Wirklichkeit.
Die Wirklichkeit kann durch Illusionen beeinflusst werden. Vielleicht bin ich ja nur so besoffen dass ich zwei Gläser sehe, wo nur eins ist.
Dann gibt es Moral, wobei jegliche Staatsform und Religion eine Abbildung dieser Moral darstellt. Hier ist nun die Frage "was ist moralisch gut?". Kant hat versucht das mit seinem kategorischem Imperativ zu tun, was meiner Meinung nach schwer misslungen ist.
Moral kann nur eine inter-subjektive From der Wahrheit sein, denn ohne Menschen gibt es keine Moral. Natürlich kann "ich werde nicht zulassen, dass jemand getötet wird" Teil davon sein, aber hier gibt Umstände wie Notwehr und Existenznot.
Wenn "du sollst nicht töten" wirklich ein objektiver moralischer Wert wäre würde jeder Soldat sich in Grund und Boden schämen, trotzdem sind die Amis ja ganz stolz auf ihre Truppen.
Danke für den langen Kommentar, ich höre immer gerne andere Ansichten.
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Ist eher irrelevant wie ich das sehe, da viele Menschen in Deutschland nicht Willens oder geistig nicht in der Lage sind so einen anspruchsovllen Dialog zu führen. Die Leute akzeptieren nicht mal das Naturrrecht (jeder Mensch gehört sich selbst). Die meisten Menschen finden die Bezeichnung "Sklave" als abwertend, dennoch verdrängen sie objektive Wahrheiten (Steuersätze von 50% und mehr.)
Jedes Imperium ist auf dem Fehlglauben aufgebaut, dass es absolute Wahrheiten gibt, die sich auf die ganze Welt anwenden lassen,
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auch in naivem Dialog finden sich Wahrheiten. Nur weil viele Menschen anscheinend eine Form der Sklaverei (autoritärer Staat) bevorzugen, heißt das ja nicht, dass der Wunsch nach Sicherheit und allgemein gültigen Regeln, die ein Staat bietet, absolut falsch ist. Über das Ziel hinausgeschossen würde ich eher sagen.
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Du hast absolut Recht, es gibt eine objektive und eine subjektive Wahrheit und das Entscheidende hierbei ist, dieses zu erkennen! Nur so kann man wirklich mit anderen kommunizieren und sie verstehen. Viele Menschen setzen aber beides gleich, oder eher gesagt, sie kennen den Unterschied überhaupt nicht. Nur weil ich Regen liebe und wenn ich dann bei Regen sage: "Das Wetter ist schön", kann ich nicht erwarten, dass alle das so sehen. Andere nennen den selben Umstand "schlechtes Wetter" und haben genauso Recht, bzw. sagen ebenfalls die "Wahrheit." Mit einem Hauch von Einstein könnte man auch sagen "Die Wahrheit ist relativ." Ich denke, die Welt könnte eine andere sein, wenn das die Leute verstehen würden. Dann könnte man sie auch nicht mehr mit subjektiven Wahrheiten, die ja nur Meinungen sind, manipulieren.
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Genau das meine ich. Ist auch anschaulicher als meine Definition von grün :D.
Ich verstehe auch ehrlich nicht wie ein kritischer Denker, die Idee von einer allgemein gültigen Wahrheit akzeptieren kann. Es ist doch etwas schönes, dass jeder etwas anders tickt und andere Sachen als schön und gut betrachtet. Die Welt wäre langweilig, wenn wir alle nur das gleiche denken und empfinden.
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Du scheinst auf Logik zu stehen. Jetzt komme ich auch mal mit Logik:
Wieviel Räume gibt es? In dem, was du Universum nennst, nur einen, oder nicht?
Nun, das, was in diesem einen Raum geschieht, ist die Wahrheit. Und deshalb gibt es nur eine.
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Gerne. Die Frage ob es einen Raum gibt ist in der Wissenschaft umstritten, ich bin ja Fan der ein-Raumtheorie und deswegen auch kein großer Freund von diesem Quanten-Multiverse Schwachsinn.
Zwischen uns beiden können wir uns also auf einen Raum einigen. (Subjektive Wahrheit/Definition)
Jetzt gibt es verschiedene Messgeräte für das was passiert die natürlichsten sind Augen, Ohren, Nase und Tastsinn, also der Mensch. Dieses Messgerät unterscheidet sich. Gerade die Interpretation der Messungen weicht auch stark von einander ab.
Wenn man sich mal mit Chemie beschäftigt merkt man wie wenig wir verstehen, wir beschreiben meist nur was wir sehen.
Ich schließe nicht die Existenz einer objektiven Realität aus, ich denke nur sie ist nicht erfassbar für den Menschen im Einzelnen und auch nicht im Kollektiv.
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Hallo @thatgermandude,
mir ist das zu kompliziert. Aber ich erahne, dass an Deiner Beobachtung was dran ist. Wenn ich mir die Hardcore-Libertären anschaue, krieg ich's auch teilweise mit der Angst zu tun. Die gehen in die gleiche Kirche wie die Sozialisten, nur eben die Kirche nebenan. Vermutlich ein menschliches Grundbedürfnis.
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Das war einer meiner starken Beweggründe für den Artikel, ich wollte erstmal kurz fragen, weil ich letzter Zeit genau das Gefühl hatte und mich wundere warum da niemand was sagt. Verstößt ja schon faßt gegen die eigenen Werte.
Ich versuch immer diese technischen Sachen reinzubringen um meine Argumente zu stärken und zu zeigen, dass man mathematische Logik auch im echten Leben anwenden kann. Scheint aber meist nach hinten los zu gehen ^^*
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Nö, finde nicht, dass das nach hinten losgegangen ist.
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Bei dir weiß man nie, was man zu welchem Grad ernst nehmen darf :P. Aber danke für die Aufklärung.
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