Von Wein und Spezereien

Die Frau Mutter sprach zu Wendelin, dem Sohn
Nun laufe schnell, der Herr Vater kommt bald schon
Das Essen soll dann wohl bereitet sein
Und dazu fehlt noch eine Flasche welscher Wein
Der Junge sprang voll Eifer aus dem Gartentor
Fest in der Hand einen Louis d‘or

Wendelin betrat den Ladenraum
Und traute seinen Augen kaum
In dem Geschäft standen Regale in langen Reihen
Voll gestopft mit Spezereien
Da stand er, das Staunen noch im Gesicht
Doch plötzlich versperrte ein Verkäufer seine Sicht
Der beugte sich vor und näselte verschwörerisch:
„Braucht der junge Herr etwas für sich oder für den Mittagstisch?
Er betrachte diese Kugeln aus Marzipan
Haben sie es dem jungen Herrn nicht angetan?“

„Das alles hier, mich sehr verlockt
Aber die Mutter, die zu Hause hockt
Sprach: Kauf nur einen Wein, den welschen
Und so verlasse ich ihr Geschäft, nur mit eben welchen“

„Der Herr scheint ein guter Sohn zu sein
Darum lasse ich mich auf einen Handel ein
Aus eigener Produktion, diese Flasche Wein, der aller besten Güte
Dazu ausgewählte Leckereien in einer großen Tüte
Das Angebot kommt dem Herrn wohl komisch vor
Ich mache es nur ihm und verlange nur einen Louis d‘or.“

Die Versuchung wog sehr schwer
Aber die Mutter sprach: „Setz dich dem Verkäufer wohl zur Wehr!
Kaufe nur den Wein und nicht mehr!“

„Der junge Herr kann sich das ruhig trauen
Ich sah es sofort, er ist einer von den schlauen.“

Die Gier gab der Tugend einen Tritt
Der Verstand unterlag dem Appetit
Der Louis d‘or verschwand in einer Westentasche
Und Wendelin verschwand, mit den Leckereien und des Weines Flasche

Aber es kam, wie es kommen musste
Ob es die Mutter nun ahnte oder wusste
Die Flasche Wein wurde nach der Ankunft sofort entkorkt
Und die Mutter mit einem großen Schluck versorgt
Das Gesicht verzog sich zu einem Wasserspeier
Der Wein schoss vom Mund, durchs Fenster, in den Gartenweiher

Doch statt dem armen Wendelin
stattlich die Ohren lang zu zieh‘n
Gab es dieses ganz besondre Angebot
Für Wendelin zum Abendbrot
Nach dem Rest an Wein und Spezereien
War dem Gierschlund nur noch zum Speien