Von der georgischen Polizei im Wald verfolgt

in deutsch •  7 years ago 

Wir verließen Svanetien über die wunderschöne Talstraße und hatten nochmal etwa 120km Kurvenspaß, bevor wir den großen Kaukasus „für immer“ verließen. Es war gut, doch nach Svanetien gefahren zu sein, aber es war auch gut, damit bis Ende September gewartet zu haben. Es ist schon der touristischste Ort, den wir im gesamten Kaukasus gesehen haben, aber die Schönheit der Landschaft und die Besonderheit der Wehrtürme sind es wert, sich in die Massen einzureihen.

Unser Plan war, uns an heißen Quellen mit Simon zu treffen, den wir vor etwa 9 Wochen in Aserbaidschan an einer Tankstelle getroffen hatten. Simon war nun auf der Heimreise von Kirgistan und hatte sich bei uns gemeldet. Wir bogen ab von der größeren Asphaltstraße und kurvten über winzig kleine Asphaltbänder durch Alleen und schattige Wälder. Wieder eine Gegend, die so anders war wie der Rest des Landes. Georgien ist auf kleinem Raum so unglaublich vielfältig! In einem Dorf saßen wir vor einem Lädchen, als ein Polizeiauto kam und frage, wohin wir wollten. Der Polizist ließ sich von mir die genaue Strecke erklären und sagte dann, sie würden uns eskortieren, denn die Straße sei 5km sehr schlecht. Mein Vorsatz „ich glaube keinem was und mache meine eigenen Erfahrungen!“ war frisch und hatte sich in den vergangenen zwei Tagen schon 2x ausgezahlt („tischkantenhoch“ und „45km Schlammschlacht“), sodass ich dankend ablehnte. Das Polizeiauto verschwand – und tauchte kurz darauf wieder auf.

Kaum, dass wir los fuhren, setzten sie sich auch in Bewegung. Da hatten wir unsere Eskorte! Und ich musste soooo dringend Pipi! Mit der Polizei im Nacken fuhren wir durchs Dorf. Ich hatte „kürzeste Strecke“ eingegeben, verfuhr mich aber auf den Friedhof. Die Polizei hinterher. Als ich den laut GPS „richtigen“ Abzweig nahm, hupte die Polizei wild. Ich musste Pipi und wollte in den Wald, die Polizei abschütteln. Es ging steil über Geröll in ein Tal, durch zwei Bäche hindurch und steil wieder bergauf. Dumm, dass mein Profil ja nicht mehr existent war und mein Hinterrad dadurch nicht den nötigen Grip mehr hatte, um mich samt Pet durch den Schlamm bergauf zu befördern. Ich ließ den kleinen Einzylinder durch den Wald brüllen, um bloß nicht an Fahrt zu verlieren, doch als ich in die tiefe Spurrille rutschte, ploppte Pet aus. Und dann kam ich kaum noch los, das Hinterrad drehte Kilometer im Schlamm, das Vorderrad schob sich Zentimeter vorwärts. An einem Stein war Schluss. Auch mit meiner Geduld, denn die Polizei war immer noch hinter uns und ich musste immer noch so dringend in die Büsche, dass mir alles egal war. Ich ließ Pet im Schlamm liegen und sprang ins Gebüsch. Die Polizei sprang den Hang hoch und stellte sich genau vor meine Pipistelle. Auch egal, Erleichterung! Und nun wollte Pet nicht mehr anspringen. Jan und ich waren im eigenen Schweiß gebadet, als Pet sich endlich ankicken ließ und die Polizei stand mit ihren gewienerten Büroschühchen im Schlamm und schaute zu. Eigentlich war es total lustig, denn wir stellten uns vor, was die zwei an dem Abend ihren Familien zu erzählen hatten. Auf alle Fälle hatten wir was zu erzählen: dass die zwei nämlich keine Ahnung haben, wie man einen Toyota Hilux bedient. Mit wild durchdrehenden Reifen erreichten auch sie den Asphalt. Ich schaute auf den Tacho. 3km. Hatten sie uns davor warnen wollen?

Wir winkten fröhlich, als wir das Polizeiauto überholten, doch sie ließen sich nicht abschütteln. Es folgte eine Straßensperre mit Umleitung über einen Schotterweg. Hatten sie uns davor warnen wollen? Unsere Verfolger drehten um, doch der Tacho zeigte wieder nur 3km. Wo waren die „schlimmen 5km“? Wir glauben, dabei handelt es sich um eine wunderschöne, tiefschottrige Piste über einen Bergrücken, über den wir im warmen Abendsonnenschein flogen und den Schweiß trocknen ließen. Das waren exakt 5km. Und die schönsten der gesamten Strecke zu den heißen Quellen. Das hier ist das Video dazu. Sehr, sehr lustig:

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Ihr wart für die Herren vermutlich das Highlight des Monats ;)

Und ab jetzt der Running Gag der Polizeiwache "diese doofen Touristen..." :-)

Na das ist ja teilweise ziemlich abenteuerlich :) Aber auch echt lustig eurer Erlebnis mit der Polizei!

Naja, normalerweise fahren wir solche Strecken regelmäßig - nur selten unter Eskortenschutz :-)

Grad gut gelacht bei dem Video, klasse, so muss ne Tour laufen, immer durch die Pampa :D!^^

Wir legens es ja auch bewusst darauf an, die Wege so klein wie möglich zu wählen, um so viel wie möglich offroad zu fahren :-) Wir lachen immer noch, wenn wir an diese Aktion zurück denken :-)

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Spannendes Video und mutig, die Polizei(anweisungen) einfach so zu ignorieren :D

Hahaha, schlaue Taktik :D

och, wenn es drauf ankommt, können wir leider so gar keine Fremdsprachen! :-)