Sonderfahrten

in deutsch •  4 years ago  (edited)

Da darf man zeigen was man kann.

Hallo aus Uruguay,

So schön wie das Containergeschäft auch war. Es war halt immer wieder das Gleiche. Kaum Abwechslung, die selben Kunden und Aufträge, lediglich das Fahren selbst war immer wieder etwas anders.

Um so schöner wurde es wenn dann mal was kam mit dem man nicht rechnen konnte.


Solch ein Autotransporter musste abgeschleppt werden.

Ein Autotransporter, beladen mit 8 nigelnagel neuen Cermedes war auf der A 5 bei Lorsch stehen geblieben und musste abgeschleppt werden was man damals noch durfte und ausgerechnet ich bekam den Auftrag diesen abzuholen und nach Hause zu bringen. Also fuhr ich mit meiner Zugmaschine auf der A 5 so lange bis ich den Zug stehen sah um dann an der nächsten Ausfahrt zu wenden und mich im Anschluss vor den Zug zu setzen um diesen dann mit einer Abschleppstange mit meiner Zugmaschine zu verbinden. Dann durfte ich den Zug, mit mäßiger Geschwindigkeit, nach Hause ziehen. Wenn man so etwas zum ersten Mal macht, dann ist das schon irgendwie ein Erlebnis welches man so leicht nicht mehr vergisst.


Fast jeder LKW hat vorne ein Zugmaul für eine Abschleppstange.

Und ja wir kamen gut zu Hause an!

Ein anderes Mal im Mainzer Hafen stand ein Anhänger von der Rhenania Spedition im Weg und musste zu Seite geschafft werden. Man bat mich dieses zu übernehmen in dem ich diesen, trotz meines Containeraufliegers den ich aufgesattelt hatte, vorne anhängte und ich ihn so dann dorthin schieben konnte wo er eben nicht mehr im Weg stand. In diesem Moment hatte ich also vorne den Anhänger, hinten den Containerauflieger und in der Mitte die Zugmaschine. Das waren geschätzte 25 Meter Länge mit denen ich klar kommen musste. Und ich kam klar. Das vergisst man auch nicht mehr im Leben, denn es passierte niemals mehr wieder in dieser Konstellation.

Ok dass man mal einen Anhänger vor anhängt um diesen besser rangieren zu können, das kam schon mal vor wenn es die enge Örtlichkeit eben verlangte. Meist aber fuhr man aber ganz normal Rückwärts.

So plätscherte die Zeit beim Frankenbach dahin. Ich durfte auch mal mit nach Bremerhaven fahren. Zu Zweit damit wir schneller waren und es in einem Tag schafften. Das machte mir dann Lust auf Fernverkehr. Je weiter desto besser.

Finanziell im eigene Haus ging uns trotzdem irgendwie die Kohle aus und ich sollte mehr ran schaffen, was aber beim Frankenbach eben nicht möglich war.

Somit stand ein Wechsel ins Haus.

Die eben schon genannte Rhenania war dann die Lösung und ich heuerte dort als Fahrer an. Ich verdiente einiges mehr im Monat, bekam auch noch Spesen mit dem Nachteil, das ich eben kaum noch zu Hause war. Mein Brummi, in diesem Fall ein Cermedes 1632 und für diese Zeit recht neu, wurde von Sonntag bis Samstag mein zu Hause. Wir fuhren Wechselpritschen, das heißt es war meist alles schon vorgeladen und wir musste lediglich unser Pritscheneinheiten abstellen und neue wieder aufnehmen. Für dieses Umpritschen musste man schon sehr genau mit seinem Anhänger rückwärts fahren können.
Übung macht da natürlich den Meister.


Leider nur im Modell zu finden, ein Wechselpritschen LKW von Rhenania wie ich ihn gefahren habe.

Leider waren die Pritschen meist mit Planen versehen, so das man dort auch von der Seite ein und ausladen konnte. Zu damaligen Zeit war das, vor allem wenn es nass und kalt war noch richtige Arbeit die Planenverzurrung zu öffnen und wieder zu schließen oder die Plane mit einem Schwung nach oben zu schieben, damit man ein und ausladen konnte.

Zum Glück aber war die meisten Kunden an der Rampe zu bedienen. Das Heck zu öffnen war zwar auch nicht immer angenehm, aber immerhin um einiges leichter als wenn man die ganze Seite aufmachen musste.

Zumindest lernte ich für die Zukunft das was ich niemals dauerhaft machen wollte. Das wusste ich aber erst sehr viel später.

Rhenania war für mich eine neue Aufgabe, Erfahrung und ein neues Leben mit dem ich fertig werden musste. Jeder neue Job, jede neue Spedition ist immer erst einmal eine Aufgabe wo man sich selbst beweisen muss.

Dass aber auch da nicht immer alles im grünen Bereich war kann man sich vorstellen. Somit hatte ich auch dort meine Schlüsselerlebnisse die ich bis heute nicht vergessen habe. Unter Anderem das Ende meiner ersten Ehe welches unmittelbar mit dieser Spedition zu tun hatte.

Doch davon erzähle ich im nächsten Artikel.

Liebe Grüße aus Uruguay

Peter



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