Die Erfindung der Schiffsschraube.
Nach Peter Mitterhofer, dessen erste funktionstüchtige Schreibmaschine im Depot einer technischen Lehranstalt endete und Josef Madersperger, der das Patent für seine mechanische "Nähhand" nicht verwerten konnte, geht es in diesem Beitrag um einen weiteren Pionier, dem es nicht vergönnt war, zu Lebzeiten für seine bahnbrechende Erfindung Reichtum oder Ruhm zu ernten.Die Rede ist von Josef Ressel. Mit der Erfindung der Schiffsschraube setzte er Mitte des 19. Jahrhunderts einen Meilenstein in der Entwicklung der Schifffahrt.
Ressel wurde als Josef Ludvík František Ressel im Juni 1793 in Chrudim (Böhmen) geboren. Er besuchte das Gymnasium in Linz (Oberösterreich) und begann an der Universität Wien unter anderem Allgemeine Technologie, Mechanik, Hydraulik und Chemie zu studieren. Skizzen aus dem Jahr 1812 dokumentieren, dass er sich bereits während des Studiums mit der Idee, Wasserfahrzeuge mit Hilfe eines Propellers anzutreiben, beschäftigte.
Aufgrund der prekären finanziellen Verhältnisse seiner Eltern in Zeiten der Napoleonischen Kriege konnte Ressel sein Studium an dem neu gegründeten Polytechnikum in Wien nicht fortsetzen. Ein kaiserliches Stipendium ermöglichte ihm schließlich den Besuch der Forstakademie im niederösterreichischen Mariabrunn.
Der für ihn wenig befriedigende Beruf eines Försters führte Ressel nach seiner Ausbildung über Krain und Laibach schließlich nach Triest. Nach dem Wiener Kongress (1814/15) wurde Triest an das Kaisertum Österreich angegliedert und die Habsburger-Monarchie erhielt Zugang zum Mittelmeer. Man begann mit dem Aufbau der k.k. Kriegsmarine, für deren Werften große Wälder als Holzlieferanten angelegt wurden. Ressels Aufgabe als Marineforstintendant war es, das geeignete Holz, vor allem Krummhölzer aus Eiche, auszuwählen und für die fristgerechte Lieferung nach Venedig zu sorgen.
Bereits vor und während seiner forstamtlichen Tätigkeit in Triest beschäftigte sich der ruhelose Erfindergeist und begnadete Konstrukteur in den unterschiedlichsten Fachgebieten mit einer Reihe von Innovationen, für die er insgesamt zehn Privilegien (Patente) erhielt. So erfand er unter anderen eine Presswalzmaschine zur Herstellung kleiner Metallwaren, ein Lager ohne Reibung und Schmiere (Vorläufer des heutigen Walz- und Kugellagers), eine verbesserte Öl- und Weinpresse, ein Dampffuhrwerk (Straßenlokomotive mit Dampfbetrieb) oder eine pneumatische Rohrpost.
Erfindung und Schicksal der Ressel-Schraube
In Triest, inspiriert von der Nähe zum Meer, verfolgte Ressel mit Nachdruck seine Idee aus Studienzeiten, nämlich ein Schiff mit Hilfe einer Schiffsschraube, basierend auf dem Arbeistprinzip einer archimedischen Schraube, anzutreiben. Mit dem am Bug des Schiffes angebrachten Propeller sollte der Wirkungsgrad des Antriebes gegenüber den damals verwendeten Schaufelrädern um ein Vielfaches gesteigert werden.
Ressel versuchte mehrere Fachleute für seine Idee zu begeistern. Schließlich stellten zwei Triester Kaufleute eine Barke zu Testzwecken zur Verfügung. Die Versuche mit einer Schraube aus einer Bronzelegierung, 45 cm im Durchmesser und per Handkurbel angetrieben, verliefen erfolgreich. Im Februar 1827 wurde dem Erfinder für zwei Jahre das Privilegium für eine "Schraube ohne Ende zur Fortbewegung der Schiffe" überlassen.
Ressel fand einen Kapitalgeber, der gegen Abgabe des Patentes bereit war, den Bau eines Versuchsschiffes zu finanzieren. Zwischen 1827 und 1829 wurde in einer Triestiner Werft am 20 Meter langen Versuchsschiff Civetta (italienisch für Eule) gebaut. Der Antrieb erfolgte mit einer sechs PS starken Dampfmaschine mittels einer im Durchmesser anderthalb Meter großen Ressel-Schraube. Allerdings wurde der Propeller nun zwischen Ruderblatt und Achtersteven (hintere Begrenzung des Schiffsrumpfes) positioniert. Der Heckantrieb sollte die Wirkung des Ruders verstärken.
Noch vor dem Stapelauf der Civetta reiste Ressel nach Paris, um sein Patent auch im Ausland zu vermarkten. Gutgläubig vertraute er seinem französischen Agenten und überließ bereitwillig interessierten Geschäftsleuten seine Pläne. Wenig später wurde eine fast idente Kopie von Ressels Schiffsschraube in London zum Patent angemeldet, zwar mit dem Hinweis auf einen ausländischen Ideengeber, aber ohne Namensnennung.
Im Juli 1829 war es soweit, die Civetta stach in See. Zunächst verlief alles nach Plan, bis nach einer halben Seemeile eine Dampfleitung aufgrund eines Gussfehlers platzte und das Schiff in den Hafen zurück geschleppt werden musste. Die Behörden untersagten jede weitere Probefahrt und der Patenthalter und Geldgeber zog sich aus dem Geschäft zurück. Der Prozess gegen den Geschäftsmann endete mit einem Vergleich. Von der Kompensationszahlung, die Ressel erhielt, blieben nach Abzug der Prozesskosten gerade einmal 1.100 Gulden für eine Erfindung, welche die Seefahrt grundlegend änderte.
Ressel kehrte verbittert zu seiner Arbeit als Marine-Intendant zurück, während die Schiffsschraube ihren Siegeszug von England aus antrat. Es muss Ressel wie eine Ironie des Schicksals vorgekommen sein, als er 1840 im Hafen von Triest im dort angelegten englischen Schraubendampfer Archimedes seine Ideen verwirklicht sah.
Letzte Hoffnung auf Anerkennung
1852 schrieb die englische Admiralität eine Prämie von 20.000 Pfund für den wahren Erfinder und nachweislich ersten erfolgreichen Versuch mit einer archimedischen Schraube aus. Ressel, der von seinem Anspruch überzeugt war, schickte seine Unterlagen und Beweisstücke nach London und wartete vergeblich auf eine Antwort. Erst über Intervention von Erzherzog Ferdinand Maximilian, dem Bruder von Kaisers Franz Joseph I., erfuhr er, dass die von ihm eingesandten Unterlagen verloren gegangen seien und die Prämie auf mehrere britische Bewerber bereits aufgeteilt worden sei.
Im Oktober 1857, im Alter von 64 Jahren, verstarb Josef Ressel während einer Dienstreise in Laibach an einem Malariafieber. Sechs Jahre nach seinem Tod würdigte die technische Universität Wien seine Leistung mit einem Denkmal in dem nach ihm benannten "Resselpark".
Quellen:
Heinz Jankowsky, Österreichs große Erfinder, 2000
Die Größen der Technik - Josef Ressel: TU Graz
Josef Ressel: Wikipedia
Wieder mal ein guter Beitrag, den ich auch diesmal resteemen möchte. Beste Grüße.
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Vielen Dank Taldor, das freut mich sehr!
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Technickgeschichte ganz spannend! Herr Ressel hatte offenbar schon eine erfolgreiche Strategie am Plan. Zu schade, dass es nichts geworden ist. Congrats zu der wie immer schönen Aufbereitung!
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Ich finde Erfinder-Schicksale auch sehr spannend. Schade, dass er den falschen Leuten vertraut hat und schlussendlich auch von offizieller Seite um die Anerkennung seiner bahnbrechenden Erfindung betrogen wurde.
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Das hat schon was Tragisches...und wenn es veilleicht auch kein typisches Schicksal gewesen sein mag so doch ein irgendwie passende :-)
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I have always liked looking at the models of the actual historical boats, like this Civetta model in your photo.
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Interessante Rezension des Herrn Josef Ressel.
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Es ist schön, dass sie an mehreren Orten Wiens kreative und talentierte Menschen ehren.
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Ein Leben ein wenig schwierig, aber es zeigt uns, dass mit ein wenig Ausdauer unsere Arbeit erkannt werden kann!
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