Heute, dem 21. Juni 2018 um genau 12.07 Uhr MEZ beginnt der astronomische Sommer. Die kürzeste Nacht, der längste Tag des Jahres stehen uns ins Haus.
Kaum einer der "Zivilisierten" unserer Tage kennt noch die Bedeutung dieser kürzesten Nacht des Jahres, die unsere Vorfahren vor Tausenden von Jahren veranlaßt hat, gewaltige Steine über Hunderte Kilometer zu schleppen, zu bearbeiten, aufzuschlichten und sich astronomische und magische Tempel daraus zu bauen.
Ach ja, die Magie - das sind die Heiden. Ein paar von denen machen heute noch Feuer und springen drüber, als ob sie nicht wüßten, wie leicht alles brennen kann, jedes Jahr liest man darüber -- Kopfschüttel und ab mit dem Bier zur Fußballübertragung ..
Aber jedes Jahr werden sie mehr, diese Heiden, die sich für dieses Wochenende aus den Maßanzügen und den Versandhausjeans schälen, sich lange, wallende Gewänder über den nackten Körper streifen, die Haare frei hängen lassen, sich mit Rasseln, Kerzen und Räucherwerk bewaffnen und zu den Kraftorten pilgern. Auch wenn der Kraftort der eigene kleine Kräutergarten hinter dem Häuschen sein muß ...
Die kürzeste Nacht des Jahres, wie zu Samhain Ende Oktober ein offenes Tor zur Anderswelt, nur diesmal zu den "Sommerwesen". Schau, hat mein Großvater zu mir gesagt und sich zu einer Glockenblume gebückt, die am Rand des Trampelpfades entlang des Zuckerrübenfeldes gewachsen ist, schau dir die Glockenblume an. Ganz tief unten in ihrem Schlund lebt eine kleine Elfe, die Beschützerin der Blume, ihrer Blätter und ihrer Wurzeln. Sie sorgt das ganze Jahr dafür, daß die Blume nicht stirbt, daß die Wurzeln wachsen und sich verbreiten können, daß das Sonnenlicht die Blätter wachsen läßt, daß die Samen der Pflanze über den ganzen Weg entlang wachsen können. Nur einmal im Jahr darf die kleine Elfe herauskommen, in der Midsommarnacht, dann kommen viele kleine Elfen von den vielen Blumen, die du überall siehst und fliegen auf kleinen Tierchen, die wir Glühwürmchen nennen, über die Felder und in den Wald zur Versammlung. Und ganz kurz, bevor die ersten Sonnenstrahlen des neuen Halbjahres aufgehen, fliegen sie schnell zurück zu ihrer Blume und bereiten sie auf die harten Zeiten vor, auf die Zeit der Reife und Ernte und auf den langen Winter, wo die Blumen und Elfen unter der Erde wachsen.
Welche Kinder kennen heute noch diese Geschichten? Wer kennt heute noch die wunderschönen Illustrationen, die Sulamith Wülfing dazu gemalt hat?
Die keltische Gottheit Cernunnos
Heidnisch oder schamanisch betrachtet ist die Midsommarnacht eine Verbindung von Ober- und Unterwelt. Der Begriff Unterwelt war für unsere Vorfahren nichts Verwerfliches, im Gegenteil, er bedeutete Erdverbundenheit, die Kräfte von Mutter Erde, unsere Wurzeln, alles, was aus dem Boden wächst - und natürlich unsere Triebe, unsere Lebenskraft, die uns schaffen, lieben und kämpfen läßt. Er bedeutet die Kraft des Willens unserer Vorfahren, die Büffel, Stiere und Mammuts an die Wände von Höhlen malten, um ihre Kraft zu verehren und zu bannen, um das Jagdglück zu beschwören und die Sippe zu erhalten. Angebote von Volkshochschulen, sein "Krafttier" in einem Wochenendkurs zu finden, sind müde Ausläufer, diese in unseren Genen tief verankerte Sehnsucht zu kanalisieren und letzten Endes in Geld umzusetzen ...
Die Oberwelt, das waren die ersten Versuche einer sprirituellen Erklärung der Existenz. Warum leben wir? Warum wissen wir, daß wir sterblich sind? Welche Kräfte leiten uns und wie kann man sich diese Kräfte zunutze machen? Was sagt uns der Mond, was sagen die Sterne, warum gibt es Jahreszeiten und wie nützt man sie zur besten Aussaat und Ernte. Unzählige unserer Vorfahren haben in den damals sehr dunklen Nächten den Sternenhimmel beobachtet, mit bloßen Augen und scharfem Verstand und haben daraus die Länge eines Jahres, die Form der Erde und die Veränderungen der Sonne erkannt und eine Wissenschaft daraus gemacht, die an Schüler in einem lebenslangen Lernen weitergegeben wurden. Außerhalb der Gesellschaft stehend bekamen sie Namen wie Weise, aber auch wie Zauberer und Magier und wurden verehrt, wurden auch geopfert, wenn die Kräfte der Natur ihnen zürnten und der Regen ausblieb, die Ernte verdorrte.
Erst die Zwangschristianisierung hat aus dieser Magie eine Sünde gemacht, die ausgerottet werden muß. Wer hat schon gerne so mächtige Konkurrenz, wer kann schon eigene Allmacht aufbauen gegen das uralte Wissen eines fest verwurzelten Volkes?
In der Midsommarnacht treffen diese Wurzeln, trifft die Unterwelt auf die Schwingen der Oberwelt, treffen die Elfen der Glockenblumen auf den Gang der Planeten und auf den Klang des Universums .. und auch, wenn viele heute die genaue Bedeutung nicht mehr kennen, sie spüren doch, daß diese Nacht eine Verbindung zu UNSERER Vergangenheit öffnet und daß wir mit der Magie dieser Nacht die Zeit der Ernte, der kürzer werdenden Tage und des kalten Winters überstehen werden.
Erstaunlich eigentlich, daß zwar so viele Menschen in allen Medien dokumentiert in Stonehenge feiern, daß auch - man hört oder liest kaum darüber - Zehntausende in den slawischen Ländern im Osten diesen heidnischen Brauch feiern, bei uns in Mitteleuropa aber immer nur kleine, versprengte Gruppen und ein kleines Völkchen bei den Externsteinen dieses ganz große Fest des heidnischen Jahreskreises feiert. Das muß anders werden, Kameraden. Gewiß, Stonehenge ist ein bedeutender Ort, aber auch wir haben bedeutende Kraftorte, lange Traditionen, viele, die sich interessieren, aber kaum Anlaufstellen, kaum gelebtes Heidentum im Alltag - zu mächtig droht seit Jahrhunderten der Finger Abrahams über den Sündern Mitteleuropas.
Slawischer Feuerspringer in der Midsommarnacht
Freunde, beschließen wir hier und jetzt und heute am Tag der Sommersonnenwende 2018: Heute in einem Jahr, am Tag der Sommersonnenwende 2019, haben wir, jeder von uns, eine Zelle geschaffen, eine Gemeinschaft in unserer unmittelbaren Umgebung, die ihr Heidentum nicht mehr in Foren oder im Wäldchen verstecken, sondern offen vor aller Augen ausleben. Die Tag- und Nachtgleichen, die Sonnenwenden des Sommers und des Winters, den Beginn des Sommer- und des Winterhalbjahres zu Beltain und Samhain, die Erntedankfeste, die Gedenktage für unsere Götter, den aktiven Schutz des Tempels unserer Götter: der Natur !
Ein christlicher Missionar, einst ausgeschickt zur Bekehrung der nordischen Heiden, fragte diese erstaunt, wo denn die Tempel ihrer Götter wären und war noch erstaunter über die Antwort: Unsere Götter sind viel zu erhaben, sie in düstere Hallen zu sperren, wir verehren unsere Götter in den Bäumen, in den Gezeiten des Meeres und in der aufgehenden Sonne, in der Natur.
Keltischer Lebensbaumkreis im Wienerwald bei Wien
Aufmerksam auf uns Heiden wurde vor einiger Zeit auch schon die EU. Eine von ihr inoffizielle Bestandsaufnahme der aktiv heidnische Bräuche lebenden und zelebrierenden Europäer zwischen Island und Rußland ergab die stolze Anzahl von etwa 50 Millionen, ob es nun keltisches, germanisches, slawisches, griechisches oder römisches Heidentum ist - wir alle feiern die selben Jahreskreisfeste, geben den selben Göttern nur andere Namen und sind Überlebende des Sturmes aus Feuer und Schwert der Zwangschristianisierung. Eine gewaltige Macht, derer wir uns bewußt werden müssen ! In diesen 50 Millionen schlummert die Kraft des Europas von morgen wie die kleine Elfe in der Glockenblume im Winter !
Eine interessante musikalische Aufarbeitung "Sommersonnenwende" im Techno-Stil gibt es hier auf Soundcloud. Obwohl Techno sonst nicht gerade meine bevorzugte Musikrichtung ist, konnte ich doch spontan aus diesen paar Minuten Bilder schaffen, die vor meinen Augen zu tanzen begannen, ein riesiges Stonehenge ohne zeitliche Schranken, die Tausende Jahre alten Druiden, die Hippiemädchen der 60er, die unbefriedigten 80er New Age Suchenden mit der Designer-Version der Hippie-Klamotten ihrer Eltern, die mittelalterlichen Bauernmädchen mit Rasseln und Blüten, die Kräuterweiblein und ihre Schülerinnen in langen, weißen Kleidern, bevor man sie als Hexen gefoltert und verbrannt hat - unsere Ahnen. In jedem heute lebenden Europäer stecken ihre Gene, steckt die Erinnerung an unzählige Generationen, die sich zur Sommersonnenwende, in dieser Nacht der offenen Schranken zur Magie, versammelt und gefeiert haben.
Ein wirklich gelungener Beitrag - upvote und resteem.
Danke.
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Sehr interessanter und schöner Beitrag mit tollen Bilder 🖒
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Ab jetzt wird es wieder kürzer... in Indien werden auch die Uhren jedes Jahr umgestellt, wusstest du das?
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Also wir Ost-Niedersachsen sind aktuell ein evangelisches arbeitendes Landvolk welches immer noch heidnische Bräuche feiert. Wir pflegen im Radio und auf Dorfschulen die Plattdeutsche Sprache und sogar die Sagen des Dorfen (was bei uns jetzt verboten wurde "da es den Kindern schadet" nur weil eine Ortsfremde Hausfrau das nicht wollte). Leider entscheidet jetzt das Volkswagen-Imperium wer Niedersachsen ist. Die Neubaugebiete für Jung-Ingenieure aus ganz Deustchland und Aller-Welt schießen überall aus dem Boden. Die Dörfer und ihre Gemeinden sterben. Die Häuser werden billig an ehrgeizige Grenz-Ossis und jung Türken, "Russen" (Armenier und Georgier) verkauft, welche alle gleichermaßen auf die Natur scheißen. Ich habe hier im Wald noch nie einen jungen Türken gesehen und die Ossi-Autos halten nur um ihren Müll abzuladen.
Es hat nichts mit Religion zu tun sondern wie verbunden man zur Natur des Ortes ist. Die meisten hassen die Natur habe ich das Gefühl. Sie wollen Ordnung, dicke Autos und Statussymbole und keine scheiß Eiche oder Buche im Garten baaahh :D Gut sind auch alles Völker mit ärmlichen Hintergrund. Die alten Zonis hier am ehemaligen Todesstreifen erzählen dass sie streunende Hunde und Ratten gefressen haben.
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