Na, Aufstehen !

Heute möchte euch gerne einmal wieder einem dieser kleinen Momente teilhaben lassen, die mir deutlich zeigen, dass das Leben wunderschön und oft viel einfacher ist, als wir es manchmal vermuten. Dennoch möchte ich vor ab auch auf die Rahmenbedingungen eingehen und muss hierbei leider auch ein paar kritische Töne anschlagen.

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Wie viele von euch wissen, besteht meine aktuelle berufliche Tätigkeit ja darin, 2 Interationskinder - also sprich Kinder, die durch bestimmte Besonderheiten und somit Abweichungen von der „Norm“ ohne spezifische Unterstützung nicht in unserem System mitlaufen bzw. bestehen könnten.

Sehr bedenklich finde ich grundsätzlich die Art, wie dieses „Problem“ gelöst werden soll. Natürlich hilft es diesen Kindern, wenn einzelne Menschen versuchen ihnen den Alltag zu erleichtern.

Dennoch frage ich mich sehr oft, ob das gesamte System nicht einfach marode ist.

Denn ein System in dem bereits in der Kita die Bedingungen für einige, entwicklungsverzögerte, langsamere, vielleicht körperlich/geistig behinderte oder kranke Kinder zu starr und zu einheitlich sind, zeigt schon deutlich auf, wo die Reise später hin geht.

Leistung zählt, wer nicht genug leistet ist nichts mehr Wert

Selbst im Kindergarten beginnt also schon der Druck, auf das Kind auf die Eltern, auf die Erzieherinnen usw.

Denn klar: bei teilweise 25 Kindern auf eine Erzieherin muss vor allem Schadensbegrenzung betrieben werden. Wer hier negativ auffällt vielleicht eigene Vorstellungen hat oder die Abläufe nicht versteht, droht das gesamte System zu sprengen.

Die dahinter verborgene Struktur potenziert sich dann ja bekanntlich, bis hin zum Stress am Arbeitsplatz der später viele so unter Druck setzt, dass psychische Erkrankungen immer häufiger die Folge sind.

Und einige Bedingungen z.B. die großen Gruppen, stellen für gewisse Kinder so oder so ein Problem da, aber hier wird leider nicht angesetzt, es muss ja natürlich Geld gespart und Teilhabe vorgespielt werden... So mein aktueller Eindruck, der nicht als Kritik an einzelne Einrichtungen zu verstehen ist!

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Zu meiner Situation:

Die letzten Tage und Wochen waren für mich oft hart. Dann bekam man natürlich gut gemeinten Rat von Freunden und Familie wie

„Krönchen richten, aufstehen und weiter gehts“

In diesen abgedroschenen Sätzen liegt für mich inzwischen aber kein wahrer Wert mehr.

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Tja, dann spielte ich heute mit „meinem I-Kind“ (wie man so schön in der Kindertagesstätte sagt).

Nennen wir ihn mal Moritz, ich werde natürlich hier keine personenbezogenen Daten nennen!

Der gute Moritz ist 5 Jahre alt, kognitiv, emotional, motorisch, sprachlich und in seinem sozial Verhalten (also nach den meisten Maßstäben auf ganzer Linie) entwicklungsverzögert, vermutlich werden viele Defizite ihm auch erhalten bleiben. Nicht alles lässt sich, wie oft gewünscht von Eltern und Gesellschaft schnell mal „wegtherapieren“ und ich stelle hier ebenfalls in Frage, ob das die Lösung wäre, selbst wenn es ginge...

Anfangs verstand ich leider kein Wort und mit seinem sehr speziellen Verhalten musste ich auch mal warm werden. Inzwischen sucht er mich gezielt auf und ich verstehe ihn immer besser. Er hält Blick-Kontakt zu mir, das erfüllt mich mit großer Freude, da er das sonst sehr selten tut und ich merke, wie er mir langsam vertraut.

Seine große Leidenschaft, wie bei vielen Jungen in diesem Alter:

Kämpfen spielen!

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Also egal mit welchen Materialien wir uns beschäftigen: Moritz inszeniert einen Kampf! Häufig hat er diesen wohl im Fernsehen gesehen, Ninjago, Spiderman und Batman sind nur einige der Worte die ich inzwischen oft heraus hören kann.

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Nun schmiss er heut morgen meinen Kämpfer, (er hat mir heute eine Figur aus Digimon zugedacht) den er dann jeweils leidenschaftlich mit verschiedenen „Attacken“ zerstört auf den Boden.

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Da sage ich:

• „Oh je was ist jetzt passiert?“ (Da ich ihn ja zum Sprechen animieren möchte)

• „Hingefallt! Zerstört“ antwortete Moritz. Da fragte ich weiter

• „Und was mache ich jetzt?“

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Er lacht mich aus ganzem Herz an und sagt:

„Na aufstehen!“

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So da hatte ich dann die Botschaft bekommen, die ich bei so manch anderem einfach nicht als authentisch annehmen konnte. Aber er hat recht, einfach wieder aufstehen - was denn sonst?

Tja mal wieder, wie schon so oft in meiner beruflichen Arbeit mit „besonderen“ Menschen, habe ich einmal mehr viel von einem dieser Menschen gelernt!

Meiner Meinung nach sollten wir uns immer auf Augenhöhe mit dem Gegenüber beschäftigen, denn nur dann bekommen wir mit, das jeder Mensch uns auf seine Weise etwas mit auf den Weg geben kann!

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Ich wünsche euch noch einen schönen Abend,

Eure Yaraha