Vor einigen Tagen sagte mir ein junger Mann, dessen Eltern zu den ersten "Gastarbeitern" aus der Türkei gehörten, in sehr entschiedenem Ton: "Was sollen denn immer diese Forderungen nach Integration? Ich will mich überhaupt nicht integrieren!"
Ich war zunächst sprachlos. Nicht, weil ich plötzlich einen potenziellen Taliban vor mir gesehen hätte, sondern weil dieser junge Mann meines Erachtens so integriert ist, wie man es überhaupt nur sein kann. Mitunter bin ich versucht, ihm freundlich nahe zu legen, es mit den preußischen Tugenden nicht gar so ernst zu nehmen!
Wir kamen ein wenig ins Gespräch darüber, und mir wurde klar, dass wir beide eigentlich keine sehr klare Vorstellung davon hatten, was wir mit dem Begriff "Integration" genau meinen. Also mache ich mir ein paar Gedanken.
Um dem geneigten Leser etwaige Schnappatmung und Beißreflexe zu ersparen und das Thema sozusagen auf neutralem Grund zu betrachten, stelle ich mir vor: Ich emigriere nach Entenhausen. Wollte ich schon immer mal hin.
Was tue ich, um mich da gut zu integrieren?
Als erstes lerne ich die Sprache. Das bedeutet hier, mir das wunderbare Erikativ zu eigen zu machen. Sonst klappt's nicht mit der Qualiadebatte!
Ich suche Kontakt zu den neuen Nachbarn. Wie sollen die denn sonst merken, dass ich nicht zu den Panzerknackern gehöre, oder noch schlimmer, mit Gundel Gaukeley den Siegeszug der schwarzen Magie in Entenhausens vorantreiben will?
Dann lerne ich, wie man sich so verhält in Entenhausen. Und welche Moralvorstellungen, Werte und Traditionen die Bürzelträger haben. Muss ich ja nicht alles teilen, aber respektieren schon. Schließlich habe ich mir ja ausgesucht, hier zu leben. Hatte ja wohl Gründe, nicht wahr?
Arbeiten, wenn ich kann. Herrn Düsentrieb beim Aufräumen helf... äh, nein, lieber nicht! Egal, irgendwas sinnvolles findet sich.
Ja, und wenn ich es wirklich ernst meine mit der Integration, suche ich mir einen Anglerverein!
Was lasse ich lieber bleiben?
Wenn ich Donald, dessen Selbstwertgefühl ohnehin nur selten aus dem Keller findet, ständig mit den Insignien meiner total überlegenen Kultur vor dem Schnabel herumwedele, mache ich mich vermutlich nicht beliebt. Und nochmal – würde ich denn in Entenhausen leben wollen, wären meine eigene Heimat und Kultur so viel besser?
Nur mit anderen Bremern herumhängen, eine bremische Parallelgesellschaft bilden, hilft auch nicht. Da gibt es dann ganz schnell Krieg um Drogenmarkt und Rotlichtgeschäfte zwischen dem Ahlers-Clan und den Benningsens, und ratzfatz hat Entenhausen eine No-go-Area!
Ich mache Entenhausen auch nicht dafür verantwortlich, wie ich meine eigenen Traditionen leben kann. Ist mein Problem.
Aber vor allem: ich fordere nicht von den Entenhausern, dass sie ihre Gepflogenheiten aus dem öffentlichen Raum verbannen, sobald sie mir nicht passen. Die sind hier zu Hause, ich bin erstmal Gast. Bis ich eine von ihnen geworden bin.
Also, kein Angelverbot in Entenhausen!
Mein Fazit: Integration ist machbar, Herr Nachbar.
Ach ja, wer genauer wissen möchte, was es mit dem Angeln in Entenhausen auf sich hat, findet einen interessanten Forschungsbericht hier: https://www.donald.org/forschung/
Quellen:
http://www.duckipedia.de/Erika_Fuchs#Inflektiv_.28.22Erikativ.22.29
http://www.savoy-truffle.de/zippo/donaldpics.html
https://www.donald.org/forschung/
Gut geschrieben! Und danke für den Link am Ende des Artikels. :-) Sehr cool!
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Danke!
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