Ich mochte schon als Kind keine Kopftücher. Die waren was für hutzelige alte Weiber, und außerdem wollte ich kein Mädchen sein und überhaupt! Kopftücher! Herrje!
Zum Glück war das allein eine Frage der Mode; mein störrisches Haupt ließ sich auch durch Mütze oder Hut vor den Unbilden des Wetters schützen, und das Kopftuch verschwand aus meinem Bewusstsein, kaum dass meine Mutter es zaghaft da hinein zu bringen versucht hatte. Manchmal tauchte eines in alten Hollywood-Schmonzetten auf, wo es die Frisur einer schicken Dame im Cabrio vor dem Wind zu schützen hatte – gerne mal aufs liebreizendste vergebens.
Dann tauchte es wieder auf. Ich erinnere mich nicht genau, wann ich die jungen Mädchen und Frauen mit verhülltem Haar zum ersten mal bewusst wahrnahm. Eine Zeit lang dachte ich, die Ärmsten würden vom tyrannischen Mannsvolk daheim zum Tragen des Kopftuchs gezwungen, und bei einigen stimmte das wohl auch und stimmt noch immer. Aber nach und nach wurde doch klar, dass immer mehr junge Muslimas sich verhüllen, weil sie sich einem sehr konservativen Islam zugewandt haben. Mit Selbstbewusstsein und Stolz, und der Gewissheit, den ungläubigen Schlampen überlegen zu sein.
Es dauerte nicht lange, und die ersten frommen Lehrerinnen versuchten, sich mitsamt ihres Kopftuchs in den Schuldienst zu klagen und warfen den erschrockenen Deutschen Diskriminierung und Rassismus vor. Waren wir alle Nazis? Bloß nicht! Schnell Partei ergreifen für das Tuch, dieses Gut einer so anderen und schon deshalb besseren Kultur!
Seit zwei Jahren prägt nun der Hijab die Einkaufszentren, Innenstädte und öffentlichen Verkehrsmittel. Frauen und Mädchen aus muslimischem Umfeld wird der Schleier aufgedrängt, wo sie ihn nicht freiwillig tragen, und ja, es gibt sie durchaus, die säkularen Muslime, die an all dem wenig Gefallen finden. An Schulen gerieren sich dumme Jungs als Sittenwächter und entscheiden über halal und haram.
Und das alles könnte mir ja eigentlich egal sein.
Eigentlich.
Aber: was bedeutet die Verhüllung, was signalisiert sie?
Eine Frau, ein Mädchen möge ihr Haar und ihren Hals, oder eben den gesamten Körper verhüllen, um ihre sexuellen Reize dem Blick unberechtigter Männer zu verbergen. Damit nicht jeder Mann über sie herfalle wie über eine Hure. Der Schleier ist also die Botschaft: Ich bin eine anständige Frau, moralisch den unverhüllten Schlampen überlegen. Mir zum Beispiel.
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Die zweite Botschaft der Verhüllung lautet: Männer, muslimische jedenfalls, können ihren Sexualtrieb keinesfalls kontrollieren; der Anblick eines unbetuchten Weibs lässt sie zu Tieren werden, die ihren Impulsen folgen und sofort über das nackte Fleisch herfallen müssen. Sie können nicht anders. Daher müssen Frauen und Mädchen die Verantwortung übernehmen und sich und die Männer beschützen, indem sie ihre Reize den begehrlichen Blicken entziehen. Ein nettes Männerbild zeigt sich da!
So begegne ich also im öffentlichen Raum, auf dem Weg zur Arbeit, immer mehr Frauen, von denen ich annehmen muss, dass ich in ihren Augen ein sittenloses Luder, eine verachtungswürdige Hure und Schlampe bin. Das geschieht mir in meiner Heimat, in der ich mich sicher und der Gesellschaft zugehörig und in ihr respektiert fühlen wollte, denn wo sonst könnte ich das?
Nein, dieser Keuschheitslappen ist mir nicht egal!
Hier ein Link auf einen wirklich lesenswerten Text zu den Grundlagen der Verschleierung in Koran und Sunna:
http://www.deutsche-islam-konferenz.de/SharedDocs/Anlagen/DIK/DE/Downloads/Sonstiges/Wielandt_Kopftuch.pdf?__blob=publicationFile
Danke! Auch ich dachte ähnlich wie Sie, als ich die ersten Goldstücke mit Kopftüchern wahrnahm. Mir taten sie leid.
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Danke.
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