Um diesem Argument auf die Spur zu kommen, bedarf es eines kleineren Umwegs.
Anti- Kapitalisten kritisieren, dass Menschen den Zwängen des Marktes unterworfen seien und ersetzen sie durch Befehle.
Die wachsende, oder besser ausgedrückt, sich nicht verringernde Zahl der Menschen, die von den Bürokraten (Etatismus) der Sozialstaaten abhängig sind, verleiten zu der Annahme, Armut sei das unvermeidliche Nebenprodukt wirtschaftlicher, besonders „kapitalistischer“ Entwicklungen.
Eine Rückführung der Armut auf den Kapitalismus, obwohl dies populärer ist als je zuvor, ist schnell zu widerlegen.
Nicht nur kannten gerade vor-kapitalistische Wirtschaftsformen, wie der Feudalismus, verbreitete Armut, sondern auch - und vor allem - fanden die schlimmsten Hungerkatastrophen in kommunistischen bzw. Sozialistischen Ländern mit verstaatlichter oder staatlich gelenkter Wirtschaft statt, wie in der Sowjetunion 1932-1933 (Ukraine „Holodomor“), der VR China 1959-1961 (der sogenannte „Große Sprung nach vorn“), in Indien 1966 (Im Bundesstaat Bihar), Äthiopien 1984 (hier verweise ich immer auf die Analyse von André Glucksmann und Thierry Wolten „Politik des Schweigens, Hintergründe der Hungerkatastrophe in Äthiopien“ Stuttgart 1987) und immer wieder in Nordkorea.
Zur Zeit sind wir Zeuge der Ereignisse in Venezuela, wo nach fast 2 Jahrzehnten an Staatssozialismus die Verarmung droht, wenn kein Wandel durchgesetzt wird.
Anti- Kapitalismus tötet wie ein Mosquito: Saugt das Blut und spritzt Gift!
Das die linken Täter nach wie vor moralisch exkulpiert werden, ist ein Armutszeugnis des hilflosen Etatismus.
Ausgenommen die Gruppen von Menschen, die das Schicksal mit Krankheit oder Behinderung gezeichnet hat, wegen derer es ihnen unmöglich ist, für sich selbst zu sorgen, kann es nicht anders sein, als dass Umstände die arbeitsfähigen, also von Transferleistungen abhängigen, Menschen an der wirtschaftlichen Eigenständigkeit hindern.
Auf die technische Entwicklung an sich, wie gerne diagnostiziert wird, können diese Umstände allerdings nicht zurückgeführt werden, denn sonst hätte es etwa in der Mitte des 20. Jahrhundert in Westdeutschland keine Vollbeschäftigung geben dürfen, mit einem Entwicklungsstand deutlich über dem Niveau Mitte des 19. Jahrhunderts.
Erst wenn alle Bedürfnisse aller Menschen „automatisch“ befriedigt werden könnten, würde der Menschheit „die Arbeit ausgehen“ aber daraus ergäbe sich dann kein Problem.
Dass die Rede von der „ausgehenden“ Arbeit unsinnig ist, lässt sich anhand zweier Beispiele demonstrieren.
Erstens gibt es einen großen und mit jeder Erhöhung von Steuern, Abgaben und Regulierungen wachsenden Markt an Schwarzarbeit. Dieser Markt zeigt, dass Arbeit wohl unter anderen, als den herrschenden, Bedingungen nachgefragt wird - und das trotz einem hohen Risiko der Strafverfolgung.
Zweitens sprechen die gleichen Leute, die das „Ausgehen der Arbeit“ diagnostizieren, etwa ebenso gern davon, dass für viele Menschen, besonders Familien, nicht genügend „bezahlbaren“ Wohnraum gebe.
Welche andere Lösung für das Problem wäre denkbar, als mehr Wohnungen zu bauen? Und wie gelänge das anders als durch mehr Arbeit?
Die interventionistische Antwort des Linkskonservatismus besteht darin, anstelle dessen die gesetzliche Mietkostenbremse einzusetzen.
Sie führt allerdings kurzfristig zu einer Verknappung des Angebots, das heißt, die Mieten sind „bezahlbar“, aber es gibt weniger Angebot an Wohnraum; und mittelfristig zu geringeren Bau- und Sanierungstätigkeiten, weil diese sich nicht mehr rentieren, sodass die Mieten letztendlich wieder ansteigen müssen.
Wenn die geringere Bau- und Sanierungstätigkeit als bösartige Reaktion von gierigen Kapitalisten und Spekulanten gebrandmarkt wird, zeugt das nur von ökonomischer Naivität.
Nur nebenbei, der Hass der Anti- Kapitalisten auf die Spekulanten gilt der Gruppe, die auszugleichen hilft, was der Anti- Kapitalismus angerichtet hat. Wenn der Anti- Kapitalismus die Gier anprangert, schließt er von sich auf Andere. Er ist ein unehrlicher Makler.
Denn der Profit macht nur einen kleinen Teil der Kosten aus, vor allem die Lohnkosten schlagen erheblich zu Buche. Und warum sollten nach einer erfolgten Mietpreisbremse Bauarbeiter und Handwerker bereit sein, sich mit weniger Verdienst zufrieden zu geben? Wäre das nicht das vom Linkskonservatismus beklagte „Lohndumping“?
Ein anderer linkskonservativer Einwand bemerkt sarkastisch, neu gebaut würden ja eh bloß „Luxuswohnungen“, die wiederum sich „keiner leisten“ könne.
Der Einwand ist natürlich bereits deswegen unsinnig, weil niemand irgend etwas produziert, das sich „keiner“ leisten kann; denn auf diese Weise lässt sich vor allem eins nicht erzielen, nämlich Profit.
Doch vor allem krankt dieses Argument daran, dass es die Dynamik des Wohnungsmarktes außer Acht lässt: Wenn „die Reichen“ (meistens ironischer Weise die Linkskonservativen, die dies Argument ins Feld schleudern) in neu gebaute oder in sanierte Wohnungen einziehen, werden, vorausgesetzt die Bevölkerung wachse nicht, Wohnungen frei. Deren Mieten müssen fallen, ebenfalls unter der Voraussetzung, dass die Bevölkerung nicht wachse und es keine neuen kostentreibenden Interventionen des Staats gebe.
Die Frage darf also nicht lauten, ob es Arbeit gibt, sondern warum sie nicht nachgefragt wird? - Der Hinweis auf die Schwarzarbeit zeigt deutlich, dass ein wesentlicher Faktor für die Nachfrage nach Arbeit deren Preis ist, also der Lohn.
Bei diesem Argument kriegen gewisse Kreise Schaum vor dem Mund und wittern genau jenes „Lohndumping“, aus das ihre eigene Politik angewiesen ist, und die Gefahr der Verarmung der Arbeitnehmer (Arbeitnehmer ist ebenso eine Begriffsverwirrung aber das ist ein anderes Thema), um den Profit der Unternehmer zu steigern. Würden sie ein wenig nachdenken, müsste ihnen allerdings auffallen, dass rund die Hälfte des Preises der Arbeit gar nicht in die Taschen der Arbeitnehmer, sondern in den Kassen des Staats oder der ihm angegliederten Sozialorganisationen landet.
Die Einsicht, dass die Nachfrage nach Arbeit wesentlich von deren Preis abhängt, führt zu der, dass ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ keine Alternative zur sozialstaatlichen Bürokratie ist.
In der tat ist das „bedingungslose“ Grundeinkommen initial von dem nachhaltig angefeindeten Neoliberalen „Milton Friedman“ unter dem Begriff „negative Einkommensteuer“ ersonnen worden. Das Ziel der Überlegungen bestand darin, die hohen bürokratischen Kosten des Sozialstaats einzudämmen. Anstelle einer gewaltigen Verteilungsbürokratie, so Friedmans Idee, könne der Staat jedem Bürger die Verfügung über ein gewisses Haushaltseinkommen garantieren; und wer solch ein Einkommensniveau nicht erreiche, der erhalte ohne jede Nachfrage oder Überprüfung die Differenz ausbezahlt.
Die heutigen, meist linken Vertreter des Konzepts werden ungern an dessen Neoliberalen Ursprungs erinnert. Dies ist aber ein weiterer Beleg, dass der Neoliberalismus, der ermahnt angeprangert wird, ein Staatskapitalismus linker Spielart ist und mit dem Libertären Gedankengebäude und einem wirklich freien Markt nichts gemein haben. Diese beiden Denkarten trennen Universen.
Da das „bedingungslose“ Grundeinkommen allerdings aus den Steuern der produktiv Arbeitenden finanziert werden muss, macht es die produktive Arbeit im gleichen Maße unattraktiv, wie es nicht-gewerbliche Tätigkeiten attraktiv macht.
Auch beim Menschen trifft das Energieeinspaarungsgesetz zur Energieerhaltung zu. Warum sich durch produktive Arbeit abmühen, wenn unproduktives Dasein energiesparender ist und mein Lebensunterhalt trotzdem sichert.
Das Grundeinkommen muss also entweder so unattraktiv niedrig sein, dass diejenigen, die darüber hinaus nichts Verdienen, in drückender Armut bleiben, oder es wird ein ständiger Zustrom an Personen stattfinden, die von der gewerblichen Arbeit Abstand nehmen, also ausschließlich vom Grundeinkommen leben. Die Zunahme derjenigen, die über das Grundeinkommen hinaus kein Einkommen durch gewerbliche Arbeit erzielen und mit den Steuern die Kassen des Verteilungsstaat füllen, führt notwendiger Weise zu höheren Lasten, sprich Steuern, auf gewerbliche Arbeit. Somit wird sie immer unattraktiver. Am Ende dieser Entwicklung steht dann entweder die „Unfinanzierbarkeit“ des Grundeinkommens oder ein genereller staatlicher Arbeitszwang, es sei denn, es gäbe eine allgemein verbreitete bedingungslose Konsum- und Arbeitsgeilheit, sodass bloß wenige sich bedingungslos mit dem Grundeinkommen zufrieden geben. Doch in diesem Fall vergisst man die Endlichkeit der Ressourcen, denn es gibt kein „bedingungsloses“ Wachstum des Planeten Erde.
Bedingungslose kann kein (Grund-) Einkommen sein; die „Bedingung“ ist stets, dass es erwirtschaftet wird. Wenn nicht vom Bezieher selber, so von jemand anderen, dem man einen Teil des Mehrwerts enteignet.
Das einzige „Bedingungslose“ am „bedingungslosen Grundeinkommen“ ist also gewaltsame Enteignung der Produzenten, um es finanzieren zu können.
Der Anti- Kapitalismus macht glücklich, solange es einen funktionierenden Kapitalismus noch gibt.
Die Versprechen der Anti- Kapitalisten sind soviel wert, wie die Fata Morgana eine Oase für den Verdurstenden.
Die Nachfrage nach Arbeit wird zwar im wesentlichen vom Preis bestimmt, dennoch sind weitere Behinderungen, die die Nachfrage nach Arbeit senken, nicht unwichtig. Dies ist unmittelbar deutlich, wenn wir den Fall betrachten, dass es verboten ist, gewisse Waren zu produzieren und zu handeln, oder eine bestimmte Dienstleistung zu erbringen. Bei dem Verbot, gewisse Waren zu produzieren und zu handeln, kann es sich z.B. um Drogen wie Marihuana handeln, bei den Dienstleistungen etwa mancherorts um Prostitution. Ein solches verbot führt dazu, dass unabhängig vom Preis der Arbeit die spezifische Arbeit nicht legal nachgefragt werden kann. Von solchen eindeutigen Fällen ausgehend lässt sich schnell erkennen, dass es eine Vielzahl von Beschränkungen gibt, die die Nachfrage nach Arbeit senken. Hierzu zählen etwa vor allem die zahlreichen Berufsprivilegien, sowie die Zugangsschranken zur Ausübung eines Berufs (die sich, wie auch Mindestlohnbestimmungen und Tarifbindungen, stets zu Nachteil von Minderheiten auswirken).
Ein großer Teil der menschen, die von Transferzahlungen abhängig sind, sind Opfer des Staats im Allgemeinen und des Sozialstaats im Besonderen.
Was wären Alternativen? Dieses Thema gehe ich dann an, wenn die Anti- Kapitalisten diese Kritik verdaut haben und der Schaum vor dem Mund verschwunden ist.
Ich glaub hier werden falsche Fragen aufgeworfen. Ich höre viel Vorwürfe raus. Man sollte da mal anders herangehen.
Wer soll das erwirtschaftete Einkommen aus einer komplett durchautomatisierten Produktion bekommen?
Das ist jetzt keine Frage die man leicht beantworten kann. Ich möchte es ganz bewusst als Denkanstoß stehen lassen, weil sich dadurch weitere Fragen ergeben.
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diese Ängste hatte man früher auch. Denke doch mal an Ford, als dieser fast automatisierte Produktionslinien einsetzte. Schaue dir heute an, um wieviel die Beschäftigtenzahl seither gestiegen ist. Solche Beispiele gibt es viele. Ist die Automatisierung wirklich der Feind des Menschen? Oder ist es vielleicht der Mangel an Flexibilität und Kreativität? Ein Mangel an den künstlichen Qualifikationshürden?
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Die Frage bleibt damit unbeantwortet. ;)
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Die Thematik des Grundeinkommens, ich gebe zu das ich noch nicht zu einem abschließenden Ergebnis gekommen bin.
Einerseits sehe ich die Vorteile, auf der anderen Seite sind dann die Nachteile und die beruhen auf Lebenserfahrung. Sobald Menschen "abgesichert" sind neigen sie zur Faulheit.
Mein Antrieb ist der Spaß an der Arbeit und ich bin in der Lage soviel Geld zu verdienen das ich leben kann.
Ich hatte auch schon Phasen wo dem nicht so war und das Geld knapp, aber das war nicht negativ sondern ein Anreiz Dinge zu ändern.
Ich denke der Fehler ist zu glauben das Absicherung glücklich macht, das Geld glücklich macht. Dem ist nicht so. Glücklich bist du wenn du erfüllt bist von deinem Leben, der Tag kein Feind ist und du Spaß hast morgens aufzustehen.
Hast du diesen Zustand (den ein jeder für sich selbst erreichen muss und auch kann) ergibt es sich von selbst, ein gutes Leben.
Also nicht nach Absicherung und Hilfen schauen, sondern selbst den A.... hochbekommen. Das hilft allen mehr und vor allem dir.
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Danke für deinen Kommentar. Es ist ein umstrittenes Thema. Was auch immer man sich daraus erhofft, es löst die Probleme nicht, sondern verschärft diese immer weiter. Wenn man bedenkt, das nur noch ca. 15 Mio von ca. 40 Mio Erwerbstätigen produktiv tätig sind und von diesen 15 Mio ca. 7 Mio über 45 Jahre alt sind (Ich gehöre schon lange zu diesen), fragt man sich, wie die restlichen 8 Mio den Karren weiterhin ziehen sollen. Hierbei sollte man nicht vergessen, dass von den restlichen 8 Mio, ca. 100.000 Produktive jährlich das Land verlassen. Mich persönlich kann die Zukunft nicht mehr erschüttern, aber für meine Kinder und vor allem Enkelkinder sehe ich nichts Berauschendes, wenn sich nicht drastisch etwas ändert-
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Es wird noch erschreckender wenn man sich darüber klar geworden ist, das der wesentliche Teil des Know-Hows bei eben den über 45-jährigen liegt. Danach kommt nicht mehr viel.
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Im Prinzip läuft es auf die Frage hinaus "Warum soll ich arbeiten gehen und alle anderen machen sich einen Lenz auf meine Kosten?". Was unweigerlich passieren wird.
In kurzer Zeit hast du das absolute Chaos und gar nichts mehr geht. Du schaffst weitere Abgründe (wovon es ja schon reichlich gibt) in der Gesellschaft und weitere Klassen. Ich bezweifel auch das die, die dann noch wirklich weiterarbeiten mit voller Energie, daraus Vorteile ziehen können oder bekommen.
Und selbst wenn doch, dann kommt der Neid derjenigen die weniger haben, aus denselben Gründen die heute schon überall sichtbar sind.
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