Carl Gustav Jung ist ein Schweizer Psychologe und ein Mann der Symbolik. Er zählt zur Österreichischen Schule der Ethik. Viele Wortbildungen haben wir durch ihn in unserem Leben verinnerlicht. Doch viele seiner Werke sind der breiten Öffentlichkeit unbekannt.
Mein liebstes und treffendes Zitat von ihm: "[W]ir werden mehr und mehr zu Sklaven eines anonymen Staates, der als höchste Autorität unser Leben regiert."
Hier nun ein kurzer Einblick.
Carl Gustav Jung
(* 1875 in Kesswil; ✝ 1961 in Küsnacht)
http://www.carl-g-jung.de/deutsch/biografie.html
Ausgewähltes Werk: Das symbolische Leben. Verschiedene Schriften. Gesammelte Werke, Bd. 18, 1. Halbband. Solothurn & Düsseldorf: Walter-Verlag, 1995
Das symbolische Leben, Teil 1
Wenn ihm [dem Kranken] aber gezeigt wird, daß sein besonderes Leiden nicht nur sein Leiden ist, sondern ein allgemeines — sogar das Leiden eines Gottes — dann befindet er sich in der Gemeinschaft von Menschen und Göttern, und dieses Wissen erzeugt eine heilende Wirkung. Die moderne geistliche Therapie geht in der gleichen Weise vor: Schmerz oder Krankheit wird mit dem Leiden Christi verglichen, und diese Vorstellung wirkt tröstlich. Das Individuum wird aus seiner elenden Einsamkeit herausgehoben und erweist sich als ein Mensch mit einem heldenhaften, sinnvollen Schicksal, das, wie das Leiden und Sterben eines Gottes, letzten Endes der ganzen Welt zugute kommt. 120
Bringen Ritual und Dogma die psychologische Situation des betreffenden Individuums nicht voll zum Ausdruck, so kann es nicht geheilt werden. Dies ist der Grund, warum es den Protestantismus gibt, warum der Protestantismus so unsicher ist und weshalb er sich immer mehr spaltet. [...] Wir haben also kein symbolisches Leben, und wir haben alle das symbolische Leben dringend nötig. Nur das symbolische Leben kann den Bedürfnissen der Seele Ausdruck verleihen — den täglichen Bedürfnissen der Seele, wohlgemerkt! Und da die Leute nichts dergleichen besitzen, können sie nie aus dieser Tretmühle herauskommen — aus diesem schrecklichen, zermürbenden, banalen Leben, wo sie «nichts als» sind. Im Ritual sind sie der Gottheit nahe; sie sind sogar göttlich. Man denke nur an den Priester in der katholischen Kirche, der in der Gottheit ist: er trägt sich selber zum Opfer auf den Altar; er bietet sich selber als Opfer dar. Tun wir das? Wo sind wir uns bewußt, das zu tun? Nirgends! Alles ist banal, alles ist «nichts als»; und aus diesem Grunde sind die Leute neurotisch. Sie haben das Ganze einfach satt, die Banalität dieses Lebens, und deshalb wollen sie Sensationen. Sie wollen sogar einen Krieg; sie wollen alle einen Krieg. Sie freuen sich alle, wenn es Krieg gibt: sie sagen: «Gott sei Dank, end- lich passiert etwas — etwas, das größer ist als wir!» S.296
Diese Dinge gehen sehr tief, und es ist kein Wunder, daß die Leute neurotisch werden. Das Leben ist zu rational, es gibt keine symbolische Existenz, in der ich etwas anderes bin, in der ich eine Rolle spiele, meine Rolle als einer der Schauspieler im göttlichen Drama des Lebens. S.297
Ich unterhielt mich einmal mit dem Zeremonienmeister eines Stammes der Pueblo-Indianer, und er hat mir etwas sehr Interessantes erzählt. Er sagte: «Ja, wir sind ein kleiner Stamm, und diese Amerikaner, sie wollen sich in unsere Religion einmischen. Sie sollten das bleibenlassen», sagte er, «denn wir sind die Söhne des Vaters, der Sonne. Er, der dort oben geht» (auf die Sonne deutend) —«das ist unser Vater. Wir müssen ihm täglich dabei behilflich sein, sich über den Horizont zu erheben und über den Himmel zu gehen. Und wir tun das nicht bloß für uns allein: wir tun es für Amerika, wir tun es für die ganze Welt. Und wenn die Amerikaner sich mit ihren Missionen in unsere Religion einmischen, dann werden sie etwas erleben. In zehn Jahren wird Vater Sonne sich nicht mehr erheben, weil wir ihm nicht mehr helfen können.»
Nun könnte man das vielleicht als eine Art milden Wahnsinns bezeichnen. Weit gefehlt! Diese Leute haben keine Probleme. Sie haben ihr tägliches Leben, ihr symbolisches Leben. Sie stehen morgens mit dem Gefühl ihrer großen und göttlichen Verantwortung auf: sie sind die Söhne der Sonne, des Vaters, und es ist ihre tägliche Pflicht, dem Vater über den Horizont zu helfen — nicht allein für sich selbst, sondern für die ganze Welt.
Sie sollten diese Männer sehen: sie haben eine natürliche, erfüllte Würde. Und ich habe ihn gut verstanden, als er mir sagte:
«Nun sehen Sie sich diese Amerikaner an: sie sind immer nach irgendwas auf der Suche. Sie sind immer voll Unruhe, immer suchen sie etwas. Was suchen sie bloß? Es gibt nichts zu suchen!»
Das ist absolut wahr. Man kann sie sehen, diese herumreisenden Touristen, immer auf der Suche nach etwas, immer in der vergeblichen Hoffnung, etwas zu finden. Auf meinen zahlreichen Reisen bin ich Leuten begegnet, die sich auf ihrer dritten Weltreise befanden — ununterbrochen unterwegs. Stets auf Reisen und auf der Suche. In Zentralafrika habe ich eine Frau getroffen, die ganz allein im Auto von Cape Town heraufgekommen war und nach Kairo wollte. «Warum?» fragte ich sie. «Wozu wollen Sie das bloß tun?» Und ich war erstaunt, als ich ihr in die Augen sah —die Augen eines gehetzten, in die Enge getriebenen Tieres — immer nur suchend, stets in der Hoffnung, etwas zu finden. Ich sagte: «Was in aller Welt suchen Sie? Worauf warten Sie, wonach jagen Sie denn?» Sie ist geradezu besessen; sie ist von allen Teufeln besessen, die sie herumhetzen. Und weshalb ist sie besessen? Weil sie ein sinnloses Leben führt. Ihr Leben ist völlig und auf groteske Weise banal, vollkommen wertlos, sinnlos und ohne jedes Ziel. Wenn sie heute umgebracht wird, ist nichts geschehen, nichts ist verschwunden — weil sie nichts gewesen ist! Aber wenn sie sagen könnte: «Ich bin die Tochter des Mondes. Jede Nacht muß ich dem Mond, meiner Mutter, über den Horizont helfen» — ja, das wäre etwas anderes! Dann ist sie lebendig, dann hat ihr Leben eine Bedeutung, für alle Zeit und für die Gesamtheit der Menschheit. Das gibt inneren Frieden, wenn Menschen das Gefühl haben, daß sie das symbolische Leben führen, daß sie Schauspieler im göttlichen Drama sind. Das ist das einzige, was dem menschlichen Leben einen Sinn verleiht; alles andere ist banal, und man kann es beiseite lassen. Eine Karriere und das Zeugen von Kindern, das alles ist maja im Vergleich mit dem einen, daß unser Leben Sinn hat. Das ist das Geheimnis der katholischen Kirche: daß sie einen bis zu einem gewissen Grade immer noch ein sinnvolles Dasein führen läßt. S.297f
[In bestimmten Fällen werde ich beobachten,] daß unbewußte Tatsachen an die Oberfläche treten und sich auf bedrohliche Weise manifestieren. Das ist sehr unangenehm. Und deshalb mußte Freud ein System erfinden, um die Leute und sich selbst gegen die Realität des Unbewußten zu schützen, indem er für diese Dinge eine höchst abschätzige Erklärung abgab, eine Erklärung, die immer mit «nichts als» beginnt. [...] «Ach, ich bin an meine Mutter fixiert, und wenn ich mir über alle möglichen Phantasien über meine Mutter klarwerde, werde ich aus dieser Fixierung befreit.»
Wenn es dem Patienten gelingt, hat er seine Seele verloren. Jedesmal, wenn man diese Erklärung annimmt, verliert man seine Seele. Unserer Seele ist nicht geholfen; wir haben unsere Seele durch eine Erklärung, eine Theorie ersetzt. S.299f
Das symbolische Leben, Teil 2
Als Psychologe bin ich intensiv an Geistesstörungen interessiert, besonders wenn sie ganze Nationen befallen. Ich möchte betonen, daß ich die Politik herzlich verachte [...]. Ich bin ein neutraler Schweizer, und selbst in meinem eigenen Land bin ich an Politik uninteressiert, weil ich überzeugt bin, daß neunundneunzig Prozent aller Politik bloße Symptome sind, die alles eher als eine Heilung sozialer Übel bringen. Ungefähr fünfzig Prozent der Politik ist entschieden anrüchig, insofern als der völlig inkompetente Geist der Massen dadurch vergiftet wird. Wir sind auf der Hut vor ansteckenden Krankheiten des Körpers, aber wir sind aufreizend unbesorgt, wo es sich um die noch gefährlicheren kollektiven Geisteskrankheiten handelt. S.602
Wir wenden uns jetzt der Frage zu: Was würde eine Nation im Zustand psychologischer Misere tun? Da eine Menschenmenge oder eine Nation nichts anderes als eine Ansammlung von Individuen ist, ist ihre Psychologie gleichfalls eine Ansammlung individueller Psychologien. Die individuelle Psyche ist jedoch durch individuelle Unterschiede, die teils angeboren, teils erworben sind, charakterisiert. Nahezu jedes Individuum kann bestimmte, spezifische Leistungen aufweisen, die zu seiner relativen Einmaligkeit beitragen. Auf der anderen Seite ist jedes Individuum teilweise dem anderen ähnlich, eine Tatsache, die den Aspekt des allgemein Menschlichen hervorbringt. So sind Individuen einander gleich, insofern sie Eigenschaften besitzen, die sich in keiner Weise von denen anderer unterscheiden, aber einander unähnlich, insofern sie Eigenschaften und Leistungen entwickeln, die sich mit denen anderer Menschen nicht vergleichen lassen. Was immer die Menschen miteinander gemein haben, kann sich bei Gruppenbildung anhäufen, doch ihre individuellen Leistungen häufen sich niemals an — sie zerstören sich vielmehr gegenseitig. So trägt eine große Gruppe, wenn man sie als ein Wesen betrachtet, lediglich solche Züge zur Schau, die allen Menschen gemeinsam sind, aber keine ihrer individuellen Leistungen. Die Züge, die alle Menschen gemeinsam haben, bestehen hauptsächlich in Instinkteigenschaften; diese sind relativ primitiver Natur und zweifellos minderwertig im Vergleich mit dem geistigen Niveau der meisten Gruppenmitglieder. So bilden hundert intelligente Leute zusammen einen Wasserkopf.
Die Psychologie der Massen ist immer minderwertig, selbst bei ihren idealistischsten Unternehmungen. Die Gesamtheit einer Nation reagiert nie wie ein normales modernes Individuum, sondern immer wie ein primitives Gruppenwesen. Deshalb sind die Massen niemals richtig angepaßt, außer auf sehr primitiven Ebenen. Ihre Reaktionen gehören in unsere zweite Kategorie — die negative Form. Der Mensch ist innerhalb der Gruppe immer unvernünftig, verantwortungslos, unberechenbar und unzuverlässig. Verbrechen, die das Individuum allein niemals durchstehen könnte, werden vom Gruppenwesen hemmungslos begangen. Eine Dame der Gesellschaft würde lieber sterben, als bei einem Galaessen in einem unanständigen Kleid zu erscheinen, aber wenn das in der Gruppe gerade Mode wäre, so würde sie keine Sekunde zögern, die schockierendste Monstrosität anzuziehen. Man denke nur einen Augenblick an den berühmten cul de Paris, der die Jugend unserer älteren Generation verschönerte. Und die Männer sind nicht besser. Je größer eine Organisation, desto niedriger steht ihre Moral. Als man den Anführer einer großen religiösen Bewegung bei einer Lüge erwischte, sagte er: «Oh! für Christus sind sogar Lügen erlaubt.» S.609f
Die Nationen — als die größten organisierten Gruppen — sind, psychologisch gesehen, schwerfällige, dumme und amoralische Ungeheuer, wie jene riesigen Saurier mit ihrem unglaublich kleinen Gehirn. Sie sind vernünftigen Argumenten nicht zugänglich, sie sind suggestibel wie hysterische Patienten, sie sind kindisch und launenhaft und hilflose Opfer ihrer Emotionen. Sie fallen auf jeden Schwindel, Schlagworte genannt, herein, sie sind in einem erstaunlichen Maße dumm, sie sind habgierig, rücksichtslos und von blinder Gewalttätigkeit wie ein Rhinozeros, das plötzlich aus dem Schlaf geweckt wird. Sie beharren auf jedem Unsinn, auf jeder Emotion und jedem Ressentiment und Vorurteil, weit über den psychologischen Moment hinaus, und sie lassen sich vom billigsten aller offensichtlichen Tricks hinters Licht führen. Die meiste Zeit bringen sie mit Träumen und primitiven Illusionen zu, die gewöhnlich als «ismen» herausgeputzt sind. Solange sie ungestört auf freiem Feld grasen können, sind sie schläfrig und harmlos. Doch wenn die Nahrung knapp wird und sie anfangen, in benachbartes Territorium hinüberzuwandern und einzudringen, greifen sie zur Gewalt. Dann sind sie nicht davon zu überzeugen, daß der Mensch in vielen Tausenden von Jahren bessere Methoden entwickelt hat, und daß er als Individuum an Vernunft und Intelligenz glaubt. S.610
Selbst ein Gruppenwesen kann nicht umhin zu bemerken, daß man, in einer Demokratie lebend, mit dem Kopf gegen erstaunlich unintelligente Freiheitsbeschränkungen anrennt, die jedem freien, selbstregierenden Bürger von einem unsichtbaren, gänzlich legendären Wesen, «Staat» genannt, auferlegt werden. Als die Monstergruppe sich erstmals eine «Demokratie» nannte, hatte sie sich bestimmt nicht gedacht, daß ihr ehemaliger Regent, jetzt entthront, sich in ein Gespenst verwandeln würde. Das tat er aber. Er wurde zum Staat. S.611
Der Staat ist das psychologische Spiegelbild des Demokratie-Ungeheuers. So wie sich die Nation immer als ein Mann erhebt, so ist auch der Staat so gut wie ein Mann. Er ist sogar eine ziemliche Persönlichkeit, mit unbeschränkten Mitteln, anspruchsvoller als je ein Tyrann, habgierig bis zum Äußersten und biologisch gefährlich. Er, der Staat, ist nicht wie ein römischer Cäsar, der seine Kriegsgefangenen aus den unteren Bevölkerungsschichten versklavte; er preßt vielmehr seine Tribute aus den vitalsten und begabtesten Individuen seines Herrschaftsbereiches heraus und macht sie zu Sklaven seiner eigenen verschwenderischen Neigungen. Er weiß nicht, daß Energie nur dann wirksam wird, wenn sie sich ansammelt. Seine Energie ist Geld. Er zapft alle diese sorgfältig vorbereiteten und wohlüberlegten Energieansammlungen an und verzettelt sie, so daß sie unwirksam werden und eine künstliche Entropie entsteht. S.611
Deutschland war das erste Land, das die Wunder, die durch das Gespenst der Demokratie, den Staat, gewirkt wurden, zu spüren bekam. Es sah sein Geld elastisch werden, sich zu astronomischen Proportionen ausdehnen und sich dann ganz und gar verflüchtigen. Es erlebte alles das mit einem Schlag, was die Gespenster anderer Demokratien uns in einer Art Zeitlupe anzutun versuchen, wahrscheinlich in der Hoffnung, daß keiner den Schwindel durchschaut. Deutschland hat empfindliche Nackenhiebe erhalten, und das war wahrhaftig kein Spaß. Die gesamte gebildete Mittelschicht war total ruiniert, aber der Staat war obenauf und legte immer mehr «-istisches» Rouge als Kriegsbemalung auf. Das Land befand sich in einem Zustand äußersten Elends und größter Not, und Wogen der Panik gingen über die Bevölkerung hinweg. In einem individuellen Fall sind dies die Symptome eines bevorstehenden Ausbruchs. Jeder Ausbruch dieser Art bringt archetypisches Material an die Oberfläche, Archetypen, die sich mit dem Individuum sowohl wie mit dem Volke verbünden. Es spielt hier etwas Teleologie hinein: sie erzeugt Kraft, wo Schwäche war, Überzeugung anstelle von Zweifel, Mut statt Angst. Doch die Energie, die nötig ist, um eine solche Wandlung zu bewerkstelligen, wird vielen alten Werten entnommen, und der erzielte Erfolg wird teuer bezahlt. Ein solcher Ausbruch ist immer eine Regression in die Geschichte und bedeutet stets eine Senkung des kulturellen Niveaus. S.612f
Dieser Inkarnationsprozeß ist besonders drastisch in Hitlers Fall. Hitler selbst als gewöhnlicher Mensch ist ein schüchterner und freundlicher Mann mit künstlerischem Geschmack und ebensolcher Begabung. Rein menschlich ist er harmlos und bescheiden und hat nette Augen. Aber er kommt aus Braunau, einem Städtchen, das bereits zwei berühmte Medien — die Gebrüder Schneider —hervorgebracht hat. [...] Hitler ist vermutlich das dritte und kompetenteste Medium aus Braunau. Wenn der Staat-Geist durch ihn spricht, redet er mit Donnerstimme, und sein Wort ist so mächtig, daß es eine Millionenmenge wie abgefallene Herbstblätter zusammenfegt. S.614
Die fast persönliche Autorität und scheinbare Leistungsfähigkeit des Staates sind in gewisser Hinsicht nichts anderes als die unbewußte Konstellation einer überlegenen instinktiven Persönlichkeit, welche die offenkundige Leistungsunfähigkeit der bewußten Ego-Persönlichkeit kompensiert. S.617
Da Sozialismus und Kommunismus die Attribute der Demokratie lediglich steigern, das heißt einer Konstitution, wo der Regierende ohne Regierte und die Regierten ohne Regierende sind, dienen sie nur dazu, die Bedeutung des Parlaments, der Regierung, des Geldes und der soge- nannten Rechte des freien Bürgers zu unterhöhlen. Die einzig mögliche Synthese scheint in der schließlichen Inkarnation des Staatsgespenstes in einem Übermenschen mit alldem dazugehörigen mythologischen Drum und Dran zu liegen. S.618f
Ohne Not fällt es der Menge nie ein, «auf Kulturschätze zurückzugreifen». Dem Menschen ist der Wahn einer beständig fortschreitenden Kulturverbesserung so lange eingehämmert worden, daß man das Alte möglichst schnell zu vergessen sucht, um ja den Anschluß an die neue, verbesserte Welt, die einem von unverbesserlichen Weltverbesserern stets vor die Nase gehalten wird, nicht zu verpassen. Unsere neurasthenische Sucht nach der morgigen Neuigkeit ist eine Krankheit und keine Kultur. Kultur ist wesentlich Kontinuität und eine weitgehende Bewahrung des Alten; Neuerungssucht aber erzeugt Unkultur und endet in bloßer Barbarei. S-623
Wenn lauter Minderwertige eine Gemeinschaft eingehen, so taugt auch das Ganze nichts, denn hundert Idioten zusammen geben noch keinen Gescheiten. Das allzu laute und vordringliche Predigen der Gemeinschaft läßt leicht den Einzelnen vergessen, daß sein Beitrag an die Gesellschaft nichts mehr ist als seine eigene Nichtsnutzigkeit. Wenn ich einer Organisation von hunderttausend Mitgliedern oder gar von Millionen angehöre, so beweist das nicht im geringsten, daß ich etwas tauge. Und wenn ich mir auf diese Mitgliedschaft gar noch etwas einbilde, so häufe ich auf meinen Unwert noch die Illusion eines Mehrwertes. Da in der Masse, nach den Gesetzen der Massenpsychologie, auch der Beste an Wert und Bedeutung verliert, ist es doppelt wichtig, daß einer in sicherem Besitze guter Qualitäten sei, um die Gemeinschaft, der er beitritt, nicht etwa zu schädigen. Statt allzuviel von Gemeinschaftssinn zu reden, ist es wohl wichtiger, an die geistige Reife und Verantwortlichkeit des Einzelnen zu appellieren. Ist einer imstande, sich selbst verantwortlich zu fühlen, so ist er sich auch der Verpflichtung zur Gemeinschaft bewußt. S.626
Der überall und stets vorhandene Eigennutz braucht natürlich nicht gepredigt zu werden, er soll aber auch nicht unnötigerweise verlästert werden, denn wenn der Einzelne nicht gedeiht, gedeiht auch das Ganze nicht. Und wo der Einzelne zu einem übernatürlichen Altruismus angehalten ist, erscheint der Eigennutz in unmenschlicher Form am Ganzen wieder — «in verwandelter Gestalt, üb ich grimmige Gewalt» —, denn Instinkte lassen sich nicht endgültig austreiben oder unterdrücken. Eine übermäßige Opferung der Einzelnen zugunsten des Ganzen hat bei uns aber insofern keinen Sinn, als es uns, bei unserer Kleinheit, nicht vergönnt ist, den doch vorhandenen Eigennutz in nationaler Form, das heißt in der Eroberung fremder Länder, zur Geltung zu bringen. In der nüchternen Skepsis gegenüber zeitbedingtem Propagandageschwätz, in instinktsicherer Naturnähe und in selbsterkennender Selbstbeschränkung sehe ich mehr Heil für unser Vaterland als in aufgeregten Erneuerungsreden und hysterischen Neuorientierungsversuchen. Man wird nach einiger Zeit entdecken, daß in der Weltgeschichte nichts wirklich «Neues» passiert ist. Von einem wirklich Neuen könnte man erst dann sprechen, wenn einmal der unvorstellbare Fall einträte, daß Vernunft, Menschlichkeit und Liebe einen dauernden Sieg erringen würden. S.628f
Wir haben die abergläubische Angst vor bösen Geistern und Nachtgespenstern zwar verloren, dafür faßt uns das Entsetzen vor Menschen, welche, von Dämonen besessen, die furchtbaren Werke der Finsternis verrichten. Daß die Tuer solcher Taten sich nicht als Besessene, sondern als «Herrenmenschen» vorkommen, ändert an der Tatsache ihrer Besessenheit nichts. S.633f
Die phantastische; mythologische Welt des Mittelalters hat dank unserer sogenannten Aufklärung einfach den Standort gewechselt: es sind nicht mehr incubi succubi, sylvani, melusinae und anderes mehr, welche den Menschen schrecken und schikanieren, sondern die Menschen selber haben deren Rolle übernommen, ohne es zu wissen, und besorgen das teuflische Werk der Zerstö- rung mit weit wirksameren Methoden als der frühere Spuk. Früher waren die Menschen roh, jetzt sind sie entmenscht und von Dämonen besessen in einem Ausmaß, wie es selbst das schwärzeste Mittelalter nicht kannte. Dort konnte sich ein anständiger und intelligenter Mensch dem teuflischen Getriebe doch noch einigermaßen entziehen, heute aber reißen ihn sogar seine Ideale hinunter in den blutigen Schlamm seiner nationalen Existenz. S.634
Die infolge des kirchlichen Schismas einsetzende Entwicklung der Naturwissenschaft setzte das Entgötterungswerk der Kirche fort und vertrieb die Naturdämonen und mit ihnen die letzten Reste der mythologischen Weltanschauung. Das Ergebnis dieses Prozesses ist die allmähliche Auflösung der Projektion und die Zurückziehung der projizierten Inhalte in die menschliche Psyche. Was es also früher draußen an spukhaftem Gelichter gab, das hat sich jetzt in die Seele des Menschen gesetzt, und indem wir die «reine», das heißt entseelte Natur bewundern, geben wir nolens volens ihren Dämonen Herberge, mit dem Resultat, daß mit dem Ende des Mittelalters anno 1918 die Zeit der totalen Blutbäder, der totalen Dämonisierung und der totalen Entmenschung anheben konnte. Seit den Tagen der Kinderkreuzzüge, der Wiedertäufer und des Rattenfängers von Hameln hat man keine geistigen Epidemien und namentlich nicht solche von nationalem Ausmaß mehr gesehen. Auch die Folterkammern — welche verblüffende Errungenschaft der neuesten Zeit!! — sind in Europa wieder eingeführt worden. Überall erwies sich das Christentum als unfähig', die Verwüstung auf- zuhalten, obschon viele Christen ihr Leben in die Schanze schlugen. Die Erfindung der Menschenschlachtanstalten endlich — wozu vor zweitausend Jahren der römische circus nur ein schwacher Anlauf war — ist eine wohl kaum mehr zu überbietende Höchstleistung des neudeutschen Geistes. 634
So sehr die Errungenschaften der Wissenschaft Bewunderung verdienen, so furchtbar sind die psychischen Folgen dieses größten menschlichen Triumphes. Es gibt in dieser Welt leider kein Gutes, das nicht durch ein mindestens ebenso großes Übel bezahlt werden müßte. Man weiß noch immer nicht, daß der große Fortschritt durch einen ebenso großen Rückschritt aufgewogen wird. Man hat noch keine Ahnung davon, was es heißt, in einer entseelten Natur zu leben. Man glaubt im Gegenteil, es sei ein gewaltiger und nur vorteilhafter Fortschritt, daß der Mensch die Natur bezwungen und sozusagen das Steuerruder ergriffen hat, um das Schiff nach seinem Willen zu lenken. Alle Götter und Dämonen, deren physische Nichtigkeit so leicht als «Opium fürs Volk» erwiesen ist, kehren zu ihrer Ursprungsstätte, zum Menschen zurück und werden zu einem Rauschgift, wogegen alles frühere «Opium» nur Kinderspiel ist. Was ist der Nationalsozialismus2 anderes als ein ungeheurer Rausch, der Europa in eine unbeschreibliche Katastrophe gestürzt hat? S.635
Allen -ismen, die eine neue «bessere» Welt versprechen, ist prinzipiell zu mißtrauen, denn die- se Welt wird nur anders, aber nicht besser. Der Mensch hingegen kann in einem gewissen Maße vernünftiger oder unvernünftiger, besser oder schlechter eingestellt sein. Von den Grundübeln aller Existenz, äußeren und inneren, wird er nie befreit sein. Man täte besser daran, zu wissen, daß diese Welt ein Kampfplatz ist und jeweils nur eine kurze Spanne zwischen Geburt und Tod bedeutet. S.635f, FN 2
Dem noch kindischen Menschen von heutzutage sind Zerstörungsmittel in die Hand gegeben, welche eine bis ins Ungemessene gesteigerte Verantwortlichkeit oder eine fast krankhafte Ängstlichkeit erfordern, um den allzu leichten Mißbrauch der Macht zu verhindern. Das Gefährlichste sind die von relativ wenigen Köpfen gegängelten ungeheuern Massenanhäufungen. S.636
Es war in der Tat außerhalb des gewöhnlichen Rahmens, daß einer kam und kaltblütig sagte, er übernehme die Verantwortung. Das war dermaßen verblüffend, daß niemand daran dachte, sei es zu fragen, wer denn die Verantwortung übernehme, sei es die nötigen Maßnahmen gegen öf- fentlichen Unfug zu ergreifen. Auf alle Fälle versprach das Ding doch zu viel, als daß man sich allzu ernstlich hätte entrüsten können. Die Psychopathologie kennt jenes «Genie» der unverbindlichen Versprechungen: es heißt Pseudologia phantastica, und es soll ein Kunststück sein, auf solche Leute nicht hereinzufallen, besonders dann, wenn sie in höherem Maße Besessenheitssymptome, wie divinatorische Phänomene (Ahnungen, Gedankenlesen usw.) und Anfälle von pathologischem Affekt aufweisen (das klassische Rasen der Propheten). Nichts wirkt so ansteckend wie Affekt und nichts so entwaffnend wie die versprochene Erfüllung eigensüchtiger Wünsche. Ich wage gar nicht daran zu denken, was uns Schweizern zugestoßen wäre, wenn wir das Unglück gehabt hätten, ein Achtzigmillionenvolk zu sein. In diesem Fall wäre nach aller psychologischer Voraussicht unsere Dummheit mit zwanzig multipliziert und unsere Moral durch ebensoviel dividiert worden. Je größer die Massenanhäufung, desto niedriger das Niveau der Intelligenz und Moral. S.637
Es liegt mir ferne, solche üblen Dinge wie Neid und Knorzerei ermutigen zu wollen, aber sie sind eben doch da und tragen bei zur Erhöhung des Mißtrauens und des Nicht-mit-tun-Wollens. Sie sind wie schädliche Tiere, doch irgendwo auch zu etwas gut. Ich will selbstverständlich den schlechten Eigenschaften nicht das Wort reden, aber ich studiere sie gern, weil sie sich, gerade in der Kollektivität, so viel wirksamer erweisen als die Tugenden. Erstere haben nämlich den großen Vorteil, sich bei steigender Ansammlungszahl aufzuhäufen, letztere den Nachteil, daß sie sich unter der gleichen Bedingung gegenseitig auslöschen. Sie leiden am gleichen Effekt, wie berühmte Galerien, in denen die zusammengehäuften Meisterwerke einander totschlagen. Tugend ist eifersüchtig, Laster aber sucht Genossen (und der Böse liebt die großen Zahlen, die kleinen aber verachtet er, und darum übersieht er sie bisweilen). S.638
Der Psychiater hat es, insofern er sich mit der psychischen Therapie solcher Komplexe befaßt, täglich mit «Dämonen» zu tun, das heißt eben mit jenen psychischen Faktoren, die als Massenerscheinung dämonische Züge aufweisen. Allerdings hat eine solche unblutige Operation nur dort Erfolg, wo man es mit einem Individuum zu tun hat. Handelt es sich um eine ganze Familie, dann ist das Verhältnis 1:10 und mehr, und nur ein Wunder kann noch Remedur schaf- fen. Handelt es sich aber gar um ein Volk, dann spricht die Artillerie das Schlußwort. Will man das vermeiden, so muß man wohl beim Einzelnen anfangen, eine lamentabel langfädige und hoffnungslose Sisyphusarbeit, wie es scheinen mag. Jedenfalls ist man derartig beeindruckt von der Suggestivgewalt der Megaphonreden, daß man zu glauben geneigt ist, man könne dieses schlechte Mittel, nämlich die Massenhypnotisierung, durch «zündende» Ansprachen, «markige» Worte oder herzbewegende Predigten auch zu einem guten Zwecke benützen. Ich will zwar den Satz von dem durch den Zweck geheiligten Mittel nicht völlig in Abrede stellen (denn nichts ist ganz richtig oder ganz falsch), muß aber doch betonen, daß Massenüberredung zum Guten ihren Zweck kompromittiert, indem sie im Grunde nur Stimmungsmache ist, deren Wirkung bei der nächsten Gelegenheit wieder abfällt. Die zahllosen Reden und Aufsätze über «Wiedererneuerung» sind unwirksam, ein Geplätscher, das niemand weh tut und alle langweilt.S.642f
Soll sich das Ganze ändern, so muß sich der Einzelne ändern. Das Gute ist eine individuelle Gabe und Erwerbung. Als Massensuggestion ist es ein bloßer Rausch, der noch nie als Tugend gegolten hat. Das Gute wird nur vom Einzelnen als seine individuelle Leistung erworben. Keine Masse kann es für ihn tun. Das Böse aber braucht Masse zum Ent- und Bestehen. Die Herrenmenschen der SS sind allesamt, wenn allein für sich abgesondert, unbeschreiblich klein und häßlich. Der gute Mensch aber glänzt wie ein Edelstein, der in der Sahara verlorenging. S.643
In einer erleuchteteren Zukunft muß vielleicht ein Regierungsanwärter sich zuvor von einer psychiatrischen Untersuchungskommission bestätigen lassen, daß er kein psychischer Bazillenträger ist. S.643
Das Unbewußte besteht aus:
ehemals bewußten, aber vergessenen oder verdrängten Inhalten
subliminalen Elementen und Kombinationen von Elementen, die noch nicht bewußt sind
ererbten Instinktmustern, sogenannten Archetypen, die das menschliche Verhalten
bestimmen.
All diese Inhalte und Elemente bilden zusammen eine Matrix des Bewußtseins, das ohne ihr ständiges Zusammenwirken funktionsunfähig wäre. Eine Dissoziation zwischen Bewußtsein und Unbewußtem führt sofort zu pathologischen Störungen. Das Unbewußte ist somit ein Faktor von größter biologischer Bedeutung. Sein physiologischer Aspekt besteht im Funktionieren aller subkortikalen Zentren, die mit dem Willen nicht tu beeinflussen sind, und sein psychologischer Aspekt in jenen dominanten emotionalen Tendenzen in der menschlichen Natur, die von der Vernunft nicht regiert werden können. Diese Tendenzen sind äußerst dynamisch und von ambivalenter Natur. Richtig verstanden, bilden sie eine höchst willkommene, brauchbare Stütze und vis a tergo den bewußten Überzeugungen und Entscheidungen gegenüber. Mißverstanden oder fehlgeleitet, lähmen und blenden sie die Menschen und drängen sie in eine Massenpsychose. Es ist daher für die klinische Psychologie von wesentlicher Bedeutung, zu diesem Energiereservoir Zugang zu finden, und kein Versuch, geistige Einstellungen zu verändern, kann auf die Dauer erfolgreich sein, ohne daß zuerst ein erneuter Kontakt mit dem Unbewußten hergestellt wird. Hitlers enorme psychologische Wirkung war auf seiner höchst genialen Methode begründet, den wohlbekannten nationalen Minderwertigkeitskomplex der Deutschen auszunützen, für den er selber das hervorragendste Beispiel lieferte. S.649
Die bloße Idee besitzt keinerlei praktische oder moralische Wirkung, solange sie nicht von einer emotionalen Eigenschaft gestützt wird, die in der Regel einen ethischen Wert besitzt. S.650
Die Anwendbarkeit und Wirksamkeit der oben beschriebenen Methode [der Analytischen Psychologie] bleiben strengstens auf das Individuum beschränkt. Ein Einstellungswandel kann auf diesem Wege nur im Individuum und durch individuelle Behandlung hervorgebracht werden. Überdies läßt sich diese Methode mit einiger Aussicht auf Erfolg nur bei Individuen anwenden, die mit einem gewissen Maß an Intelligenz und einem gesunden Sittlichkeitsempfinden ausgestattet sind. Ausgeprägter Bildungsmangel, niedriger Intelligenzgrad und moralischer Defekt schließen sie aus. Da fünfzig Prozent der Bevölkerung sich in der einen oder anderen Hinsicht unter dem Durchschnitt befinden, könnte die Methode auf sie, selbst unter idealen Umständen, keine Wirkung ausüben. Da man sich mit dem Augenblick, wo man in die Bedeutung der Träume eindringt, mit den intimsten und heikelsten Problemen auseinanderzusetzen hat, kann die Einstellung eines Men- schen nicht verändert werden, ohne daß er den fragwürdigsten und schmerzhaftesten Aspekten seines eigenen Charakters ins Auge sieht. Es läßt sich daher von der Anwendung einer solchen Methode auf eine Gruppe nicht viel erwarten. Der Einstellungswandel beginnt nie in der Gruppe, sondern nur im Individuum. [...]Die breite Masse des Volkes läßt sich von ihrer Suggestibilität leiten. Sie kann nicht in ihrer Einstellung, sondern lediglich in ihrem Verhalten verändert werden. Dieses hängt von der Autorität der Anführer ab, die einen tatsächlichen Einstellungswandel durchgemacht haben. S.652
Ein Mensch, dessen Herz nicht gewandelt ist, wird das Herz keines anderen Menschen verändern. S.653
Die Hauptgefahr besteht in direktem und indirektem Egoismus, das heißt in einer Unbewußtheit über die letztliche Gleichwertigkeit unserer Mitmenschen. Indirekter Egoismus manifestiert sich hauptsächlich in einem abnormen Altruismus, der sogar imstande ist, etwas, was uns selber als gut und richtig erscheint, unserem Nachbarn unter dem Deckmantel christlicher Nächstenliebe, Menschlichkeit und gegenseitiger Hilfe aufzudrängen. Egoismus ist seinem Wesen nach immer Habgier, die sich hauptsächlich auf dreifache Weise zeigt: als Machttrieb, Lust und Faulheit. Diese drei moralischen Übel werden durch ein viertes ergänzt, das mächtigste von allen – Dummheit. S.654
Eine Nation besteht aus der Summe ihrer Individuen, und ihr Charakter entspricht dem moralischen Durchschnitt. Niemand ist gegen ein national verbreitetes Übel gefeit, es sei denn, er wäre unerschütterlich von der Gefahr überzeugt, daß sein eigener Charakter von dem gleichen Übel angesteckt werden kann. Doch die Immunität der Nation hängt ganz und gar von der Existenz einer führenden Minderheit ab, die gegen das Übel immun und fähig ist, die gewaltige suggestive Wirkung scheinbar möglicher Wunscherfüllungen zu bekämpfen. Ist die Führung nicht völlig immun, so wird sie unvermeidlich ein Opfer ihres eigenen Machtwillens werden. S.655
Wer in der Welt von heute noch von absoluter und einziger Wahrheit redet, der spricht einen obsoleten Dialekt, aber keinesfalls die Sprache der Menschheit. Das Christentum hat ein ευ̉άγγέλιον, eine gute Botschaft von Gott, aber kein Lehrbuch der Dogmatik mit Totalitätsanspruch. S.692
[W]ir werden mehr und mehr zu Sklaven eines anonymen Staates, der als höchste Autorität unser Leben regiert. Der Kommunismus hat dieses Ideal auf die vollkommenste Weise verwirklicht. Leider hat unsere Demokratie dem nichts in Gestalt von anderen Idealen entgegenzusetzen; sie glaubt gleichfalls an die konkrete Macht des Staates. Es gibt nirgends eine geistliche Autorität, die sich mit der des Staates vergleichen ließe. Wir brauchen dringend ein geistiges Gegengewicht gegen den letztlich bolschewistischen Konkretismus. Es ist wiederum ein Fall von «Zeugen» gegen den Cäsar. S.745
Nach zweieinhalb Jahren Psychoanalyse nach C.G. Jung in relativ jungen Jahren bin ich für das Gespenst der Demokratur und der abrahamitisch-religiösen Verdummung für den Rest meiner Tage verloren ;-)
Was uns fehlt, obwohl es offen vor uns liegt: Die Wiederbelebung und rechtliche Anerkennung des "Heidentums" - also des Paganismus, das was unsere Völker seit Jahrtausenden begleitet und geprägt hat. Der Mensch ist Teil der Natur, steht und fällt mit ihr, unterliegt ihren evolutionären Regeln und ist KEIN "auserwähltes Geschöpf" irgend einer vorderasiatischen Wüstengottheit. Mit einem Schlag, so einfach, ließen sich durch die Wiederbelebung (Rückkehr wäre es keine, denn es war nie verschwunden, nur unterdrückt) unserer ureigensten Eigenschaften, den "heidnischen" Wurzeln in uns, alle unsere Probleme sowohl weltlicher als auch spiritueller Natur, wieder ins Gleichgewicht bringen.
Die ganz großen Probleme haben meist die einfachsten Lösungen ! Unsere Lösung heißt Paganismus. Ich wette, Jung würde lächeln und JA nicken.
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