Viele Leute in unserem System beklagen sich ja über eben dieses. Und das meiner Meinung nach auch zu recht, da wir viele Dinge haben, die wir verbessern könnten oder nicht gerecht sind. Was allerdings zumeist beklagt wird, ist dann doch eher gruselig.
Ein Favorit von mir sind z.B. jene Leute, die auf einem zeigen und sagen: „Du hast soviele Aktien! Das ist unfair, weil Du soviel Geld hast! Ich bin ganz arm dran, weil ich meine Kredite bedienen muss!“ Ich runzel dann zumeist die Stirn und frage mich, ob diese Leute überhaupt begriffen haben, wieso sie eben in einem Eigenheim sitzen. Weil sie sich mit Zinsen Geld aus der Zukunft borgen, um in der Gegendwart ihren Konsum zu frönen, den sie sonst erst am Ende ihres Lebens vielleicht leisten könnten.
Der eine kauft sich das Haus, der andere halt Aktien und gibt dann einen Kredit raus. Ich erkenne an diesem System nicht wirklich etwas, dass unfair sein sollte. Wenn jemand gerne in einem Haus lebt und etwas von meinen Aktie abhaben will, dann ist das ein unfaires Spiel. Dann würde ich auch ein Haus einfordern! Und ehe wir uns versehen, leben wir dann vermutlich zusammen in diesem Haus und jemand anderes hat die Aktien.
Tatsächlich ist eine zentrale Frage des Kapitalismus, ob man lieber einen kleinen Kuchen will und diesen gerecht aufteilt oder einen größeren Kuchen von denen einige mehr bekommen, aber jeder einen größeren Teil. Man mag dies instinktiv nicht für gerecht halten, aber am Ende ist man eben doch besser versorgt. Dieses scheinbare Paradoxon bringt einige Leute regelrecht um den Verstand.
Ja, lasst uns den Kapitalismus überwinden! Uns irgend ein besseres System ausdenken, dass besser geeignet ist um die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen innerhalb eines komplexen Systems besser zu steuern. Sofort kommt dann immer wieder „Planwirtschaft“ auf den Tisch.
Anstatt also ein große Armee von biologischen Entitäten los zu schicken um die für sich beste Lösung zu finden, glauben wir, dass eine zentrale Planung zu einem besseren Ergebnis führt? Spätestens bei der Frage welchem Beamten sie dies dann zutrauen, sieht man meist in entsetzte Gesichter!
„Ah nein! Beamte sind ja faul und grundsätzlich unfähig!“ Ach schau an. Während man genau solchen Leuten gerade noch die Entscheidung über unseren Konsum überlassen wollte, ist man wenige Sekunden später bereits im Kampfmodus gegen eben diese Menschen. Mich dünkt, dass hier doch ein gewisse Form der gesellschaftlichen Schizophrenie offensichtlich wird. Es ist Schade, dass einige Leute allerdings so tun als würde es diesen offensichtlichen Widerspruch gar nicht erst geben.
Dinge über die man sich einmal aufregen sollte? Nun eine Grundsäule des Kapitalismus ist es, dass es einen Wettbewerb unter den Markteilnehmer gibt. Nicht nur die Konsumenten sollen um Geld kämpfen, sondern auch die Unternehmen! Denn nur so bildet sich am Markt auch ein sinnvoller Preis, der am Ende für alle irgendwo gerade noch akzeptabel ist.
Allerdings scheint es immer mehr Unternehmen zu geben, die gradezu planwirtschaftlich ihre Produkte entwickeln. Getreu dem Motto von Ford
„Jeder Kunde kann sein Auto in einer beliebigen Farbe lackiert bekommen, solange die Farbe, die er will schwarz ist.“
entwickeln viele Firmen an den Kundenanforderungen vorbei. Wie kommt es, dass kaum jemand DRM mag, es allerdings überall verfügbar ist. Das Kunden sich darüber aufregen, dass sie auf verschiedenen Plattformen die gleiche Produkte mehrfach kaufen müssen? Dies ist etwas, dass die Unternehmen diktieren und die Kunden ablehnen. Der Theorie nach müsste sich also mittelfristig ein Mitbewerber bilden, der wieder im Sinne der Kunden agiert.
Tatsächlich sterben diese allerdings aus. Das digitale Motto ist vielmehr „The winner takes all!“, was ein echter Paradigmenwechsel ist auf dem wir als kapitalistisch organisierte Wirtschaft eine echte Antwort finden müssen, damit wir den Wettbewerb der Unternehmen langfristig auch erhalten müssen.
Gerade die Lobbyarbeit und der Einfluss des Megakonzerne auf die Politik ist kein Kapitalismus. Eben dieser versucht oft die Marktmacht der bestehenden Teilnehmer zu festigen und damit neue Konkurrenten bereits frühzeitig auszustechen. Zwar mag hier das Großkapital wirken, aber sicherlich keine Marktwirtschaft.
Wer hier einfach nur nach einer größeren Besteuerung der Unternehmung schreit, wird der Sache gleich auf zwei Art und Weisen nicht gerecht. Zum einen zuckt der Unternehmer mit den Schultern und gibt die Preise dann an seine Kunden weiter. Es juckt ihn nicht. Je größer die Marktmacht bereits ist, desto mehr geht es ihm am Hintern vorbei.
Zum anderen treibt man damit eben diese Unternehmen aus dem eigenen Land wie wir es in Europa sehr erfolgreich gemacht haben. Ein paar Jahre später stehen dann die gleichen Unternehmen unter US- oder gar chinesischer Flagge wieder vor der Tür. Man nennt sich dann FaceTok und dominiert am Ende den Markt. Klingt nach einer soliden Lösung und wir auch gerade erlebt.
Nein, es ist berechtigt auf Megakonzern zu schimpfen und diesen sehr genau auf die Finger zu schauen. Aber man sollte sich bewusst sein, welche Zielsetzung man dabei hat. Wer einfach nur ausschlachten will, wird irgendwann von der Realität her überrollt.
Genauso passiert dies auch mit den meisten Ländern. Während Estland bereits seit 2002 auf eine volle Digitalisierung gesetzt hat und bereits 2007 (noch vor Bitcoin) auf eine Art von Blockchain gesetzt hat, dümpeln wir in diesem Land im digitalen Steinzeit umher. Egoverment bedeutet dort, dass man eine E-Mail hinschicken kann. Wer diese noch verschlüsseln will, wird oft skeptisch angeblickt.
Fragt mal einen Esten wieviel Spaß ihm seine Steuererklärung macht, die er dann per Handy macht. Vorausgefüllt versteht sich. Nur noch zum „Review“, damit man etwaige Fehler frühzeitig ankreiden kann. Da ist es natürlich bei uns besser! Dort wird noch mit der Schreibmaschine das Formular ausgefüllt und danach zeigt jeder mit dem Finger auf den anderen und sagt: in den nächsten 5 Jahren, digitalidingsen wir auch mal so richtig!
Wenn ihr frei wählen könntet in welchem System würdet ihr leben wollen? Dabei ist die Digitalisierung noch gar nicht das gruselige. Es ist vielmehr, dass wir fast 18 Jahre nach den Esten immer noch genauso blöde darstehen wir damals. Und das obwohl Estland durchaus immer wieder in der EU für ihr System beworben hat und wir Verbündete sind. Wir müssten vermutlich nur nett anfragen und hätten sehr schnell ein solches System auf europäischer Ebene.
Dabei steht in ihrem System der Datenschutz an einer sehr hohen Stelle und es werden z.B. Zugriffe der Polizei auf ihre Profile geloggt. Hier bei uns? Da diskutieren wir darüber, ob wir unsere Passwörter abgegeben müssen bei primär US- und chinesischen Systemen mit Servern in ihren Heimatländern, die die Daten unverschlüssel bei sich ablaichen und vermutlich wirklich jeder Behörde sofort Zugriff darauf geben.
Aber wir denken ja, dass die Passworte wichtig sind. Nur mit diesen kommt man ja an seine Daten rein, wie es jeder von uns von seiner Login-Maske her kennt. Ja, es regt mich auf, dass wir solche Leute in solchen Positionen haben und unseren ohnehin bereits großen Rückstand noch vergrößern.
Bei uns geben wir teilweise für Klassenverwaltungssysteme tausende von Euro aus. Stellen wir dafür eine Kiste Mate in die nächste Uni, würden wir diese im Rahmen einer Übung für lau bekommen. OpenSource-Siegel drauf, Qualitätssicherung durch einen Fachmann ... zack fertig, richtig Kohle gespart.
Aber das geht doch nicht! Da brauchen wir Profis! Etwa so wie in Tschechien, wo ein Verkehrsminister für 16 Millionen ein neues Mautsystem auf den Weg bringen wollte und sich einige verrückte Hacker hingesetzt haben und es in 48 Stunden geschrieben haben und für 0 € in Rechnung gestellt haben. Neues Mautsystem da, Verkehrsminister mit Schimpf und Schande aus dem Land gejagt.
Dabei will ich hier gar nicht so sehr die IT-Menschen in den Himmel jubeln. Wieviele Millionen wären uns wohl in Deutschland erspart gewesen, wenn einige Anwälte und Notare sich am Wochenende getroffen hätten um einen vernünftigen Mautvertrag aufzusetzen. Einfach mal als bürgerliche Pflicht um größeren Schaden (z.B. mehr Steuern) von sich und ihren Mitbürgern abzuwenden!
Da wäre uns wohl so mancher Verkehrsminister auch bei uns erspart geblieben. Doch dieser ist noch da, das Geld weg und die Maut... auch nicht da. Ich will damit nicht sagen, dass ich ein Freund einer Maut bin! Aber klingt hier keineswegs nach einem guten Deal!
Was könnten wir in einem Paradis leben, wenn die Leute nicht einfach nur so rumnörgeln, sondern konkret Probleme benennen und wir diese ausleben. Wenn sie nicht in einem mentalen planwirtschaftlichen Gefängnis sich begeben, sondern gemeinsam untereinander in einem Wettbewerb begeben, um für die besten Lösungen zu kämpfen.
Wenn Menschen keine Hoffnung mehr haben und sich resignierend aus allen Bereichen des Lebens zurückziehen. Weil sie sich mächtigen Konglomeraten gegenübersehen, die zusammen mit dem Staat jeden Lebensaspekt vorgeben. Wenn die einzigen die bereit sind zu Kämpfen am Ende sich nur noch zum 5-Minuten-Hass treffen, um mit simplen Thesen über etwas herzufallen über das sie sich zumeist nie wirklich ernsthaft gedanken gemacht haben.
Eben jene Beamte in die Führung zu jubeln, die sie selbst verachten. Was soll daraus den nur für eine Gesellschaft erwachsen? Lass uns das ganze Demokratie, Marktwirtschaft oder Kapitalismus nennen. Es spielt absolut keine Rolle. Es geht darum, dass wir uns als Gesellschaft Gedanken darüber machen, wie wir jene entlohnen, die nach den besten Lösungen sterben und sich nicht mit dem Status Quo zufrieden geben.
Ja, es gäbe wirklich viele Dinge über die man sich aufregen könnte. Ja, es gibt wirklich viele Dinge in denen sich die Menschen dieses Landes sinnvoll einbringen könnten. Wer sich allerdings wie der klassische Idiot verhält und nur noch zum Stammtisch zum Jammern kommt, wird vielleicht nie verstehen, was eigentlich in diesem Land wirklich schief läuft.
Ahmen und zum Thema große Player am Markt, vielleicht helfen uns ja bald Sammelklagen und starke Verbraucherrechte.
Unsere Regierung reagiert doch auch nur wenn sie von der EU verklagt wird. Wenn wir Bürger uns dann noch einig wären wofür es zu klagen lohnt, dann würde sich schon was verändern.
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Es stimmt. Der Weg über die Judikative funktioniert momentan noch halbwegs. Allerdings beschleicht einen da der Eindruck, dass man schon gezielt beginnt damit durch Masse eben diese Institutionen lahmzulegen. Auch der Dieselgate beschäftigt uns ja schon eine ganze Weile, obwohl die Arglistigkeit des Mangels eigentlich offensichtlich sein sollte und niemand mehr anzweifelt.
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In deinen Kotzkübel schau ich immer wieder gerne :D
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Fällt momentan leichter als Konstruktives, weil man so manches Mal bereits diesen Tremor am Kopfe feststellt, wenn man die Tageszeitung liest. Das Schlimme ist ja noch gar nicht mal, dass soviel Scheiße passiert, sondern das sich offenkundige Narren dafür noch öffentlich im höchsten Maße zelebrieren :-/
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