Kann es sein, dass du ein wenig zu viel in die Zeilen gepackt hast?
Ich kann den Titel auch nicht so richtig dem Inhalt zuordnen.
Daher wäre ich über eine kleine Hilfestellung sehr dankbar.
Gruß, Wolfram
Ob die Verse überladen sind, kann ich selbst vermutlich am wenigsten gut beurteilen. :) - Generell ist es mir aber in der Tat ein Bedürfnis, solche Gedichte möglichst kompakt zu schreiben. Ich finde es allzuoft ermüdend, wenn Gedichte (oder auch andere schreibende oder erzählende Formen) zu umfangreich werden und sich in Repetition verlieren. Der umgekehrte Fall kann aber natürlich genau so gut auftreten, ob das hier der Fall ist, kann ich momentan wie gesagt noch nicht mit genug Selbstkritik beurteilen.
Zum Inhalt, den ich einfach mal als normaler Leser versuche auseinander zu nehmen:
Der Titel "Existenzflucht" scheint mir mit der beschriebenen Furcht vor Sein, Ich & Leben, Tod, Sterben & Verwesen zu korrespondieren.
Das lyrische Ich proklamiert in der ersten Strophe für sich "nicht zu sein". Eigentlich ein selbstwidersprüchlicher Satz, denkt man etwa an Descartes' "cogito ergo sum" oder Benns "wer redet, ist nicht tot".
Diese Kontradiktion scheint sich dann auch fortzuschreiben, da das lyrische Ich seine Angst sowohl vor dem Sein als auch dem Nicht-Sein (bzw. dem Zwischenzustand "Sterben"/"Verwesen") ausdrückt. Wird damit der Begriff "Existenz" aus dem Titel möglicherweise auf die Gesamtheit aus Sein+Nichtsein erweitert?
In der zweiten Strophe des Gedichts verlässt das lyrische Ich das etwas abstrakte Umfeld von Sein, Leben, Tod etc. und wirft einen Blick aus einem Eisenbahn(?)fenster, betrachtet "Gleise [die] im Fahrtwind verschwimmen". Einerseits wird das lyrische Ich damit in die "reale" Welt zurückgeworfen, die Aussage "Ich bin nicht" endgültig ad absurdum geführt; andererseits befindet sich auch dieses realtweltliche Ich in Bewegung, auf Reisen, an einem Nicht-Ort.
Das "reisende Ich" bildet also eine realweltliche Spiegelung des "existenziellen Ichs", es befindet sich zwischen zwei Zuständen Start und Ziel, Sein und Nicht-Sein.
Soweit ein paar Ideen.
Im Grunde finde ich aber, dass die Deutungshoheit über Lyrik im Speziellen und Literatur und Kunst im Allgemeinen ab einem gewissen Punkt beim Rezipienten liegt. - Es ist wie bei einem Witz: Jemand mag ihn sich ausgedacht haben, zum Witz im eigentlichen Sinne wird er aber erst, wenn ihn jemand hört.
Meine VP dümpelt im Augenblick irgendwo im Keller rum. Aber das Upvote wird nachgeliefert.
Doch zuerst einmal mein Dank für die ausführliche und erhellende Deutung deiner Lyrik.
Grundsätzlich gebe ich dir recht, was den Leser/Konsumenten betrifft. Nur in diesem Fall schien mir die Wahrscheinlichkeit zu hoch auf das falsche Pferd zu steigen. Dann macht doch Nachfragen mehr Sinn.
Mit überladen wählte ich mit Sicherheit das falsche Wort. Gemeint war, dass du den vielen Gedanken möglicherweise etwas mehr Freiraum (Zeilen) hättest zugestehen können.
Da ich mich nun jedoch als aufgeklärt bezeichnen kann, hat auch dieser Punkt sich erledigt. Außerdem lag jeder meiner Sätze fern ab jeglicher Kritik.
Danke, Wolfram
Kann es sein, dass du ein wenig zu viel in die Zeilen gepackt hast?
Ich kann den Titel auch nicht so richtig dem Inhalt zuordnen.
Daher wäre ich über eine kleine Hilfestellung sehr dankbar.
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Ob die Verse überladen sind, kann ich selbst vermutlich am wenigsten gut beurteilen. :) - Generell ist es mir aber in der Tat ein Bedürfnis, solche Gedichte möglichst kompakt zu schreiben. Ich finde es allzuoft ermüdend, wenn Gedichte (oder auch andere schreibende oder erzählende Formen) zu umfangreich werden und sich in Repetition verlieren. Der umgekehrte Fall kann aber natürlich genau so gut auftreten, ob das hier der Fall ist, kann ich momentan wie gesagt noch nicht mit genug Selbstkritik beurteilen.
Zum Inhalt, den ich einfach mal als normaler Leser versuche auseinander zu nehmen:
Der Titel "Existenzflucht" scheint mir mit der beschriebenen Furcht vor Sein, Ich & Leben, Tod, Sterben & Verwesen zu korrespondieren.
Das lyrische Ich proklamiert in der ersten Strophe für sich "nicht zu sein". Eigentlich ein selbstwidersprüchlicher Satz, denkt man etwa an Descartes' "cogito ergo sum" oder Benns "wer redet, ist nicht tot".
Diese Kontradiktion scheint sich dann auch fortzuschreiben, da das lyrische Ich seine Angst sowohl vor dem Sein als auch dem Nicht-Sein (bzw. dem Zwischenzustand "Sterben"/"Verwesen") ausdrückt. Wird damit der Begriff "Existenz" aus dem Titel möglicherweise auf die Gesamtheit aus Sein+Nichtsein erweitert?
In der zweiten Strophe des Gedichts verlässt das lyrische Ich das etwas abstrakte Umfeld von Sein, Leben, Tod etc. und wirft einen Blick aus einem Eisenbahn(?)fenster, betrachtet "Gleise [die] im Fahrtwind verschwimmen". Einerseits wird das lyrische Ich damit in die "reale" Welt zurückgeworfen, die Aussage "Ich bin nicht" endgültig ad absurdum geführt; andererseits befindet sich auch dieses realtweltliche Ich in Bewegung, auf Reisen, an einem Nicht-Ort.
Das "reisende Ich" bildet also eine realweltliche Spiegelung des "existenziellen Ichs", es befindet sich zwischen zwei Zuständen Start und Ziel, Sein und Nicht-Sein.
Soweit ein paar Ideen.
Im Grunde finde ich aber, dass die Deutungshoheit über Lyrik im Speziellen und Literatur und Kunst im Allgemeinen ab einem gewissen Punkt beim Rezipienten liegt. - Es ist wie bei einem Witz: Jemand mag ihn sich ausgedacht haben, zum Witz im eigentlichen Sinne wird er aber erst, wenn ihn jemand hört.
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Grundsätzlich gebe ich dir recht, was den Leser/Konsumenten betrifft. Nur in diesem Fall schien mir die Wahrscheinlichkeit zu hoch auf das falsche Pferd zu steigen. Dann macht doch Nachfragen mehr Sinn.
Mit überladen wählte ich mit Sicherheit das falsche Wort. Gemeint war, dass du den vielen Gedanken möglicherweise etwas mehr Freiraum (Zeilen) hättest zugestehen können.
Da ich mich nun jedoch als aufgeklärt bezeichnen kann, hat auch dieser Punkt sich erledigt. Außerdem lag jeder meiner Sätze fern ab jeglicher Kritik.
Danke, Wolfram
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