RE: Medizinisches Cannabis veränderte mein Leben

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Medizinisches Cannabis veränderte mein Leben

in german •  5 years ago 

Manuel Raff muss auf die Frage, wie es ihm heute geht nicht lange nachdenken. Es geht ihm gut, er fühlt sich glücklich. Doch das war nicht immer so. Man merkt ihm an, dass er in den letzten Jahren schneller reifen musste als viele seiner Gleichaltrigen. Das mag daran liegen, dass er bald 9 Jahre seines jungen Lebens mit einer schweren Form der chronischen Autoimmunerkrankung Morbus Crohn verbrachte. Vielleicht auch, weil er alles daran setzen musste, das Beste aus seiner Situation zu machen. Manuel ist einer der wenigen Morbus Crohn Patienten, die Cannabis Blüten auf Rezept erhalten. Bezahlt durch die Krankenkasse.

Doch der Weg dorthin war lang und von vielen Rückschlägen geprägt. In seiner Jugend führt Manuel Raff ein geselliges Dasein. Doch mit 15 beginnen die ersten Symptome. Den heranwachsenden jungen Mann plagen Hämorrhoiden und blutigen Stuhlgang. Nach einer schmerzhaften Arztuntersuchung, aus der vermutlich ein Darmriss resultierte, lehnt Manuel trotz heftiger Symptome über mehrere Monate jeglichen Arztbesuch ab. Mit 16 Jahren als eigentlich Party machen angesagt wäre und er eigentlich lieber das Leben genießen will, erhält er die bittere Diagnose. Manuel erkrankte an Morbus Crohn.

Im Cannabis Rausch verschwanden die Schmerzen und Durchfälle

Vorerst beeinflusst die Krankheit ihn nur wenig. Mit den Standard-Medikationen, wie Kortison und magensaftresistenten Tabletten kommt er am Anfang, obwohl es ihm nie wirklich gut geht, zurecht. Langfristig helfen ihm die ersten Medikamente jedoch nicht. Stärkeres Kortison und starke Immunsuppressiva kommen schon bald hinzu. Doch auch diese Medikamente helfen nicht langfristig. Die Krankheit verschlimmert sich von Jahr zu Jahr. Die Symptome werden immer schlimmer. Manuel beginnt sich zu fragen, ob es ihm überhaupt irgendwann besser geht. Er ist verzweifelt und beginnt sich mit gesunder Ernährung und alternativen Behandlungsmethoden auseinanderzusetzen. Bei der Geburtstags-Feier eines langjährigen Freundes probiert er sich mit 18 Jahren das erste Mal an einem Joint. "Ich lehnte Cannabis in jungen Jahren total ab. Das war überhaupt nichts für mich. Alkohol bevourzugte ich einfach." Dennoch zieht er am Joint und bemerkt, wie sich Symptome während des Rausches in Luft auflösen. Dennoch ändert sich erstmal nicht viel an seiner Haltung. Er raucht zwar alle paar Monate die Blüten. Eine Dauerlösung ist es für ihn aber noch nicht. Die Blüten rauchte Manuel Raff in dieser Zeit mit Tabak. So konnte er das volle medizinische Potenzial noch nicht erahnen. Symptome reduzierten sich zwar während des Cannabis Rausches, eine langfristige Wirkung blieb allerdings aus. Sich ständig zuzudröhnen passte damals auch nicht in sein Weltbild.

Mit den Jahren verschlimmert sich der Crohn weiter. Irgendwann sehen die Ärzte keine andere Lösung mehr, als monoklonale Antikörper. Eine Therapie, die vergleichbar ist mit einer Chemo-Therapie, die alle paar Wochen eingenommen wird und mit schweren Komplikationen und Nebenwirkungen verbunden sein kann. Sein Arzt klärte ihn im Krankenhaus auf, dass die Therapie eine deutlich erhöhte Infektwahrscheinlichkeit mit sich bringt und als Spätfolge Krebs verursachen kann. Denn Krebs ist in seiner Famile weit verbreitet. Seine Großeltern starben daran und auch seine Mutter und sein Vater kämpften gegen die Killerzellen. Bereits in der ersten Nacht als Manuel erfährt, welches Medikament er einnehmen müsse, plagten ihn Albträume, dass er an Krebs erkranken würde. Doch ihm blieb keine Wahl. Er ließ sich unzufrieden auf die Therapie ein. Die Symptome reduzierten sich. Doch schon nach wenigen Monaten, als das Medikament bereits nach 2-3 Tagen nach der Einnahme in der Wirkung deutlich nachließ, wurde ihm klar, dass selbst die Antikörper keine Lösung sein werden. Sein Arzt meinte, dass er neben den Antikörpern und den zahlreichen anderen Medikationen nun auch noch ein weiteres starkes Medikament einnehmen müsse. Doch für Manuel stand die mäßige Wirkung der Behandlungen in keinem Verhältnis mehr zu den Nebenwirkungen und verbundenen Risiken. Er setzt seine Medikamente ohne Absprache mit seinem Arzt und auf eigene Faust ab.

Manuel Raff baut in der Not heimlich selbst Hanf an

"Ich hatte Angst vor den Medikamenten und wollte nicht wie meine Familie an Krebs erkranken.", erklärt Manuel.
Sein Hinweg zur Arbeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wurden mit 20-30 blutigen Durchfällen am Tag irgendwann nicht mehr zu bewältigen. Die 40 Minuten zum Betrieb und auch der lange und anstrengende Arbeitstag raubten ihm die Kraft. Raff bricht auch die Lehre ab und erinnert sich an die symptomlindernde Wirkung von Cannabis.
Der mittlerweile erwachsene Mann ist bereit für seine Krankheit Risiken einzugehen. Als er erfährt, dass Cannabis erst dann eine medizinische Wirkung aufweist, wenn es ohne Tabak konsumiert wird, interessiert er sich wieder verstärkt für das Thema. Das Problem sind die teuren Preise auf dem Schwarzmarkt und die minderwertige Qualität. "Ich wollte nicht von einem Dealer abhängig sein. Man weiß nie welche Wirkstoffe oder auch Streckmittel im Schwarzmarkt Cannabis enthalten sind.", erlärt Manuel.

In seiner ausweglosen Situation sieht Raff keine andere Lösung, als selbst heimlich Hanf anzubauen. Die geernteten Blüten raucht er diesmal ohne Tabak. Er gewöhnt sich an den Cannabis Rausch. Die Nebenwirkungen ließen schnell nach, sodass er sich im Alltag nicht mehr eingeschränkt fühlt. Die Schmerzen und Krämpfe waren von nun an Geschichte. Doch Manuels Ernte war schnell verbaucht. Er wendet sich an seine Ärzte. Manche zeigen Verständnis, andere weniger. Eine Rolle spielte das damals nicht. Das Cannabis Gesetz war noch nicht in Kraft.

Nach dem Abbruch der Ausbildung sucht Manuel Wege von zu Hause aus Geld zu verdienen. Doch den gut laufenden Online Handel muss er pausieren. Die Kraft fehlt ihm. Immer wieder muss er ins Krankenhaus. Er befasst sich über ein Jahr ausschließlich mit seinen Symptomen, Morbus Crohn, Cannabis und gesunder Ernährung. Auf blähenden Speisen, Fleisch, Milch und Zucker hält er sich fern. Schädigendes wie Alkohol und Tabak verbannt er aus seinem Leben.

Mit dem Cannabis Gesetz begann die langfristig medizinische Wende

Manuel entdeckt für sich CBD Öl. Es ist legal zu erwerben und hat wie berauschendes Cannabis viele Vorteile. Er fuchst sich ins Thema rein, beginnt fasziniert damit zu experimentieren und erkennt das Potenzial. "CBD ist wie THC ein wichtiges Cannabinoid. Im Gegensatz zu THC wirkt es allerdings nicht berauschend und ist daher besonders alltagstauglich. Einer der Unterschiede, die ich bei mir bemerke, ist, dass es vor allem stärker auf meine chronische Entzündung wirkt."erklärt Raff. Heute verkauft Manuel bereits seit über einem Jahr sein eigenes CBD Öl, welches in Deutschland hergestellt wird. Mit seiner Marke Heal Nature entwickelt er 100 % biologische Kosmetik mit Hanfinhaltsstoffen. Manuel brennt für das Thema Cannabis und hat ein großes Ziel vor Augen. Ausschließlich ökologisch sinnvolle und nachhaltige Produktideen zu vermarkten. Die einen echten Mehrwert bieten für den Darm, das Wohlempfinden oder die Umwelt.

Manuel Raff befasste sich weiter mit Cannabis und stellte selbst Cannabis Extrakte her. Die medizinischen Erfolge waren spektakulär. Seit Jahren konnte er das erste Mal wieder komplett durchschlafen. Mit den Wochen und Monaten gingen auch die Durchfälle und die chronische Entzündung zurück. Als das Cannabis Gesetz in Kraft trat, wandte sich Manuel Raff mit den neuen Erfolgen erneut an seinen Arzt. Die Krankenkasse übernahm die Kosten. Seit nun über 2,5 Jahren ist Manuel vollständig medikamentenfrei, beinah symptomfrei und war seitdem weder im Krankenhaus, noch in Anschlussheilbehandlung. "Dass Cannabis mein Leben rettete, mag für den ein oder anderen übertrieben klingen. In meiner Gefühlswelt war es aber zu dieser Zeit so. Irgendwann konnte ich die Symptome einfach nicht mehr ertragen. Wieder zurück ins Leben zu finden und zu erfahren, dass ich nach den vielen schlimmen Jahren ohne größere Symptome und vor allem ohne Medikamente leben kann, machte mich unglaublich dankbar. Endlich wieder glücklich zu sein, war das größte Geschenk für mich seit der Entstehung des Morbus Crohn."

Raff gehört zu den ersten Patienten aus Baden-Württemberg, die die medizinischen Blüten auf Kassen-Rezept erhalten. Je nachdem welche Blüten Sorte er auswählt, kostet seine Behandlung zwischen 1000 und 1500 Euro. " Das ist sogar deutlich günstiger, als meine früheren Medikamente", rechnet Manuel vor. Neben dem Cannabis wurde auch ein medizinischer Vaporisator von der Krankenkasse übernommen. Er raucht die Blüten nicht, sondern dampft sie mit dem Gerät. Er lacht:"Das ist sozusagen gesundes Rauchen". Lachen, dass kann er wieder seit die medizinische Einnahme von Cannabis für ihn legal ist. Manuel schreibt einen Blog und dreht seit neustem YouTube Videos, in denen er Patienten Mut macht, über Morbus Crohn und gesunde Ernährung aufklärt und seine Rezepte verrät, die er jeden Tag zubereitet. Ganz legal und voller Lebensfreude.

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