^{Lisette aus Marseille}

Ich hatte Besuch von meinem Freund @dorfreporter, der auf dem Steem mal kurz vor 3 Jahren aktiv war. Damals hatte er schnell das Interesse zugunsten anderer Social Media Systeme verloren. Ich weiß nicht genau, wie das passieren konnte, habe aber eine Ahnung. Der damals anhaltend niedrige Preis für unsere Coins war Anlass genug für viele Blogger, die Ernsthaftigkeit eines Engagements auf der Blockchain zu hinterfragen. Nun hat sich das Blatt erfreulicherweise gewendet. Doch die guten Leute sind verschwunden. Ich erzählte ihm, für wie dumm ich das halte.

Lisette

Kurzum, wir kamen zum Pastis zusammen. Was heißt hier Mädchengetränk? Trinkt was ihr wollt! Es ist Sommer und wäret ihr Spötter in Frankreich, ihr tätet ohne Murren das Gleiche. Frisches Wasser, Eiswürfel und Lisette aus Marseille besorgten uns das Wiedersehen. Lisette hat zugehört, als ich seiner ersten Satireanwandlung über giftgrüne Wahlplakate, der neuen Umweltreligion mit Greta und anderen Frozeleien folgte. Da war ich besser still und genoss seine scharfe Zunge. Gegenargumente waren momentan nicht angemessen. Sie wären willkommene Fetzen im Sturm seiner überschäumenden Gedankenwelt gewesen. Die wollte ich nicht liefern und außerdem war Lisette süffig, mit leichter Schärfe. Ich verdünnte sie mit Schüssen Wasser und erforschte jede neue Mischung während ihres sinnlich gleitenden Abganges. Pastis ist Wasser in seiner angenehmsten Form. In meinem Alter kostet das zwar den ganzen nächsten Tag aber Schwamm drüber, Party geht vor.

Widerspruch ist zwecklos

Dorfreporter war für Jahrzehnte gut aufgehoben in der Industrie. Im Gespräch erweist er sich, wie kann es anders sein, als hervorragend geschulter Mann aus Technik und Wirtschaft. Was sich als schwierig für Gesprächspartner erweisen kann, die nicht gut überlegen was sie sagen. Er scheint fast immer richtig zu liegen mit dem, was zu einem Thema beizutragen ist. Das heißt aber nicht dass man niemals recht hätte. Er hat einfach nur einen höllisch großen Argumentspeicher zu jeder Sau, die gerade durchs Dorf getrieben wird. Die üblichen Argumente sind schon widerlegt, bevor überhaupt daran gedacht wurde sie zu äußern. Niemand ist gefasst auf derartige Performance. Es bedarf beachtlicher Geistesgegenwart, ihm auf Augenhöhe zu begegnen, ohne unter die Räder zu kommen. Das brauchen wir nicht.

Abgehakt

In der Regel pflichtet er mir lieb bei, wenn ich konzentriert argumentiere. Dann biegt er seine Argumentation freundlich so hin, dass wir uns schnell einig sind. Kunden, Vorstände, Berater, Werksmeister, Mobilfunkgegner, Aluhüte, Anthroposophen, Libertäre, Religiöse, Politiker, Journalisten, Kommunisten, nicht zu vergessen all die Mischformen wie z. B. evangelikale Mobilfunkgegner, beleidigte Sportvorstände, Anthroposoph:innen in den Wechseljahren, usw., alles hat sich schon an ihm abgearbeitet. Wir begegnen uns seit ca. 35 Jahren und für mich war er immer ein guter Informant, mit dem Ohr am Wind. Früher mehr, als ich noch, wie er, in Dawillichleben wohnte, einem kleinen Weiler nördlich von Hanau. Heute treffen wir uns weniger, doch genau so herzlich wie immer. Ich bin vor zehn Jahren von Dawillichleben nach Hanau gezogen. Die Dorfpolitik interessiert mich halt nur noch am Rande.

Dorfreporter kommt ohne erkennbares Dogma aus, befasst sich aber leidenschaftlich mit Dogmen aller Art. In mühevoller Kleinarbeit, geduldig, aufklärend und solange ein Gespräch darin stecken bleibt, interessiert er sich dafür. Mit vielen Menschen ist er daher über das Stadium, ein vorliegendes Dogma zu entlarven, nicht hinaus gekommen. Das trifft auf reichhaltige Social Media Kontakte zu, seinem Steckenpferd. Wie wir slle wissen, steigt dort die Erregungsamplitude stärker, je mehr Politik im Spiel ist und so hat er immer großen Spaß in namhaften Foren.

^{Ab Neunzehndreißig auf der Couch.}

Dorfreporter will jetzt mehr auf dem Steem und sowieso mehr schreiben. Einen Science Fiction Roman hat er schon vor Jahren angefangen. Was ich grundsätzlich für eine gute Idee halte. Da habe ich ihm von meinem Zwerg in der Wüste erzählt, Die Verheißung der Bene Gesserit und vorgeschlagen, zum Schreiben künftig seinen Steem-Account zu nutzen. Weil man damit bequem die Urlegung von Texten erledigt „und man verdient Geld mit dem Account, je nachdem, wie du investiert bist,“ ergänzte ich. Für einen Reporter, der er mit Leib und Seele ist, seien Texte in den üblichen Foren Perlen vor die Säue geworfen. Urlegung auf dem Steem, dann Weiterverwertung in den üblichen Foren, war mein Rat. Als noch STEEM und SBD ins Gespräch einflossen, war er Feuer und Flamme: „Ich mache auf dem Steem weiter! Gleich nach dem Urlaub.“ Dass er auch im Urlaub auf den Steem kann, darauf habe ich ihn zudem heben müssen. Als er noch hörte, dass in Diskussionen jeder Kommentar monetarisiert werden kann, war es mal wieder ein glatter Durchmarsch für die Blockchain. Es gab kein Argument dagegen: „Abgemacht, wir fangen an!“ Ich habe seine Hand drauf. Besoffen zwar, aber von Mann zu Mann. Lisette war den ganzen Abend lang dabei. Wir werden sehen, wohin das führt.