RE: Einer dieser Tage... - Eine Geschichte der Cartina

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Einer dieser Tage... - Eine Geschichte der Cartina

in hive-146118 •  9 days ago  (edited)

Unter uns Rauchern heißen die Blättchen Papers. Das Wort kann man ohne Scham im deutschen Fachgeschäft äußern und bekommt Cartina seiner Wahl. Unter Rauchern sind Blättchen oder Papers Normaljargon. Es gibt sie im klassischen Blättchenformat, in Normaljoint-Größe und sogar auf Rolle zum Abreißen. Für beliebige Jointgrößen ohne die bei Blättchen notwendige Patchworkarbeit, bis man eine gerollten Tüte erhält. Sogar in völlig unverdächtigen Fachgeschäften für Rauchwaren bekommt man heute leere, konisch geformte Tüten zu kaufen. Im Coffeshop sind sie auch schon gefüllt.

Zigarettenpapier gab es natürlich schon lange vor meiner Generation. Wahrscheinlich wurde das Rauchen von Zigaretten im 30-jährigen Krieg erfunden, weil für den Tabakkonsum nicht so viel Zeit zur Verfügung stand, wie von der gemütlichen Pfeife benötigt.

Bei Militärs und später den nicht zu übersehenden Kriegsversehrten des ersten und zweiten Weltkrieges, waren die Blättchen unverzichtbares Utensil zum Rauchen, die in den kargsten Zeiten zogar aus Zeitungspapier gerissen wurden.

In die Jugendkultur der 60/70-er gerieten sie durch das Bauen von Joints in den Fokus der Jugendkultur. Da für uns die ersten deutschen Joints rund um die Freizeitscene der GIs (US-Soldaten) gebaut wurden, kennt jeder heimatliche Kiffer den Begriff Paper für ein Blättchen. Das Wort steht sogar im Duden und somit empfiehlt sich die Anwendung des Dudens sogar für fremdsprachlich interessierte Deutsch-Italiener (Tiroler).

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Danke, dass du die Geschichte der Cartina erweiterst und von deinem Wissen sprichst :)

Ja, die Endlos-Papes gibt es bei uns auch, also diese Rollen zum abreißen. War ich noch nie großer Fan von, zugegeben. Total unnütz für mich eigentlich, da ich meistens eh alleine gekifft hab, wenn es dann doch was größeres brauchte, habe ich noch die 12 Zoll Cartine zu Hause, diese haben in etwa eine Unterarmlänge ;) Aber länger braucht man echt nicht, wenn der Joint zu lange wird, z.B. 1 Meter, sieht die Größe zwar beeindruckend aus, aber es lässt sich nicht mehr ziehen... Dann sitzt du halt zum Teil da mit 2 der 3 großen Tüten des ehemaligen 1 Meter Joints, weil niemand anderes rauchen möchte^^

Ich weiß noch, als ich noch nicht drehen konnte, aber schon gekifft habe bzw. angefangen habe, hat mir ein Freund immer diese Form vorgedreht (konnte auch nicht wuzeln) und dann gestopft, weil ich keine Lust auf diese Fusselarbeit hatte^^

Tüten drehen mit langen Papes konnte ich allerdings noch bevor ich mir Zigaretten mit kurzen Papes drehen konnte xD
Meine Devise war dabei immer: Egal, wie das Werk am Ende aussieht - Hauptsache es lässt sich rauchen^^ Heutzutage ist meine Devise: Tüten bauen ist wie Fahrradfahren - Das verlernt man nicht ;)

Ich stecke meistens viel Liebe in die Tüten: Ich schneide den Filter zu, an sich total umsonst, aber irgendwie hat das was für mich, ist halt so meine Handschrift bei der Tüte^^ Also nicht nur den Filter etwas kürzer schneiden oder so, die Länge passt mir ja, absr wo man das M faltet schneide ich einen Teil diagonal raus, sodass nur mehr ganz wenig für das M ist (rede mir dann immer ein so kommt mehr rauch :P ) und auf der anderen Seite schneide ich die untere Ecke weg bzw. runde diese ab. Das mache ich einfach nur so, um bei der Frage "Warum schneidest du das weg?" sagen zu können "Nur so, dass es interessanter aussieht" xD fühlt sich bei den Lippen aber auch etwas angenehmer an, finde ich, wenn diese Ecke abgerundet ist, vielleicht ist das aber auch nur Einbildung ;)

Dann grinde ich das Gras, kipp es in das tiefe Teller, füge Tabak hinzu und zerschneide nochmals alles mit meiner Schere, damit alles feiner wird und vermische alles :)

Das tiefe Teller habe ich vom Recycling gerettet^^ Ich musste mal die leeren Flaschen der Bar vom Hotel in der Garage einordnen in die entsprechenden Kisten und sah dort dieses weiße, tiefe Teller, mit blauem Rand und dachte mir das ist ja noch gut, warum haut man das weg? Überhaupt wunderte ich mich woher das kam, denn wir hatten keine solchen Teller im Hotel xD jedenfalls nahm ich es mit in mein Zimmer und nutze es seit da an als Mischbehältniss ;)

Habe auch eine Tupperware für die Aufbewahrung der ganzen Utensilien, die hat mir mein Vater mal im IKEA in Innsbruck gekauft, als ich zur Grundschule ging. Ich wollte diese unbedingt haben damals, weil sie auf dem Deckel so ein Rad hatte, mit einem Pfeil für die Uhrzeit. Dieser faszinierte mich irgendwie, keine Ahnung xD

  ·  9 days ago (edited)

Die Geschichte vom Paper zum Mischgefäß erschien mir nie werthaltig genug, aufgeschrieben zu werden. Du hast mich eines Besseren belehrt. Vielen Dank, das Thema mit privaten Einblicken gewürzt, endlich zu behandeln. Das hat sich auf der Blockchain noch niemand gewagt. Du bist der literarische Pionier des Mischgefäßes, dem ich gerne zum Gebrauch des Duden-Mentor rate. Nicht, um deine wertvollen austroitalienischen Begriffe zu korrigieren. Die bringst du in dankenswerter Weise und zum Glück in die DU-Gemeinschaft mit ein. Nein, nur damit deine Texte schöner werden. Der Mentor hat in meinem jüngsten Post sehr viel Basisarbeit erledigt, ohne dass ich irgendein Wort selbst nachgeschlagen hätte. Habe nur Absätze rein gefüttert und der Mentor spuckte Korrekturen aus. Der hat meinen Text sprachlich verchromt.