2024-09-19

Glück ist...

... wenn seit einer Woche kein Schaf gestorben ist.

Diese Aussage liest sich eventuell etwas makaber. Es fühlt sich aber gerade genau so an. Und… isso!

Einige meiner werten Leser und Freunde haben durch vereinzelte Kommentare meinerseits vielleicht mitbekommen, dass uns nach der Katastrophe mit Haemonchus contortus, dem „roten gedrehten Magenwurm“, an den ich drei Schafe verlor, die nächste Tragödie heimsuchte:
Die Blauzungenkrankheit hat uns erreicht. Viele Tiere erkrankten. Drei Lämmer sind elendig verendet. Wir konnten nichts tun und mussten hilflos zusehen, wie dieser schreckliche Bluetongue Virus (BTV) unsere liebsten Wollpuschel sterben ließ.

Ich habe mir fest vorgenommen, diese heimtückische Virusattacke ausführlich aufzuarbeiten. Das benötige ich für meine persönliche Erinnerung an jene furchtbaren Tage, an denen ich mich kaum noch auf die Weide traute, da der Anblick von dem, was mit den sanftmütigsten Wesen der Welt gerade passierte, zu grausam war. Außerdem haben auch die zuletzt verstorbenen drei Lämmer einen würdigen Nachruf verdient. Der angefangene Post bleibt offen und offen und offen, und ich kann nicht weiterschreiben. Umso wichtiger ist es doch, erstmal alles sacken zu lassen und euch ein positives Lebenszeichen zu senden.

Gestern haben Ralf und ich noch einmal die spätsommerlichen Sonnenstrahlen ausgenutzt. Erstmals seit Tagen saßen wir ganz entspannt auf der Weide und genossen den in der Thermoskanne mitgebrachten Kaffee. Ohne sich Sorgen um fiebrige Tiere zu machen oder bei jedem Husten zusammenzuzucken, konnten wir einfach nur dasitzen und uns an unseren beiden Herden erfreuen. Ja, wir haben nun quasi offiziell zwei Herden. Es sind jetzt nur noch 18 Tiere, aufgeteilt in zwei Gruppen. Die einzigen drei verbliebenen weiblichen Lämmer haben wir bei den erwachsenen Auen integriert. Auf einer Seite der Weide tummeln sich jetzt zehn Weibchen. Zudem gibt es noch acht Böcke. Unsere drei Urgesteine und fünf Jungböcke. Ich habe nie erwähnt, dass mich der Käufer all meiner Bocklämmer im Stich gelassen hat. Sie wurden niemals abgeholt, doch ich freue mich sogar darüber. Denn gerade die jungen Böcke machen in ihrer Zutraulichkeit und dem unermüdlichen Drang, die Welt zu erkunden, so viel Spaß. Irgendwie kriegen wir die Burschen schon über den Winter - auch ohne, dass sie die Mähdchen schwängern...

Die Strapazen der leidvollen Tage werden belohnt, die Sorgen um kranke und sterbende Tiere rücken in den Hintergrund, und alle Zweifel verfliegen, wenn du dich auf die Wiese setzt und ein großes Böckchen seinen riesigen Kamelkopf vertrauensvoll in deinen Schoß legt. Du weißt, dass du vielleicht doch alles richtig gemacht hast, wenn du dem Tier beim Kraulen behagliche Grunzlaute entlockst und wohlig-verzückte Züge sein Gesicht zieren. Wenn deine Hände, vergraben im tiefen Fell, eingeölt werden und angenehm nach Lanolin duften. Wenn zeitgleich drei samtweiche Muffeln zart kitzelnd an deinen Wangen schnüffeln und dich zum Lächeln bringen. Wenn ein weiteres Schaf gemütlich hinter deinem Rücken liegt und mit deinem Pferdeschwanz spielt. Wenn du das rhythmische Wiederkäuen der Schafe beobachtest und dabei die Ruhe und Zufriedenheit, die die nunmehr gesunden Tiere (fast alle...) ausstrahlen, aufnehmen kannst, weißt du, dass du von der ersten Entscheidung in Richtung Schafe an, wahrhaftig alles richtig gemacht hast!

^{Any AI comment that is clearly identified as such and that even summarises my text will be flagged!}