Guten Tag,
ich hatte ja schon angekündigt, dass ich mich verändern muss bzw. beruflich etwas ändern muss. Das ist seit dem 01.03. so und ich werde mal ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Als ehemaliger Vollzeit-Leistungsträger und sozusagen Vorzeige-Deutscher aus dem Mittelstand mit etwas gehobenem Einkommen, bin ich jetzt auf 32h die Woche runter. Jeden Freitag habe ich jetzt frei und muss leider zugeben, dass ich bereits nach den ersten 3 Wochen schon so versaut war, dass ich nicht mehr zurück möchte.
Das verlängerte Wochenende ist ein absoluter Traum für mich. Freitag Vormittag kann ich jetzt mit meinem Freund zusammen unsere Nebentätigkeit weiter vorantreiben und das macht mir doppelt so viel Spaß wie mein Job und ist nur um ein Viertel so stressig wie vorher. Ausserdem gehe ich gegen Mittag zum Sport und am Nachmittag hole ich den kleinen Mann vom Kindergarten ab oder kümmere mich wieder um das Nebenprojekt. Ich habe deutlich weniger Stress, bin deutlich entspannter und ruhiger und stelle fest, es macht mir viel Spaß am Donnerstag schon allen ein „schönes Wochenende“ zu wünschen.
Der eine Tag mehr fühlt sich so richtig gut an. Das Wochenende ist um die Hälfte länger geworden durch den einen Tag und das merke ich unglaublich. Gehaltstechnisch musste ich ein wenig zurückstecken aber das ist vollkommen in Ordnung und kann ich mir locker leisten. Wenn man vorher schon nicht über seinen Verhältnissen gelebt hat, dann ist das kein Problem.
Hätte ich schon viel früher machen sollen und hätte mir wohl auch viel erspart.
Aber leider ist man erst hinterher schlauer.
Interessant ist, wie die Leute reagieren, wenn man davon erzählt. Von Zustimmung bis offenem Neid habe ich schon alles erlebt. Macht mir aber nix, da Neid ja bekanntlich die deutsche Form der Anerkennung ist. Und damit ist das für mich in Ordnung.
Karriere habe ich gemacht, bzw. mir angeschaut, was das heisst…. Danke ich verzichte. Ich werde mein Leben nicht für die Arbeit opfern. Das Thema ist durch. Und am Ende fragt man sich dann eh, wofür? Um einen noch höheren Lebensstandard zu haben? Noch mehr Markenklamotten oder sonstigen Schwachsinn kaufen? Ne danke…… dann lieber etwas geringerer Standard aber mehr Ruhe für die wichtigen Dinge. Z.b. nichts tun...
Das ist etwas, das können die wenigsten wirklich.
Einfach nichts tun. Sich einen Stuhl nehmen, in den Garten oder Park setzen und einfach nichts tun. Ein wenig nachdenken, etwas träumen oder einfach nur gucken… Kein Handy, kein Notebook oder sonstige Unterhaltung. Nur die Umgebung mit ihren Geräuschen und Gerüchen… Wenn man sich da ein wenig mit beschäftigt, hat man eh schon genug zu tun.
Daher bin ich mit meiner Entscheidung mehr als glücklich und würde mich freuen, wenn ich es mittelfristig auf 3 Tage die Woche reduzieren kann.
Viele Grüße, für mich ist heute ja schon Donnerstag ;-)
Hasenmann
Bildquelle: Stellenanzeigen.de
Ja super. Schön, dass du diesen Schritt gegangen bist. Zeit schenkt einem heutzutage niemand mehr. Ich finde, die heutige Arbeitswelt kann man nicht mehr mit der früheren vergleichen. Der psychische Stress ist meiner Meinung toxischer als der körperliche.
"Die heutigen Menschen glauben, daß man die Arbeit so einrichten müsse, daß sie möglichst viel Ertrag abwerfe. Das ist ein falscher Glaube; man muß die Arbeit so einrichten, daß sie die Menschen beglückt." Paul Ernst
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Herzlichen Dank für das Zitat. Das ist mal richtig gut.
Werde ich mir merken und bei Gelegenheit zitieren.
Problematisch wirds nur, wenn Du einen Highperformer vor Dir hast, der Leistung über alles stellt. Mit dem wirst Du das Gespräch gar nicht führen können. Aber gut, jeder soll machen was er will, solange er den anderen nicht auf die Nerven geht.
Bei diesen Zeitgenossen ist das leider aber oft der Fall...
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Sehr cool und definitiv die richtige Entscheidung!
Ich habe jahrelang (freiwillig, mit ziemlich hohen Lohnverzicht) auf einer Dreiviertelstelle gearbeitet. Ich hatte mittwochs frei. Das gefiel mir fast noch besser als freitags. Das lange WE ist natürlich angenehm, aber 2 Tage arbeiten/1 Tag frei/2 Tage arbeiten/2 Tage frei hatte auch ganz schön was, denn so kam ich nie wirklich aus der Puste (zwei Tage am Stück reichten dafür nicht).
Jepp, dein Gewinn an Lebensqualität ist unbezahlbar!
Schön, dass du wieder da bist!
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Ich habe gerade durch Zufall das hier gefunden.
Die meisten wollen nicht auf Geld verzichten.
Wobei es wahrscheinlich auch viele leider einfach nicht können.... :-/
Bildquelle: Deutschlandfunkkultur.de
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Congratulations with the success of your decision. It’s a change that many would like to make but are unwilling to pay the inevitable monetary consequence. We (in the UK at least) have the mindset that success is measured by your job title, how much you earn and the material assets that this affords you but as we get older and wiser, we remeasure success in terms of the freedom of choice. If we have the freedom to choose what we do with our time, then we have succeeded.
Reduce it by one day at a time and you’ll be retired before you know it!
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Gratuliere! Neidlos und voll auf einer Wellenlänge mit Dir: genau so viel arbeiten, wie nötig ist und Freude macht. Mehr muß nicht sein. Machen dann andere ;-))
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Ging halt auch nicht mehr.. War einfach zu viel Stress - keine Zeit mehr für mich und andere Dinge.
Da geht man auf Dauer kaputt. Der Körper hats mir auch gezeigt.
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Diesen Entschluss und erst recht dessen Umsetzung kann ich nur begrüßen :-)
Sowas in der Richtung schwebt mir persönlich auch vor. Insbesondere, wenn ich an meinen runden Geburtstag im nächsten Jahr denke, überlege ich ernsthaft ab dann jedes Jahr oder alle zwei Jahre eine oder zwei Stunden weniger zu arbeiten.
Was mir dabei noch ein Dorn im Auge ist, ist die Annahme, dass ich wahrscheinlich dieselbe Arbeit dann in weniger Zeit machen müsste. Finanziell wäre es kein Problem. Außerdem müsste ich das mit meiner Chefetage abstimmen, damit sie es nicht (aus betrieblichen Gründen) ablehnen, und wahrscheinlich langfristig ankündigen, damit sie sich schon mal daran gewöhnen können.
Auch wenn dann die Kiddies meine Betreuung wohl nicht mehr benötigen, wüsste ich mich in der zusätzlichen Freizeit schon sehr gut zu beschäftigen :-)
Die Reaktionen der Leute kenne ich sehr gut - das hat sich in den letzten zehn Jahren offensichtlich nicht geändert. Ich hatte nämlich nach der Geburt unserer jüngsten Tochter zwei Monate voll und ein Jahr Teil-Elternzeit genommen. Machen kann das im Grunde jeder, nur selten will man dann auch die finanziellen Einbußen in Kauf nehmen.
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Bei der Elternzeit bin ich teilweise komplett ratlos was man den Menschen noch sagen soll.
Da kommen Aussagen wie "Das würde ich mir auch gern leisten können.... Einen Monat frei oder gar zwei...."
Mein Antwort ist dann immer die: *Vom Zeitpunkt, dass Deine Frau schwanger ist, bis zum Ablauf des ersten Jahres in dem Du Elternzeit nehmen kannst, vergehen ca. 20 Monate.
Wenn du es in 20Monaten nicht schaffst, so viel Geld auf die Seite zu legen, dass Du Dir die 60% Gehalt, die dann fehlen, auffüllst, dann überleg Dir ernsthaft ob Du überhaupt ne Familie gründen solltest."
Ohne Witz, da fällt mir nix mehr ein.
Ich bin da knallhart und vielleicht auch mal ungerecht, aber die Message kommt glaube ich an.
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Das hast du gut auf den Punkt gebracht!
Wenn es einem wichtig wäre, würde man auch ein paar Monate mit Einschränkungen verkraften können.
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Wie immer lesenswert geschrieben.
;-)
https://de.wikipedia.org/wiki/Vita_activa_oder_Vom_t%C3%A4tigen_Leben
[edit]
PS
Der verlinkte Artikel ist nicht besonders tiefgründig, besonders der Abschnitt "Kritik" bleibt farblos; aber ich halte ihn für einen guten Einstieg ins Denken über Arbeit und Freizeit, über Freiheit und "Selbstverwirklichung".
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Herzlichen Dank für die Rückmeldung zu meinem Schreibstil :-D
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