🚴‍♂️ Traumreise mit dem Rad: Wertheim - Sylt 2008 (Teil I) 🚴‍♂️

in hive-146118 •  2 years ago 

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Der Streckenverlauf mit der Unterbrechung des Zugteilstückes durch die Rhön.

Was ist hier der Traum? Die Insel der Reichen und Schönen, wie Sylt oft genannt wird?
Das wäre traurig, und Sylt wäre damit total unterbewertet. Sicher gibt es eine Menge Reiche dort, vielleicht auch Superreiche aber die sind seltener dort, es sind mehr ihre Domicile, die den Ruf der Insel begründen, der immer wieder durch die Medien geistert. Schöne gibt es natürlich auch genug, aber diese muß man nicht nur dort suchen. Auf der Insel sind meine Frau und ich, Kinder, dann auch die Enkel, oft genug gewesen, weil wir uns mit vielen Leuten dort treffen und viele gemeinsame Urlaube zusammen verlebten.
Doch im Juli 2008 war ganz eindeutig der Weg unser Ziel.

Einige Jahre schon geisterte der Wunsch durch unsere Köpfe, doch einmal mit dem Rad nach Sylt zu fahren und dort unseren Sommerurlaub zu verbringen. Im Juni Juli 2008 begannen wir mit unseren ernsten Vorplanungen. Die Karten für das Vorschicken der Koffer für 14 Tage Syltaufenthalt, die Fahrkarten für uns und unsere Räder von Gemünden am Main nach Hannoversch Münden, denn mit der Rhönüberquerung als Einstieg wollten wir uns nicht „kaputt“ machen und eventuell viel Zeit opfern. Diese Dinge und die Rückreise Sylt-Würzburg, für uns und die Räder machten wir mit einem Reisebüro und das klappte „alles bestens“. Aus dem: Wir sollten mal wurde dann Wirklichkeit. Am 15.7.2008 ging es los.
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Meine Frau links vorne ich in der Mitte hinten. Einige wären sehr gern mit auf die Reise gegangen.

1. Etappe Wertheim – Gemünden 62,5 km
09:45 starteten wir von zu Hause, da wir mit einigen Freunden verabredet waren, hatten wir bis Homburg Begleitschutz, der dann zurück fuhr. Einige wären sicher gern mit auf die lange Reise gegangen. Nach Marktheidenfeld wechselten wir auf die rechte Mainseite, da dort in der Nähe des Radweges einige Gasthäuser waren, wo wir Mittagspause machen wollten. Es zeigte sich schon damals, daß das nicht so einfach war. Viele Wirtschaften waren um die Mittagszeit geschlossen. Erst in Neustadt, einige Ortschaften weiter als vorgesehen, hatte ein Gasthaus in armenischer Bewirtschaftung, eine andere Einstellung zu Öffnungszeiten. In der gemütlichen Biergartenatmosphäre hielten wir es locker 45 Min. aus, denn wir merkten, dass wir Gemünden sonst am frühen Nachmittag erreicht hätten. In Erlach gingen wir über die Fußgängermainbrücke und radelten in schönstem Sonnenschein unserem Etappenziel entgegen. Wir waren fast immer allein auf dem Radweg, konnten also locker nebeneinander fahren, bis ein supergroßes A..., männlich, auf einem Mountainbike, uns rechts überholte, natürlich ohne vorher geklingelt zu haben. Hätte meine Frau aus irgendeinem Grund einen kleinen Rechtsschlenker gemacht, wäre es unweigerlich zu einer Karambolage gekommen, mit ungewissem Ausgang. Wir haben ihm noch ein paar schöne Dinge nachgerufen, weil wir stocksauer waren. Nach ein paar Minuten kam das weibliche Pendant, natürlich auch ohne zu klingeln, drängte sie sich unnötiger weise an uns vorbei. Auf den Zuruf: Klingeln, gab es zur Antwort ein dämliches - hab keine. Das konnte nur seine Frau gewesen sein. Auf der ganzen Tour war das die einzige Situation, wo man sich richtig aufregen musste, weil solche Aktionen so gefährlich sind und dazu unnötig wie ein Kropf. Zur Beruhigung machten wir ein Fußbad im Main und waren schon um 16 Uhr in Gemünden.
Das Hotel war nicht der Traum, aber unser Zimmer war i.O., zur ruhigen Seite gelegen. Dies war die einzige Übernachtung, die wir im Voraus gebucht hatten. Die weitere Fahrt ging ins Blaue, bis auf den Streckenverlauf natürlich. Aktuell (die Reise liegt 14 Jahre zurück) könnte es zum Etappenende schwierig werden eine Übernachtung zu finden, da durch die Schwemme der E-Bikes (Pedelecs) der Betrieb auf den Fahrradstrecken deutlich zugenommen hat. Wer viel mit dem Rad unterwegs ist, stellt das immer wieder fest.
Nach einer Erfrischung und kurzen Pause inspizierten wir am späten Nachmittag den Bahnhof, um am nächsten Morgen nicht unter Druck zu geraten, wenn es auf unsere 2. Etappe ging.
16.7. 2. Etappe Gemünden – Hann. Münden – Oedelsheim 26 km (Radstrecke)
Uhrzeit 7:20 Wecken, nach einer angenehmen Nachtruhe bepackten wir unsere Drahtesel, um diesen alten Ausdruck mal zu verwenden, es waren immerhin an die 20 kg und fuhren gemütlich zum Bahnhof. Ein wenig Aufregung war schon dabei, wie alles klappen würde mit dem ganzen Gepäck, Fahrradabteil, usw. Der Zug kam pünktlich, das Einladen ging auch. Nach einer gemütlichen Fahrt durch das schöne Sinntal, die kleine Sinn mündet bei Gemünden in den Main, erreichten wir Schlüchtern, mussten uns aber beeilen, da der Anschlusszug, auf dem anderen Gleis schon wartete. Jetzt kam der unangenehmste Teil unserer Reise, wie sich später herausstellte. Raus aus dem Uraltabteil mit ca. 100 cm Höhenunterschied Zug/Bahnsteig. Gepäck, wieder aufladen, 150 m zum Gleiswechsel, abladen. Räder runter und wieder rauf tragen, Gepäck nachholen und wieder aufladen, 150 m Richtung Fahrradabteil zum Zug nach Fulda und wieder alles einladen, in ein Abteil wieder mit der großen Höhendifferenz zum Bahnsteig. Der Gipfel bei dieser Aktion war jedoch das Verhalten des Zugbegleiters, anstatt wenigstens den Frauen behilflich zu sein, sagte er nur: Ein bisschen Beeilung, wir wollen nochmal ankommen. Dabei endete der Zug in Fulda. In Eichberg bei Göttingen, mußten wir noch einmal umsteigen. Hier klappte alles besser, Dank moderner Triebwagen. Um 13:00 Uhr erreichten wir Hann. Münden.

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Und so läßt sich eine Bertgetappe, im Rahmen einer Radtour, gut ertragen.

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Von Hann. Mündens schöner Altstadt sahen wir ein bißchen bei der Suche nach einer geeigneten Lokalität für die Mittagspause. Besichtigungen fallen bei so einer Tour wie wir sie machen fast immer aus

Jetzt begann die eigentliche Radtour. Der beliebte Weserradweg war als ein wesentlicher Teil unseres Weges vorgesehen. Nach ein paar Minuten Fahrt kamen wir an den Weserstein,

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"wo Werra sich und Fulda küssen“.

Hier beginnt die Weser und wir radelten endlich nach Norden. Es hatte schon in Hann. Münden leicht geregnet und der Regen wurde langsam stärker. Also Regenkleidung an und erstmal weiter. Wir hatten keine detaillierte Beschreibung des Radweges und uns für das rechte Weserufer entschieden, was sich als nicht so vorteilhaft herausstellte. Rechts der Weser verlief der „sportive“ Radweg. Er verließ immer wieder den Uferbereich und ging dann so steil bergauf, dass wir sogar beim Schieben Schwierigkeiten hatten. Der Weg führte uns z.T. auf schönen Waldwegen weiter, aber eine nennenswerte Reisegeschwindigkeit kam dabei nicht heraus. Viel schlimmer war, dass es mittlerweile schüttete wie aus Kannen. Zuerst hatten wir noch unter Bäumen Schutz gesucht, in der Hoffnung, dass der Regen nachlassen würde, aber das war nicht der Fall. So haben wir uns entschlossen durch zu fahren, solange es uns möglich war, denn naß waren wir schon durch und durch, bis auf die Haut. Es war jedoch nicht zu kalt, also noch erträglich. Als wir Oedelsheim erreichten hatten wir die Faxen dicke. Am Ortseingang studierten wir die Infotafel und entschieden uns im Hotel Kronenhof die Etappe nach nur 25, aber schweren Kilometern zu beenden. Ein weiser Entschluß wie sich sehr bald heraus stellte. Der Kronenhof war einfach Klasse. Das Zimmer in Ordnung, viel Platz um unsere nassen Klamotten zum Trocknen aus zu breiten.

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Folgen des Regenchaos

Der Kronenhof hatte Ruhetag, aber zum Hotel gehörte unter anderem, das alte Fährhaus, ein Ausflugsrestaurant, am Weserufer, wie der Name vermuten lässt. Hier gab es heute ein Grillbuffet für die Hausgäste. Das kam uns gerade recht. Die Auswahl an besten Grillsachen war hervorragend, so dass wir ordentlich zuschlugen. Zu unserer Freude hatte es auch endlich aufgehört zu regnen und die Sonne zeigte sich sogar, was die schöne Weserlandschaft noch mehr zur Geltung brachte.

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Als der Regen aufgehört hatte, konnten wir das malerische Wesertal genießen.
Eins war uns bei der dreistündigen Regenfahrt klar geworden. Imprägnierter Regenanorak und Regenhose halten so einen Regen eine gute halbe Stunde ab, dann geht es durch. Da helfen nur Friesennerze oder „ dichte Wurstpellen“ oder wie sich später herausstellte, das Fahren mit Kötze. Die ist gut belüftet und man wird nicht durch Kondensat naß. Wir hatten genug Gelegenheit das zu testen.
Das war das Ende der Etappe 2 von insgesamt 9. Den Text habe ich von meinem Reisebericht entnommen, den ich von jeder längeren Radtour gemacht habe. Der Text ist zwar gekürzt muß sich aber bei den nächsten Etappen mehr auf Wesentliches beschränken (wenn es was gab), und sollte von allgemeinem Interesse sein.

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Wow, das war ja mal ne Reise! Vor allem auch ziemlich sportlich. Erste Etappe über 62 Kilometer - ich meine, wer bzw. welcher Ü-60er (der du vor 14 Jahren ja schon warst), nee, wer, traut sich das denn heute noch ohne Elektrorad zu?!

Ich freue mich sehr, dass du deinen (alten) Reisebericht in die Blockchain gemeißelt hast. Zum einen liest er sich echt gut und ist auch für Leute interessant, die eben nicht mit dabei waren, nicht einmal den Begleitschutz spielen durften. Zum anderen stelle ich mir gerade vor, wie viel Freude es wohl deiner Frau und dir gemacht hat, bei der digitalen Aufarbeitung des Textes in Erinnerungen zu schwelgen.

Schön, dass du wieder da bist und uns bistimmt noch auf sieben Etappen mitnehmen wirst... :-))

Lieber Gruß in den Süden,
Christiane

welcher Ü-60er;in (der du vor 14 Jahren ja schon warst)

liebe Christiane,
vielen Dank für die Blumen. Mit Ü-60er:in meintest du besimmt meine Frau, ich war ja bereits Ü-70 und wir wollen das mal unter Beachtung des Genderkrampfes festhalten.
Das hat man doch immer wieder, auch bei den 5-Sterne Radwegen, dass man vom Fluß weggeführt wird und es geht dann oft in die Berge, wie hier an der Weser, auch von Tauber, Neckar, Jagst, Mosel, Aisch und Main usw kennen wir das.
Wer A gesagt hat muß auch B sagen und ich werde gern von den restlichen 7 Etappen berichten. Die letzte war übrigens 120 km lang. Da sieht man mal was Training ausmacht. Sage keiner: es war ja eine Flachetappe. Wir hatten es mit einem anderen Gegner zu tun, der viel hartnäckiger ist als Berge, GEGENWIND. Aber wem sag ich das.
PS: Kannst du mir helfen was DU unten mit Reply-Knopf verrutscht meint??

Oh ja, Gegenwind ist eine schwere Kampfansage... ;-)

Zum Verrutschen: Herr Hasenmann hatte den Kommentar für dich (zu deinem Artikel) an Heike gesendet, sprich unter ihrem Kommentar auf "Reply" gedrückt, nicht unter deinem Beitrag.

vielen Dank, ich dachte ich hätte wieder einen Bock geschossen

hehe meinen Respekt und meine Bewunderung hast Du ja schon lange Lieber Jochen, und das ist wirklich mal ne ansage gewesen da werden manche Junge Hüpfer plötzlich ganz blass im Gesicht wenn sie hören was bei so einer tollen Radtour auf sie zukommt, und ich wette die meisten würden kneifen oder lieber mit dem Auto oder dem Motorrad fahren als selbst zu strampeln, mal ganz davon abgesehen das man so die Natur und die Umgebung noch viel intensiver wahr nimmt als wenn man mit 100 und x Km/h durch die Gegend donnert (und eventuell auch noch auf den Verkehr achten will).

Schön seit langer Zeit mal wieder etwas von dir zu lesen, ich hoffe es geht dir und deiner Familie gut außer und ihr müsst an Weihnachten nicht übermäßig frieren ;)

Liebe Grüße aus Andalusien
vom kleine Don

Hallo lieber Thomas, vielen Dank für die Nachfrage und die lieben Grüße. Es geht uns ganz gut, zufrieden stellend, und ich wünsche euch auch frohe Weihnachtstage und ein gutes Neues Jahr 2023. Frieren müßt ihr ja bestimmt nicht und bei uns könnten die Außentemperaturen vielleicht mal weihnachtlich sein, aber dann hätten wir für drinnen selbst gemachtes Holz, für wohlige Wärme. Und für diesen Winter sollte auch das Gas noch reichen.
Die Tour ist auch schon 14 Jahre her und vieles davon ist haften geblieben, mehr als von den Flußreisen per Rad, die wir davor und danach noch gemacht haben. Du sagst es, man nimmt die Natur, die Umgebung viel intensiver wahr, kommt auch mit aufgeschlossenen Leuten ins Gespräch. Aber eine Besichtigungsfahrt ist es nicht, dazu reicht die Zeit nicht, weil man sein Ziel und einen Zeitplan hat.
Herzliche Grüße Jochen

Na das freut mich zu hören, und Danke ebenfalls !
Und ja das kann ich gut nachvollziehen ich habe ähnliche Erfahrungen mit den haften gebliebenen Eindrücken zurück behalten, allerdings von etwas kürzeren Gewalttouren und noch etwas länger zurück (ich 12 und 16 Jahre alt also 45 und 49 Jahre her).
Das waren eine Tour von Hanau nach Marjoss ca. 54 Km einfach mit ekelhaften Steigungen wie bei der Tortour de France (12%) und die Sache in der Bretagne wo wir in 14 Tagen jeden 2. Tag ca. 60 Km einfach bis ans Meer oder in eines der schönen Örtchen dort gefahren sind um uns dort um zusehen, und es war höllisch warm das war beide Male im Juli.
Aber vergessen habe ich nichts davon war einfach schön, anstrengend zwar auch aber gut es wird einem nichts geschenkt im Leben außer dem Leben selber ;)

sonnige Grüße aus Andalusien

Respekt für die Tour! Das ist amtlich!
Ich bin mit dem Fahrrad mal von Emmerich nach Amsterdam an zwei Tagen gefahren.
Das fand ich schon amtlich und habe mich ganz groß gefühlt.
Aber eure Strecke ist nochmals was anderes.

Danke fürs Teilen und umfangreiche Schreiben!

Nun Emmerich Amsterdam in 2 Tagen, das war ja auch so schlecht nicht. Und dann kommt es immer noch auf die Wetterbedingungen an und was man für einen fahrbaren Untersatz hat. Ein schlechter Sattel kann einem schon nach 20 km den Spaß total nehmen.

Frag nicht nach dem Wetter...!
Am ersten Tag hat es nur geschifft.

Am zweiten Tag von der Früh an schon wieder.
Erst gegen 12Uhr wurde es schön. Und dann bliebs schön bis Amsterdam.... :-)

Krasse Tour! Aber super schön, wie es aussieht. Ich fahre nicht annähernd gerne genug Rad, um das Verlockende daran würdigen zu können ;-)) Aber vielleicht muß man das 'mal gemacht haben...

-edited-

Bist du beim Reply-Knopf verrutscht?... ;-)

Ähm.... ich befürchte.... :-D
Habs gerade korrigert. Danke für den Hinweis!

Liebe Heike, das war wirklich eine Tour an die wir uns gern erinnern und meinen, daß wir das wiederholen sollten. Es ist wie du sagst, man muß Fahrradfahren mögen und es ist vergleichbar mit der Liebe zum Langlauf. Wenn die körperlichen Voraussetzungen stimmen, Gelenke, Muskeln etc o.K, dann kann das zur "Sucht" werden.