Wie gestern angekündigt, hier der zweite Teil meiner Erwiderung.
10.Gleiche Autorität von Tradition und Heiliger Schrift:
Siehe Mt 16, 15- 20
Ist es plausibel anzunehmen, dass die Apostel etwas anderes lehrten als Christus?
Und erneut, in der Bibel geht es um das Leben und Wirken Christi.
Es ist nicht die Intentition der Bibel, einen Gestzeskanon vorzulegen der alle Eventualitäten bereits abdeckt. Wäre die Intention von solcher Art würde die Bibel wohl mehrere Millionen Seiten umfassen. Schließlich, wer weiss denn was noch kommt?
Es ist also zwingend notwendig die Heilige Schrift, wozu eben auch die Apokryphen gehören, zu interpretieren. Und zwar von Fall zu Fall, Jahrundert für Jahrhundert.
Um ein Bild zu verwenden. Christus zeigt uns die Richtung, doch er beschreibt uns nicht jeden Stein der auf unserem Weg liegt.
Und wenn es schon einmal einen ähnlichen Fall gab, nimmt man diesen als Präzedenzfall. Was wiederum logisch ist. Denn bei ähnlicher Sachlage ist ja nicht verständlich, warum heute so und morgen anders entschieden werden sollte?
11.Angeblicher Ursprung der Katholischen Kirche:
Dazu werden halt keine Aussagen getätig. Viele Suggestionen und Vermutungen, keinerlei Tatsachen.
Dazu nur der Teil über die Verfolgungen.
Es wird also behauptet, dass die Christen 280 Jahre lang von den Heiden und, was gerne übergangen wird, den Juden, verfolgt wurden. In dieser Zeit wuchsen sie immer weiter an trotz der vielen Verfolgungen. Waren also nicht klein zu kriegen. Und das wussten sie! Man lese sich nur die Paulinischen Briefe durch. Voller Stolz darauf sich durch alle Drangsale nicht kleinkriegen zu lassen, was für ein Ethos!
Und solche Gläubigen, die lieber starben als ihren Glauben zu verraten haben sich dann einem Konzil gefügt und dem Ausverkauf ihres Glaubens tatenlos zugesehen?
Das soll glaubhaft sein?
12.Der Isis- Kult wurde in das Christentum eingeführt indem man Isis mit Maria austauschte:
Gut, in Altägyptischer Religion muss ich passen. Leider bin ich kein Universalgenie das alles weiß. Ein paar Punkte sind allerdings dazu zu sagen.
12.1Origenes:
Es wird behauptet, dass bei Origenes schon Spuren dieses Kultes zu finden waren.
Origenes lebte gut 100 Jahre bevor angeblich der Isis- Kult durch Konstantin und Konsorten eingeführt wurde. Was ja bedeuten würde das dies schon früher geschehen wäre.
Abgesehen von dieser kleinen Unstimmigkeit, Origenes wurde als Häretiker verworfen. Seine Schriften wurden erst im 20, Jahrhudnert wieder mehr bekannt. Was daran lag, dass die meisten seiner Schriften verbrannt worden waren.
Wenn Origenes also Zeuge sein soll, dann dafür das seine Ansichten NICHT übernommen worden sind.
12.2Einführung der Marienverehrung:
Wer sowas behauptet kennt sich in der antiken Welt nicht gut aus.
Bei Römern, Griechen und Juden waren Frauen nicht rechtsfähig. Das heißt ihre Aussagen waren, salopp gesagt, nichts wert. In solch einer Umwelt eine Frau zu loben oder, wie z. B. bei der Auferstehung auf ihr Wort zu vertrauen war für Heiden wie für Juden absurd. Dazu muss man sich vor Augen halten dass Maria, eine Frau, Vorrang hat vor allen Heiligen, vor allen anderen Menschen. Denn selbst die heiligsten Heiligen und selbst die Propheten und Patriarchen waren nicht ohne Erbsünde geboren worden.
Deshalb wäre, bei „Erfindung“ der Marienverehrung, es das blödeste was man tun könnte, eine einfache Frau allen Männern voranzustellen. Doch genau das geschah!
12.3Zum besseren Verständnis der Marienbedeutung muss man sich die Apokryphen Schriften ansehen. Hier vor allem das Marienevangelium und das Evangelium des Jakobus. Wenn man sich natürlich nur auf das NT stützt wird das einen nicht weit bringen. Mit der Heiligenverehrung nimmt auch die Marienverehrung zu, diese beiden gehen Hand in Hand. Die Herausragende Bedeutung Mariens liegt in ihrem absoluten JA zu Gottes Plan.
12.4Theotokos:
In Latein lautet ihr Titel Deigenetrix, was das selbe bedeutet. Die Einführung des Dogmas geschah um die Gottesschaft Christi heraus zu streichen. Nicht um Maria zu verherrlichen, was ein fundamentaler Unterschied ist.
Im Übrigen, wenn man glaubt das Christus Gott ist, so erschließt sich der Ehrentitel, Gottesgebärerrin, von ganz alleine!
12.5Isis- Tempel wurden in Marien“tempel“ umfunktioniert:
Also ich kenne keine christlichen Tempel und Marientempel schon gar nicht. Allerdings bin ich auch in Koptischer Geschichte nicht so sehr bewandert wie manch andere kluge Leute.
Doch selbst wenn Isis- Tempel in MarienKIRCHEN umgewandelt wurden, was beweist das?
Ist das Pantheon jetzt eine Kirche oder ein polytheistischer Tempel?
Was ist mit der Hagia Sophia? Ist sie eine Kirche oder eine Moschee?
Nur weil etwas einmal so gebraucht worden ist, folgt daraus nicht automatisch, dass es nun, nachdem seine Nutzung geändert worden ist, immer noch so ist.
Auch kollportierte Ähnlichkeiten ändern daran nicht viel.
Ein Beispiel ist der Dom von Salzburg, ein Meisterwerk des menschlichen Geistes!
Er ist im Baustil des Barock erbaut. Der Barock orientiert sich an Romanik und Römisch- antiken Bauten. Weil sie sich ähnlich sind, folgt daraus das sie gleich sind?
13Der Mithras- Kult wurde durch den Christlichen Glauben ersetzt:
Auch hier gilt das oben genannte, weil sie sich ähnlich sind folgt daraus das sie gleich sind?
Das Herrenmahl kann nicht mit dem Mithraskult gleichbedeutend sein da es vollkommen andere Ausgangslagen besitzt. Gewiss Brot und Wein mögen gleich sein. Jedoch auch hier spielt die Intention eine Rolle. Die Feier des Gedächtnisses, das Christus ja selbst aufgetragen hat, hat inhaltlich überhaupt nichts mit dem Mithraskult zu tun.
Ob Christus in Brot und Wein realpresänt ist, was ja der wahre Kern der protestantischen Anschuldigung ist die mir solchen "historischen" Fakten belegt werden soll, oder nicht, kann man nicht salopp entscheiden. Im 3. und 4. Jahrundert toben tatsächlich viele Kämpfe um die richtige Ausdeutung. Die Entstehung der Eucharistie als Realpräsenz Christi in der Gestalt von Blut und Wein, war allerdings ein historisch gewachsener. Hier fließen Christologie, Patristik, Geschichte, Gnosis und andere Strömungen zusammen die getrennt werden mussten. Nicht um eine „zentrale“ Religion zu schaffen sondern weil sich diese Richtungen vielfach widersprachen. Hier war Klärung nötig und dieser Prozess dauerte lange. Eine entwickelte Realpräsenz ist erst lange nach dem Untergang des Weströmischen Reiches vorhanden. Und entwickelte sich auch da immer weiter. Insofern stellt sich die Frage wie die Realpräsenz von den Kaisern eingeführt worden sein soll wenn das erst Jahrhunderte später gängige Praxis gewesen ist?
14Henotheismus:
Das Wort musste ich erst suchen, dass hatte ich noch nie gehört.
Was in diesem Absatz beschrieben wird nennt sich Arianismus. Und auch der wurde als Häresie verworfen. Genauso wie die Gnosis oder der Synkretismus.
Und wieder gilt, nur weil etwas ähnlich ist, folgt daraus nicht das es das Gleiche ist.
Muss man wirklich erst noch erklären das es einen qualitativen Unterschied gibt ob man jemanden als Gott oder als Heiligen verehrt? Wie sollte das funktionieren? Zuerst lehnt man diese „Götter“ ab, dann nennt man sie Heilige und schwupps schon werden sie verehrt? Zumal die allermeisten Heiligen allesamt real existierende Personen waren. Die mit Polytheismus nichts zu schaffen hatten. Wie will man solch vorbildlichen Gläubigen quasi eine Platzhalterstellung für ausrangierte „Götter“ unterschieben?
Abgesehen davon, dass es darüber keinerlei schriftliche Aufzeinungen gibt die solche Aussagen beweisen würden.
15Vorherrschaft des Papstes:
Der Klassiker des Protestantismus!
Dieser Absatz liegt noch mehr falsch als alle anderen davor weil er die Geschichte gänzlich auf den Kopf stellt.
Zu Zeiten Konstantins und seiner christlichen Nachfolger, er hatte ja auch heidnische Nachfolger, was der Verfasser wohl „übersehen“ hat, verharrte Rom im Heidentum. Das wurde gespeißt durch seine lange Stellung als Zentrum eines Weltreiches. Daher setzte eine starke Betonung des alten römischen Glaubens ein, der dem Christentum automatisch feindlich gesonnen war. DESHALB wurde ja gerade Konstantinopel gebaut, als neues Zentrum für die Christenheit. Dem Römsichen Bischof stand grundsätzlich nur ein Ehrenvorrang vor den anderen Bischöfen zu, bedingt durch die Apostel Petrus und Paulus.
Es stimmt, schon der Hl. Leo der Große postulierte in der Mitte des 5. Jahrhunderts einen Jurisdiktionsprimat vor den anderen Bischöfen. Dies hatte allerdings historische Gründe.
Die Völkerwanderung und die Hunnen versetzten dem Römsichen Reich einen Streich nach dem anderne. 410 wird Rom geplündert, zum ersten Mal nach 700 Jahren! Ein Fanal für die damalige Welt. Das wäre wie wen heute Washington erobert werden würde! Gleichzeitig kam es immer wieder zu Aufständen und zu Usurpation der Mächtigen des Reiches. Konstnatinopel war in dieser Zeit nicht fähig den Westen zu schützen und dieser musste sich um sich selbst kümmern. Der letzte Weströmsiche Kaiser wurde 476 abgesetzt.
Das galt auch für die Kirche. Aus diesem Hintergrund heraus wurde der Jurisdiktionsanspruch gestellt. Eigentlich ist es die Aufgabe des Kaisers sich um Jurisdiktion zu kümmern, doch wo kein Kaiser da auch kein Recht mehr. Was also tun?
Realisiert wurde er sowieso erst im Hochmittelalter nochmal 500 Jahre später.
Wie also sollen die Kaiser des 4. Jahrhunderts einen Papstanspruch durchgesetzt haben der de facto erst 700 Jahre nach dem Untergang des Weströmsichen Reiches zu Stande kam und im Osten sowieso nie relevant war? Wo sich ironischerweise die Kaiserherrschaft am längsten hielt!
Im Übrigen ist ein Jurisdiktionsanspruch nicht gleichzusetzen mit dogmatischer Vollmacht (und nein, die Unfehlbarkeit des Papstes beweist das ebenfalls nicht). Auch der Papst kann nicht machen was er will, denn auch er muss sich innerhalb der Dogmen und der gültigen Gesetzte bewegen. Auch wenn der gegenwärtige Papst das erst noch lernen muss.
In Ehren, dass du deine Religion verteidigst. Mir ist allerdings noch nicht ganz klar, ob du einen Unterschied machst zwischen Papsttum und Katholischer Kirche. Wie du ja weiß, sind diese beiden nach meinem Verständnis nicht zu trennen.
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Also ich sehe es so:
Für mich ist beides wichtig. Wenn es hart auf hart kommt zählt jedoch die Kirche mehr als der Papst. Wie schon einmal, bei einem unserer unzähligen Posts erwähnt. Dem Papst muss ich gehorchen, allerdings nur solange er sich an Gesetz und Dogma hält. In solch einem Fall, und es gibt ernsthafte Diskussionen darüber ob dies derzeit so ist, bin ich aus meinem Treueverhältnis zum Papst entbunden. Das bedeutet nicht, dass man ihn absetzen kann, sondern "nur" das ich nicht mehr auf ihn hören muss.
Interessant ist hier Galater 2 in welchem Paulus Petrus, den ersten Papst zurechtweist.
Auch der Hl Thomas v. Aquin hat in der Summa Theologica, im 13. Jahrhundert (!), den grenzenlosen Gehorsam verworfen.
Das I. Vatikanum hat ebenfalls festgehalten, dass der Papst keine Autorität besitzt einen neue Lehre einzuführen.
Berühmt ist auch die "Anklage" der Hl. Katharina von Siena die den Papst offen und ultimativ dazu aufforderte aus dem babylonischen Exil in Avignon nach Rom zurück zu kehren. Oder zurück zu treten!
Ich hoffe das reicht als Antwort :)
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Ja, aktuell steht der Papst etwas unter Druck aus seinen eigenen Reihen. Wie kannst du aus diesem Treueverhältnis entbunden werden?
Ich habe mir heute mal das Konkordat von 1933 durchgelesen, zwischen dem heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich. Das ist sehr interessant. Weil Deutschland in der Zeit davor immer gegen den Papst agierte (über Jahrhunderte sich nicht unterwerfen wollte) intressiert mich, wie dieser Sinneswandel von Deutscher Seite zustande kam. Weißt du das?
Erst letztes Jahr erschein ein neues Buch zu diesem Thema: "Der Papst, der schwieg: Die geheime Geschichte von Pius XII., Mussolini und Hitler". Muss ich mir mal zulegen.
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Da habe ich nun das Lachen nicht erst lernen müssen, zum Glück.
;-))
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