Das (un)anschauliche Sonnensystem | The (in)conceivable solar system

in hive-146118 •  2 years ago 

Das (un)anschauliche Sonnensystem

Als meine Kinder noch Kinder waren, hatte ich mal die Idee, ihnen ein maßstabsgerechtes Sonnensystem vorzustellen, damit sie sich eine Vorstellung davon machen können. Es endete in Frustration, daher habe ich es auch so formuliert hier.

In Bad Liebenzell im Kurpark gibt es seit Ende der Neunziger einen „Planetenweg“, dort haben die Erbauer allerdings mit variablen Maßstäben gearbeitet. Das heißt, sie haben bewusst darauf verzichtet, Größen und Abstände in gleicher Weise zu verkleinern. Diese Planetenweg kannte ich damals noch nicht, und ich wollte auch ausdrücklich keine variablen Maßstäbe. Sondern die Planeten und die Sonne sollten sowohl in ihren relationalen Durchmessern als auch in ihren relationalen Abständen erkennbar werden.

Auch im Planetarium, das wir in den Neunzigern ab und zu besuchten, gab es nur den Hinweis, dass die Größenordnungen der Körper von denen ihrer Abstände um ein bis zwei Größenklassen (Zehnerpotenzen) voneinander verschieden und darum nicht im selben Modell zu veranschaulichen seien. Entweder modelliert man die Körper maßstabsgerecht oder ihre Entfernungen, aber nicht beides gleichzeitig.

Ich hatte trotzdem damit angefangen, die Verhältnisse durchzurechnen. Für das System Erde – Sonne – Erdmond (und für die inneren Planeten) ließ sich ein bisschen was machen. Wir mussten die Sonne auf die Größe einer Apfelsine schrumpfen, damit die Senfkorn-kleine Erde (1 Millimeter Durchmesser) noch innerhalb der Wohnung drum herum schwirren konnte (in etwa 10 Meter Abstand), und für Jupiter mussten sich die Kinder vorzustellen versuchen, wie eine 1 cm dicke Blaubeere im Park jenseits Straße unsere Apfelsine umrundet. Über 50 Meter von uns entfernt.

Was kam dabei heraus, bei diesem Experiment? Nicht das, was ich gewollt und gesucht hatte. Die Astronomen behielten Recht, im selben Maßstab sind die Planeten und ihre Entfernungen zueinander nicht anschaulich modellierbar. Es blieb also nur die Erkenntnis, dass entweder schon das Sonnensystem – geschweige die Galaxis – unanschaulich ist und bleibt, oder dass die menschliche Anschaulichkeit verzerrende Opfer verlangt. Die letzteren zu erbringen, scheint manchmal angebracht. Aber die Nebenwirkungen sollten nicht vergessen werden: die falsche Erwartung, das Universum müsse anschaulich sein, weil ja die hübschen Modelle es sind und suggerieren.

IMAG0384.jpg

photo: ty-ty

The (in)conceivable solar system

When my children were kids, I once had the idea of conceiving a scaled solar system for them to get a conception of it. It ended in frustration, which is why I put it like this here.

In Bad Liebenzell in the Kurpark there has been a "planetary path" since the end of the nineties, but there the builders worked with variable scales. That is, they deliberately refrained from reducing sizes and distances in the same way. I didn't know this planetary path at the time, and I forcedly didn't want to work with variable scales. Instead, the planets and the sun should be conceivable both in their relational diameters and in their relational distances.

Even in the planetarium, which we visited from time to time in the nineties, there was only the hint that the magnitudes of the bodies differed from those of their distances by one or two magnitudes (powers of ten) and therefore could not be illustrated in the same model. Either one models the bodies to scale or their distances, but not both at the same time.

Nevertheless, I started to calculate the ratios. For the system Earth - Sun - Earth-Moon (and for the inner planets) a little could be done. We had to shrink the sun to the size of an orange so that the mustard seed-small Earth (1 millimetre in diameter) could still buzz around it inside the flat (at a distance of about 10 metres), and for Jupiter the children had to try to imagine how a 1 cm thick blueberry in the park on the other side of the street would go around our orange. Over 50 metres away from us.

What was the result of this experiment? Not what I had wanted and looked for. The astronomers were right, the planets and their distances to each other cannot be modelled vividly on the same scale. So all that remained was the realisation that either the solar system itself - let alone the galaxy - is and will remain ungraspable, or that human imaginative capacity requires distorting sacrifices. Making the latter sometimes seems appropriate. But the side effects should not be forgotten: the false expectation that the universe must be understandable because the pretty models are and suggest it.

Translated with www.DeepL.com/Translator (free version)

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Anschaulichkeit und maßstabsgerechte Darstellung eines unendlichen Systems ist schon eine Herausforderung ;-)

Okay, unser Sonnensystem ist jetzt nicht unendlich...
Gleichwohl strahlen zum Beispiel auch Sonnen anderer Sonnensysteme in unseres hinein bzw. sind zahlreich am Himmel bei entsprechenden Sichtverhältnissen zu sehen.
Ich habe kürzlich ein Foto eines semiprofessionellen Fotografen gesehen, der die Andromeda-Galaxy mit einer 4-Stunden-Belichtung aufgenommen hat. Darauf kann man die Galaxy sehr gut erkennen, aber eben auch zahllose andere Sterne. Bei entsprechend langer Belichtung würde auch zwischen diesen zahlreichen Sternen weitere Sterne ersichtlich werden... Der unendliche Raum besteht aus unendlich vielen Sternen... schwierig zu veranschaulichen. An der Stelle muss ich an Hilberts Hotel denken ;-)

Trotzdem finde ich es gut, wenn Kinder (entsprechenden Alters) überhaupt eine Ahnung von den Entfernungen/Größen bekommen. Da finde ich es nicht schlimm, wenn es vollständig maßstabsgerecht dargeboten wird.

Hihi.
Sie haben keinen mir bekannten Schaden davon getragen.

Ja der Andromeda"Nebel" wurde erst später als Ansammlung von Sternen bzw. als Galaxie identifiziert.

Okay, das war mir nicht bekannt.

Mir auch nicht, bis ich fast alle 500 Folgen auf Spotify von den STERNENGESCHICHTEN gehört habe :-)

Ist das was wissenschaftliches oder eher was unterhaltsames? Podcast? Wobei ich jetzt wahrscheinlich manch einer einwenden würde, warum was wissenschaftliches nicht auch unterhaltsam sein kann... :-)
Muss ich doch direkt mal auf Spotify schauen...

Ist fast beides. Es erklärt sehr viel physikalische Zusammenhänge und vor allem hilft es, die Komplexität und die Dimensionen zu verstehen.
Hat über 500 Folgen und ist perfekt in kleinen Happen zu hören.
Geschichte, Physik und Astronomie auf hohem Niveau und trotzdem gut verständlich.
Hör mal rein, Aber VORISCHT: Du wirst ggf. dran hängen bleiben. ;-)

  ·  2 years ago (edited)

Danke für den Tipp! 👍
Ich glaube, ich werde das Risiko eingehen 😉

Manchmal ist es für eine Person äußerst schwierig, bestimmte Dinge in den begrenzten Raum des Gehirns zu quetschen. Hier gibt es kein Mobbing. Einige Dinge für die Wahrnehmung erfordern Training, Entwicklung der Weltwahrnehmung. Es handelt sich vielmehr um Fragen zum Bildungsprozess und zur Technologie der Bildung. Es ist einfacher, Kinder zum Auswendiglernen von Dogmen zu zwingen, als ihre Vorstellungskraft zu wecken.

Man mertkt es wie begrenzt unser Verstand diese Dimensionen fassen kann, wenn man sich damit im Detail beschäftigt.

Ich glaube nicht. Im Geist einer Person kann es sowohl eine Begrenzung als auch einen unendlichen absoluten Geist geben. Die Evolution der physischen Erscheinung einer Person mag bereits stattgefunden haben, aber die spirituelle Evolution, die die Schlüssel zu den Türen der Begrenzungen gibt, ist noch im Gange. Dies wird durch die allgemeine Entwicklungsgeschichte der menschlichen Fähigkeiten bestätigt. Sein Besitz von Technologie und sein Verständnis der Verantwortung für die Anwendung dieses Wissens.

Too complicated for my simple mind to grasp. 😀

  ·  2 years ago (edited)

Just the same with me...

;-)

Thanks for reading!

But the challenge is, to try it :-)

haha... It's not my favourite topic. Otherwise, I will try to understand it better. 😊

Mein Sohn ist jetzt 4 und vor einem Jahr sowas hat er angefangen sich für das Weltall zu interessieren.
Als erstes haben wir für ihn ein großes Poster unseres Sonnensystems zu kaufen. Recht bald konnte er dann alle Planeten aufzählen.

Dann ging es weiter mit dem Mond.
Was macht der und warum ist er da?

Wie funktioniert die Sonne und warum ist sie so weit weg?`

Es macht mir einfach so viel Spaß ihm alles zu erklären und auch seine sehr guten Fragen zu beantworten.

z.B. Warum drehen sich die Planeten....

Kepplers Gesetze waren noch ein wenig zu kompliziert.
Aber es bleibt einfach spannend und schön, zu sehen wie er immer mehr davon versteht.

Ein echter Früheinsteiger. Wird bestimmt Kosmologe.
;-)

Ich hoffe ja inständig, dass er das handwerkliche Talent meines Vaters mitbekommen hat.
:-)
Aber für die Bildung des Geistes sind solche Themen einfach total interessant und meiner Ansicht nach auch wichtig.
Hilft einem manchmal sich selbt nicht zu wichtig zu nehmen.

Huch , ja , das hattete #Es schonmal gefunden :


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  ·  2 years ago (edited)

Cool.
Wer mit dabei war, für den wurde es wohl tatsächlich anschaulich.
Knapp 10 km für den Durchmesser der Neptunbahn - wo baue ich das auf? Okay, ich gäbe mich auch mit dem Radius von rund 5 km zufrieden.

Frage:
Wenn ich dann beim maßstabsgerecht entfernten Neptun aufstelle und zur maßstäblich 5 km entfernten Sonne mit ihrer 1,5 m-Kugel schaue -- sehe ich sie dann so groß oder klein, wie ich sie auch in echt vom Neptun aus sehen würde?
Die Parallaxe müsste ja dieselbe sein.

Hihi , also mir persönlich reicht das "Bild" welches diese Person immer benutzt , Video müsstete bei der DarsTellung beginnen :

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Puuh, steile aber wohl interessant zu recherchieren.
Interessanter content der gegen den Mainstream geht. :-)

Was , echt, hab den suspicious observer schon Jahre auf dem Schirm , scheint eine sehr vernünftige Person zu sein , mit viel Wissen .

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