Ein sehr "verlorener Ort" / A very "Lost place"

english below...

… habe ich Euch eigentlich schon einmal erzählt, wie wir zu unserem Sanierungsobjekt, aka künftige Residenz ;-)), gekommen sind?

Auf die Suche hatte ich Euch damals mitgenommen: wir haben jede Menge Objekte besichtigt, mit Besitzern und Maklern verhandelt. Wir haben Zwangsversteigerungen verfolgt – immerhin waren unsere finanziellen Mittel begrenzt und uns war klar, daß wir eine Immobilie in schlechtem Zustand bezahlen könnten, wenn wir bereit sind, viel Eigenleistung zu erbringen.

Nun, Zwangsversteigerungen sind zweischneidig. Zum Einen wegen der zeitaufwändigen Recherche, Bürokratie und meist verpflichtenden Anwesenheit bei der Auktion. Außerdem gehört dazu auch das jeweilige menschliche Schicksal; meist stecken hohe Schulden, Trennungen oder böse Familienfehden dahinter, wenn solche Angebote auf dem Markt sind. Dafür bekommt man das Grundstück lastenfrei übergeben und die sonst üblichen Notarkosten, Grundsteuer und sonstigen Gebühren sind auf ein symbolisches Minimum reduziert…

Haben wir trotzdem einfach nicht geschafft! Wir sind dafür relativ schnell dahinter gekommen, daß es ein nicht wenig verbreitetes Geschäftsmodell ist, genau das gewerblich zu tun: Zwangsversteigerungen abklappern und die meist maroden Objekte aufzukaufen. Einer dieser findigen, nennen wir sie „Bruchbuden-Makler“, hat uns dann zu unserem Glück verholfen. Da wir jederzeit sehr fair und entgegenkommend behandelt wurden, weder übervorteilt noch ausgenutzt, bin ich da ganz wertfrei eingestellt und dankbar für die glückliche Fügung.

Als ich dieser Tage auf unserer Baustelle war, klingelte mein Telefon. Am anderen Ende die Maklerfirma, besser gesagt die sehr kompetente und umgängliche Bürofee. Ganz ungewohnt schüchtern und verlegen fing sie an, sich tausendmal zu entschuldigen, daß sie mich belästigen müßte… Aber wir wären doch immer so nett und offen und realistisch und blickig…

Ja, ich ließ mich einwickeln ;-)) Man habe nämlich einen weiteren „Rohdiamaten“ erworben. Und normalerweise wäre der Chef nach der Auktion sofort zu der Adresse gefahren, um sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen, von Zustand und notwendigen Maßnahmen vor einer gewinnbringenden Abgabe. Nun wäre der aber mit einem Kupplungsschaden unterwegs liegen geblieben und müßte zunächst den Heimtransport seines Transporters organisieren und sich um Ersatz kümmern… Wie es der Zufall so will, liegt das neue Objekt keine 900 Meter entfernt von unserem! Ob ich nicht vielleicht, ganz eventuell, bereit wäre, mich dort einmal umzusehen, ein paar Fotos zu machen und eine Bestandsaufnahme zu schicken…?

He – aber sicher doch! Ich hatte riesigen Spaß an unseren eigenen Besichtigungen, ich mag alte, verwinkelt-verwunschene Häuser und ich war eh gerade am Aufbrechen: freut mich doch, wenn ich helfen kann…!

Meine Euphorie verwandelte sich in weniger als 20 Minuten in Entsetzen. Lost Places können cool sein, aber so lost nenne ich einfach nur abrißreif. Die diesbezügliche Einschätzung scheint der Makler nach meinen Schilderungen und Dokumentationen zu teilen… Wir können ja einfach die weitere Entwicklung dort hautnah beobachten – quer über‘s Feld… ;-))

english version:

... have I already told you how we found our renovation property, aka future residence ;-))?

I took you with me on the search back then: we looked at lots of houses, negotiated with owners and estate agents. We followed foreclosures - after all, our financial means were limited and we realised that we could pay for a property in poor condition if we were prepared to do a lot ourselves.

Now, foreclosures are double-edged. Firstly, because of the time-consuming research, bureaucracy and usually compulsory attendance at the auction. On the other hand, there is also the fate of the individual; high debts, separations or nasty family feuds are usually behind such offers on the market. In return, the property is handed over free of encumbrances and the usual notary fees, property tax and other charges are reduced to a symbolic minimum…

But we just couldn't manage it! However, we quickly realised that it is a not uncommon business model to do exactly that commercially: Scouring foreclosure auctions and buying up the mostly dilapidated properties. One of these resourceful, let's call them " ruin brokers", then helped us to our good fortune. As we were treated very fairly and courteously at all times, neither taken advantage of nor exploited, I have a completely neutral attitude and am grateful for the lucky coincidence.

When I was on our building site these days, my phone rang. On the other end was the estate agent, or rather the very competent and sociable office fairy. Unusually shy and embarrassed, she began to apologise a thousand times that she had to bother me... But we were always so nice and open and realistic and bright-eyed...

Yes, I let myself be taken in ;-)) They had acquired another "raw diamond". And normally the boss would have travelled to the address immediately after the auction to get an impression of the condition and necessary measures before a profitable sale. Now, however, he had broken down on the road with clutch damage and would first have to organise the transport of his van home and find a replacement... As luck would have it, the new property is less than 900 metres away from ours! Wouldn't I perhaps, just possibly, be willing to have a look around, take a few photos and send an inventory...?

Hey - of course I would! I had a lot of fun on our own inspections, I like old, quirky, enchanted houses and I was just about to set off anyway: I'm happy if I can help...!

My euphoria turned to horror in less than 20 minutes. Lost places can be cool, but this is what I call simply ripe for demolition. According to my descriptions and documentation, the estate agent seems to share this assessment... We can easy observe the further development there up close - right across the field... ;-))