Generative Transformationsgrammatik - oder: der wahre Weitblick eines Gesellschaftskritikers / Generative transformation grammar - or: the true vision of a social critic

english below...

Gestern gab es gesprächsweise wieder einmal einen Marathon vom Hundertsten zum Tausendsten - und komplett unerwartet landeten wir bei Noam Chomsky... Passiert ;-))

Als Gesellschaftskritiker und politischen Aktivisten habe ich den Mann früher sehr geschätzt. Da er bei mir irgendwie in den Hintergrund, wenn nicht in Vergessenheit geraten ist, habe ich sein Wirken in der jüngeren Vergangenheit gar nicht bewußt zur Kenntnis genommen. Nicht weiter verwunderlich, könnte man meinen. Immerhin ist Chomsky mittlerweile 93 Jahre alt. Was ihn nicht davon abgehalten hat, vor vier Jahren einen neuen Lehrauftrag an der Universität von Arizona anzunehmen! Den er bis heute erfüllt. Bereits an der Stelle wollte ich mich tief beeindruckt zeigen - da sind wir weiter abgedriftet zu seinem sonstigen Wirken.

Daß er einen Hintergrund in der Psychologie hat, war mir noch erinnerlich, obwohl ich ihn nicht mit konkreten Erkenntnissen in Verbindung bringen konnte. Was für mich entweder komplett neu war oder ebenfalls irgendwo im Kleinhirn als nicht ganz so wichtige Information abgelegt vor sich hin moderte, war sein linguistisches Werk.

Als Sprach- und Kognitionswissenschaftler verband er bis dahin separate Wissenschaftszweige und trug entscheidend zu ihrer Modernisierung und weiteren Entwicklung bei. @ty-ty wies mich in diesem Zusammenhang auf Chomskys Modell der "Generativen Transformationsgrammatik" hin.

Ja, etwa so habe ich auch geschaut ;-))

https://de.wikipedia.org/wiki/Generative_Transformationsgrammatik

Bei Wikipedia finden wir eine extrem kurze Zusammenfassung dieses Sprachmodells - ich vereinfache diese noch einmal dahingehend, daß zum Sprachverständnis oder zum Erlernen einer fremden Sprache sowohl die einwandfreie grammatikalische Ausführung einer Aussage als auch deren semantische Schlüssigkeit gegeben sein muß. Mit dem Modell bewies Chomsky den Unterschied zwischen Syntax und Semantik. Nun legen wir hier in Deutsch Unplugged ja bekanntlich größten Wert auf unsere Formulierungen, also bleiben wir noch kurz bei diesem Punkt stehen:

In der Veröffentlichung "Syntaktische Strukturen" 1957 zitierte Chomsky seine diesbezüglichen Schlußfolgerungen aus der eigenen Dissertation im Jahre 1955. In der Folgezeit wurde ihm unterstellt bzw. wurden seine Ausführungen so ausgelegt, daß er die komplette Sinnlosigkeit einer grammatikalisch durchaus korrekt aneinander gereihten Wortfolge als Beleg für seine Theorie anführt. In einem späteren Interview genau dazu befragt, äußert er hingegen, er beurteile mitnichten die komplette Sinnlosigkeit eines solchen Satzes, sondern nur die hinreichende Wahrscheinlichkeit, daß er in dieser Form bisher noch nie ausgesprochen wurde, daß er dadurch bislang noch keinen Bedeutungsgehalt hatte bzw. haben konnte.

Und nun verrate ich Euch noch den Satz, an dem diese ganze Theorie aufgehängt wurde - und Ihr erkennt vielleicht den Unterschied, den Chomskys eigene Denkweise an der Stelle macht:

"Farblos grüne Ideen schlafen wütend."

Geht es noch jemandem so, daß man da, aus heutigem Erleben, durchaus Inhalte wahrnehmen kann? Eine kritische Auseinandersetzung mit grün sein wollender Politik...? Ein Fazit zu deren Erfüllungshorizont...?

Noam Chomsky ist die am häufigsten zitierte lebende Person - sagt der Zitatenindex, der am Institut für wissenschaftliche Information (ISI) geführt wird.

Mit Fug und Recht, wage ich heute - endgültig fasziniert - zu behaupten. Schaut Euch gerne selber an, was den alten Herrn so umtrieb und bis heute bewegt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Noam_Chomsky

Ja, unser Gespräch nahm dann wiederum eine unerwartete Wendung hin zu der mathematisch absurden Tatsache, daß 0,999999... = 1 sei. Das gehört aber nicht mehr hierher ;-))

english version:

Yesterday we had another marathon conversation from the hundredth to the thousandth - and completely unexpectedly we ended up with Noam Chomsky... Happens ;-))

I used to hold the man in high esteem as a social critic and political activist. Since he has somehow faded into the background, if not into oblivion, I have not consciously taken note of his work in the recent past. Not surprising, one might think. After all, Chomsky is now 93 years old. Which did not stop him from accepting a new teaching position at the University of Arizona four years ago! Which he continues to do to this day. Already at this point I wanted to show myself deeply impressed - that's when we drifted further into his other work.

That he had a background in psychology I still remembered, although I couldn't connect it with any concrete findings. What was either completely new to me, or also moderating somewhere in the cerebellum as not-so-important information, was his linguistic work.

As a linguist and cognitive scientist, he connected previously separate branches of science and contributed decisively to their modernisation and further development. In this context, @ty-ty pointed me to Chomsky's model of "generative transformation grammar".

Yes, that's about how I looked at it too ;-))

https://de.wikipedia.org/wiki/Generative_Transformationsgrammatik

At Wikipedia we find an extremely short summary of this language model - I simplify it once again to the effect that both for language comprehension or for learning a foreign language, both the flawless grammatical execution of a statement and its semantic conclusiveness must be given. With this model, Chomsky proved the difference between syntax and semantics. Now, as you know, here in Deutsch Unplugged we attach great importance to our formulations, so let's stay with this point for a moment:

In the 1957 publication "Syntactic Structures", Chomsky quoted his conclusions in this regard from his own dissertation in 1955. Subsequently, it was alleged, or rather his remarks were interpreted in such a way, that he cited the complete meaninglessness of a grammatically quite correct sequence of words as evidence for his theory. When asked about this in a later interview, he said that he was not judging the complete meaninglessness of such a sentence, but only the probability that it had never been uttered in this form before, and that it therefore did not or could not have any meaning.

And now I will tell you the sentence on which this whole theory was hung - and you may recognise the difference that Chomsky's own way of thinking makes at this point:

"Colourless green ideas sleep furiously. "

Does anyone else feel that, from today's experience, one can certainly perceive content there? A critical examination of politics that wants to be green...? A conclusion on their horizon of fulfilment...?

Noam Chomsky is the most frequently quoted living person - says the citation index kept by the Institute for Scientific Information (ISI).

With good reason, I dare to say today - finally fascinated. Take a look for yourself at what the old man was up to and what still moves him today:

https://de.wikipedia.org/wiki/Noam_Chomsky

Yes, our conversation then took another unexpected turn towards the mathematically absurd fact that 0.999999.... = 1. But that no longer belongs here ;-))