Was tun - wenn die Seele weint...?steemCreated with Sketch.

in hive-162589 •  2 days ago  (edited)


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Bildquelle - unsplash

In jeder Träne, die rollt und fließt,
steckt so unendlich viel Schmerz...

Heute Abend in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause. Der Bahnsteig voll wegen eines Konzerts in der Merkur Arena. Die Bahn fährt ein - und weil alle sich vorne reindrängen nehme ich den hinteren Zugteil abseits des Herdentriebes. Und erfreulicherweise ist der Wagen erstaunlich leer.

Einige kostümierte Jecken in den Sitzen und einige stehen. Ich setze mich in eine 4 er Sitzecke wo auf einer Bank etwas Rosanes mit Fellkostüm sitzt. Ich stell mein Karton mit den Einkäufen neben mir ab und schaue dann das Rosakostüm an. Mein Blick schweift über den angenähten Moppelschwanz hinauf über ein endlos langes Meer aus rosafarbenen Plüsch auf dessen Schultern sich statt Schlappohren die glatten langen blonden Haare eine jungen Frau gelegt hatten.

Mehr oder weniger regungs-, teilnahmslos und mit dem Kopf an das Fenster angelehnt erblickte ich ein Gesicht dessen Blick sich gen auswärts im Dunkel der Nacht verirrte und wieder erwarten in diesem Augenblick, der ihr wie eine Ewigkeit vorkommen musste, so alles andere als fröhlich war...😔

Da saß nun eine junge und auch noch zudem ansehnliche Frau in der Blüte ihres Lebens - vielleicht 20 oder 21 Jahre alt, die sich für die jecke Zeit wirklich viel Gedanken für ein liebevolles und zugleich lustiges und mit viel Mühen her gerichtetes Kostüm gemacht hatte.

Unter den blonden Haaren verbargen sich zwei im Normalzustand sicherlich lebensfrohe und lustige blaue Augen, denen aber heute alles andere als fröhlich zumute war, da kein Normalzustand vorlag und die Welt aus den Fugen geraten war.

Auch die dezent und keinesfalls überzogene Gesichtsbemalung mit lediglich einem schwarzen Stups auf der Nasenspitze und einem kleinen Strich über der Oberlippe mit je drei nach außen wandernden schwarz aufgemalten Schnurrhaaren, verrieten mit dem beigefügten Glitzern, dass hier jemand als rosa Häschen für die Karnevalsnacht besonders viel Mühe für jemand anderen gemacht hatte und dafür viel Zeit in ihr Kostüm investiert haben muss, ein Kostüm, das - im Gegensatz zu vielen anderen Kostümen - Herzenswärme, Güte und auf ein von Natur aus eher fröhliches und auf Harmonie ausgerichtetes Naturell schließen ließ.

Das rosa Häslein mit diesem unendlich traurigen Blick muss schon länger so dort gesessen haben ohne dass sich jemand zu ihr gesellt hatte. Und nun saß ich ihr gegenüber, während ihr Blick sich vom Fenster auf das Handy richtete nur um kurz etwas zu tippen und dann wieder regungslos in die Nacht hinaus zu gleiten.

Oberflächliche Gestalten hätten vielleicht Alkohol für den Zustand der jungen Frau verantwortlich gemacht. Doch der kam nicht in Frage - denn alkoholische Gemüter agieren vollkommen anders.

Nein - in diesem Fall konnte man nur ahnen, dass ein Vollhonk, ein empathieloses Charakterschwein der jungen Frau an diesem Abend durch sein Verhalten den Boden unter den. Füßen weggezogen haben musste nachdem er ihr vorher sicherlich große Hoffnungen gemacht hatte.

Wie dem auch sei - so leer dieser Blick in die Nacht auch war, so sehr fühlte man das große Leid was sich da hinter den blauen Augen in ihrer Seele verbarg...

Ich ließ meinen Blick durch das Abteil schweifen, nur um wieder einmal mehr festzustellen, wie teilnahmslos unsere "Zivil" Gesellschaft gegenüber seelischen Leid und den Qualen eines Menschen geworden ist.

Als mein Blick zu der jungen Frau zurückkehrte hatten sich ihre Augen gerötet und ein Meer von. Tränen hatte angefangen sich über ihre Wangen und die schwarz bemalte Stupsnase zu ergießen als sie zu mir blickte...

Und wie sie mich so mit ihren Tränen in den Augen anschaute fragte ich sie ob alles in Ordnung sei? Sie nickte und weinte dabei offenbar noch voller Selbstzweifel über sich selbst, nach der eigenen offenbar erlittenen seelischen Verletzung an diesem Abend.

"Du hast ein wunderhübsches Kostüm. Das steht Dir wirklich gut..." ließ ich sie wissen und tätschelte ihr kurz väterlich tröstend aufs rosa Knie. Sie freute sich und für einen kurzen Augenblick strahlten ihre wunderschönen Augen wie die Sonne aus ihrem Inneren. "Danke schön!" erwiderte sie strahlend für einen kurzen Augenblick sichtlich erleichtert, so als habe sie bereits den ganzen Abend auf ein kleines Kompliment zu ihrem Liebreiz und Erscheinungsbild gewartet, ehe direkt darauf meine Haltestelle kam....

"Ich muss jetzt leider aussteigen. Kann ich Dich allein lassen?" fragte ich sie und sie nickte kurz. Ich klopfte ihr zum Abschied auf die Schulter und sagte noch zu ihr:
"Pass bitte gut auf Dich auf. Alles wird gut... ."

Ob sie es sich zu Herzen nimmt? Vielleicht hätte ich sie doch noch ein Stück begleiten sollen...?

Denn als die Bahn weiter fuhr sah man wie sie wieder regungslos an dem Fenster der U-Bahn lehnte und in die Dunkelheit der Nacht blickte...

Liebeskummer kann so unendlich brutal sein...

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