Grüße vom Børsmose Strand

Hui, was für eine Nacht! Am Abend noch nicht so ganz ernst genommen, mutierten der leichte Regen und der recht ordentliche Wind von Südwest dann doch zu einem Orkan. Ich zog die Regenjacke über den Schlafanzug, musste raus und mein Vordach abbauen - die Erdnägel für die Abspannung hatten sich bereits verabschiedet, die Zeltstangen drohten zu zerbersten und die Plane schlug wild um sich. Gegen 4:00 Uhr morgens erwachte ich, weil der Regen waagerecht erbarmungslos laut gegen die Buswand knallte und der Wagen so schaukelte, dass ich im Halbschlaf Angst hatte, er höbe ab. Der Hund zitterte am ganzen Leib, obwohl es weder blitzte noch donnerte, und war nur zu beruhigen, weil er sich unter die Bettdecke kuscheln durfte. Doch von vorn...

Ich weiß gar nicht mehr genau, was mich über sechs Wochen zu Hause hielt. Bisschen Papierkram vielleicht, der ohne Weiteres hätte verschoben werden können. Natürlich die "Sorge" um den lieben Mann, der wieder arbeiten musste, denn sich nebenbei alleine um Haus, Hof und vor allem Nuka zu kümmern, ist schon eine Herausforderung. Vermutlich am ehesten aber der Ärger über die eigene Planlosigkeit. Sei's drum, denn ich habe den Hintern ja hochgekriegt. Ganz plötzlich hatte ich Sehnsucht nach Wasser, Wind und Weite, packte in weniger als einer halben Stunde (erst in dem Moment wusste ich die Freiheit durch das fahrbare Zuhause auf der Auffahrt wirklich zu schätzen) ein paar Sachen zusammen (Mäx musste ich nicht einpacken, der saß schon im Bus, sobald das Hundefutter eingeladen war) und machte mich auf in Richtung Dänemark. Nordsee musste es diesmal sein!

Natürlich war mein Abreisetag vor über einer Woche genau jener Tag, an dem durch die Nachrichten ging, die Dänen überlegten, die Grenzen wieder zu schließen, da sich die Corona-Fälle häuften. Letztlich sahen sie von diesem Vorhaben dann doch ab, weil in erster Linie wohl Kopenhagen betroffen gewesen sein soll, und man beschloss eine erweiterte Coronavirus-Testung an der Grenze. Davon hörte ich allerdings erst im Radio, nachdem ein recht gelangweilter Grenzbeamter mir ein Schild mit der Aufschrift "COVID-19?" entgegenstreckte und mich nach einem kurzen Kopfschütteln meinerseits einfach durchwinkte, ohne das geringste Interesse an meinem Ausweis zu zeigen.
Nach knapp vier Stunden Fahrt an die dänische Westküste, parkte ich den Bus auf einem leeren Strandparkplatz mitten in den Dünen von Kærgård. Das Übernachten ist hier untersagt, allerdings schert sich da in der Nebensaison niemand drum - nicht einmal ein "patrouillierender" Ranger sprach mich an. Natürlich wurden die müden Beine direkt am Strand vertreten, wo uns das ersehnte Reizklima bei herrlichstem Sonnenschein begrüßte. Mäx flippte förmlich aus und konnte es kaum fassen, dass diese riesige Sandkiste allein ihm gehören sollte.

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Es war bereits 18:00 Uhr, als wir unseren ersten Eindruck von der rauen Küste einsammelten, weshalb wir wieder zum Bus gingen und erstmal ein Abendessen zu uns nahmen. Der immer roter werdende Himmel kündigte jedoch an, dass wir ganz rasch wieder runter an den Strand laufen sollten, wo wir mit einem traumhaften Sonnenuntergang beschenkt wurden. Ich konnte gar nicht so schnell fotografieren, wie der leuchtende Stern in die Nordsee plumpste.

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Plötzlich war sie also weg, die Sonne. Macht aber nichts, denn sie hatte auf den Kalender geschaut und war zur Tag-Nacht-Gleiche ganz zuverlässig ziemlich genau zwölf Stunden später gegen 7:00 Uhr wieder da.

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An diesem Tag unternahmen wir eine lange Strandwanderung und erfreuten uns an Sonne, Sand, Wasser, Dünen und allem, was es sonst noch zu entdecken gab.

Mäx, der Muskelkater und ich waren uns rasch einig, dass 25 Kilometer barfuß auf mal hartem, mal weichem Strandsand fürs erste ausreichen mussten und wir uns am Folgetag mit gucken und sein, sein und gucken begnügen wollten. So stellte ich das Fahrzeug mit dem Heck gen Wasser an den Autostrand von Børsmose und wir starrten die meiste Zeit vom Bett aus auf die See, wenn ich nicht las oder das faule Dasein für einen kurzen Gassi-Gang unterbrochen werden musste.

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Weshalb vier junge Männer am frühen Abend darüber enttäuscht waren, dass ich kein Øl an Bord hatte, obwohl sie es sich redlich verdient hatten, und weshalb ich nur noch auf den ein paar hundert Meter entfernten Campingplatz gefahren bin, auf dem ich freien Willens sesshaft geworden bin, ist möglicherweise eine weitere Geschichte. Möglicherweise aber auch nicht.
Eigentlich wollte ich nur ein paar Urlaubsbilder festhalten und mal wieder ein Lebenszeichen in voller Beitragslänge von mir geben. Ansonsten habe ich beschlossen, dass der Weg nicht immer das Ziel sein muss, man gern erkennen darf, wann ein Ziel erreicht ist. Und so zählt momentan ohne jeglichen Plan nur MMM (Me, Myself & Mäx). Das genießen zu können, ist für mich als in der Regel sehr ruhelose Person gerade das größte Geschenk!

Bilder: @chriddi

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24.09.2020

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