Es wurde mal wieder kalt. Und das nicht nur draußen, sondern auch drinnen im Haus, was aber auch eigentlich nichts Überraschendes ist. Zumindest nicht, wenn man schon ein paar Jahre in Japan lebt und einige japanischen Winter überstanden hat. Wenn man nur die Fundamentaldaten nimmt, kommt man natürlich zu der Feststellung, dass die kalte Jahreszeit im Land der aufgehenden Sonne doch gar nicht so kalt ist, zumindest im Vergleich zu dem, was man aus Mitteleuropa gewohnt ist. Wenn man zum Beispiel Tokyo nimmt, bleibt das Thermometer den ganzen Winter über meistens in den Plusgraden und fällt nur in klaren Nächten auch mal darunter. Und mit Ausnahme von Hokkaido, bleiben die Temperaturen auch im schneereichen Norden und Nordwesten fast immer in der Nähe des Gefrierpunktes.
Da kann man sich schon die Aufregung vorstellen, die hier im Lande herrschte, als in diesen Tagen eine außergewöhnliche Kältewelle angekündigt wurde, wie sie nur alle zehn Jahre einmal vorkommen soll. Für unseren Teil des Landes wurden Tiefsttemperaturen von Minus 6 Grad vorausgesagt, was normalerweise in den heimatlichen Breiten kein Grund wäre, um das ganze Land in Panik zu versetzen. Aber dort gibt es auch Zentralheizungen, welche dafür sorgen, dass die Häuser auch im Winter warm sind.
Japan ist in Sachen Heizungen dagegen auf dem Stand von vorgestern, was dazu führt, dass viele Zimmer gar nicht geheizt werden. Der größte Teil des Landes benutzt in der kalten Jahreszeit die Klimaanlagen, von denen es in jedem Haus und jeder Wohnung zumindest eine gibt. Diese werden dann einfach auf Heizen umgestellt und strömen nun anstatt kalter Luft warme Luft heraus. Klingt erst mal nicht übel, aber der Heizeffekt ist dann doch nicht immer so, wie man es gerne hätte.
Weiter im Norden setzten die Menschen auf kleine kerosinbetriebene Heizofen, die dort hingestellt werden, wo sie gerade benötigt werden. Auch hier kann es vorkommen, dass manche Ecken des Zimmers eher ungemütlich kalt bleiben. Am wärmsten ist hier direkt vor dem Ofen, was auch der beliebteste Platz ist. Diese kleinen Öfen müssen natürlich befeuert werden, und dafür darf man regelmäßig zur Tankstelle, um die Kanister nachzufüllen, die man anschließend im Eingangsbereich zu stehen hat. Alle paar Tage meldet sich dann der Tank am Ofen mit einem nervösen Warnsignal, und man darf dann auch diesen wieder voll machen. Und dieses Spiel geht dann den ganzen Winter über. Aber so bleibt man ja in Bewegung, was zumindest auch einen wärmenden Effekt hat.
Zusätzlich gibt es Tischheizungen, die Kotatsu genannt werden. Die Heizung ist direkt unter einen niedrigen Tisch angebracht, auf dem eine schwere Decke liegt, die bis auf den Boden hinunterreicht. Die Bewohner strecken dann ihre Beine unter den Tisch und sitzen gemütlich auf ihren Tatamimatten und haben dabei zumindest warme Beine und einen warmen Unterleib. Je tiefer man unter den Tisch und die Decke rutscht, desto gemütlicher wird es. Aber um so weniger schafft man es auch, aufzustehen, wenn man denn etwas brauchen sollte, was nicht in Reichweite ist. Eine charmante, aber oft doch eher unpraktische Variante, sich warmzuhalten, welche aber in vielen Familien auch im 21. Jahrhundert noch oft zu finden ist.
Es gibt auch Gasheizungen, die man mit einem kleinen Schlauch an den Gashahn in der Wand anschließt. Auch hier kommt es natürlich auf die Größe der Heizung an, ob man sein Zimmer auch richtig warm bekommen tut. Da Gas auch früher schon zu den teuren Energieträgern zählte, ist diese Variante eher nicht die populärste.
Das größte Problem ist es aber, dass japanische Häuser die erzeugte Wärme nicht speichern können und durch die dünnen Wände und undichten Fenster sofort an die Außenwelt abgeben. Isolierung ist hier ein Fremdwort, der Schwerpunkt ist auf Ventilation, damit man die ewige Feuchtigkeit aus den Gebäuden bekommt. Sobald man also die Heizung ausstellt, wird es innerhalb von wenigen Minuten wieder kalt und man bekommt das Gefühl, als würden sich Außen- und Innentemperatur auf einander einstellen. Da nur die Zimmer geheizt werden, die auch wirklich benutzt werden, ist der größte Teil des Hauses dauerhaft kalt. Normalerweise werden Badezimmer und Toiletten überhaupt nicht beheizt, so dass es im Winter auch schon mal eine Herausforderung sein kann, in Ruhe sein Geschäft zu machen. Aber so beeilt man sich wenigstens und lässt die anderen nicht warten.
Auch bei uns im Haus heizen wir nur im Wohnzimmer, und auch nur, wenn wir es benutzen. Wenn wir nach Hause kommen, ist das ganze Haus komplett ausgekühlt und man hat erst einmal nicht wirklich Lust, seine Jacke auszuziehen. Zusätzlich heizen wir noch kurz bevor die jüngere Brigade ins Bett geht, aber später in der Nacht liege ich dann mit langer Hose, Socken und mehreren Deckenschichten bedeckt im Bett und kann mich kaum noch bewegen. Und am Morgen hält einen nicht nur die Müdigkeit im Bett fest, die im Haus herrschenden Temperaturen locken eigentlich keinen unter seinen vielen Decken hervor.
Und so kam es, dass es in diesen Tagen in unserem Haus noch kälter war, als es sonst schon ist. An etlichen Stellen waren die Fenster angefroren und im Badezimmer hatten sich die Wassertropfen, die das Kondenswasser gebildet hatte, in Eis verwandelt. Gestern Nachmittag zeigte das Küchenthermoter sportliche 5 Grad an, und das war für diesen Raum der Höchstwert an diesem Tag. Die Temperatur im Schlafzimmer liegt im Winter normalerweise unter der der anderen Zimmer, so dass man Nachst eher nicht so schnell ins Schwitzen kommt.
Mitte bis Ende Januar ist normalerweise die kälteste Zeit des Jahres, was uns auch diesmal wieder bewiesen wurde. Aber der Mensch ist ja ein Gewöhnungstier und schafft es, sich in den unterschiedlichsten Verhältnissen anzupassen und zu überleben. Und wenn man die Menschen in Japan fragt, würden sie letztendlich die Kälte in ihren Häusern achselzuckend kommentieren und hinnehmen. Shouganai desu - da kann man nicht machen!
Auch ich habe mich wohl zumindest teilweise an diese Verhältnisse gewöhnt, auch wenn ich damit natürlich nicht zufrieden bin. Aber wer das eine will, muss dass andere manchmal auch akzeptieren, und so beschwere ich mich auch gar nicht, sondern sehe das Ganze eher von seiner sportlichen Seite. Ein wenig Abhärtung hat noch keinem geschadet und so lange dauert es ja dann auch nicht mehr, bis der Winter vorbei ist und die Zeit des Schwitzens beginnt. Auch hier bewahrheitet sich wohl mal wieder das gute alte Sprichwort: Nur die Harten kommen in den Garten!
5 Grad in der Küche ist schon sehr sportlich :-(
In meiner Kindheit wurden bei uns die Schlafzimmer auch nicht geheizt, von daher kenne ich gefrorene Bettdecken am Morgen. War auch in meiner Erinnerung gar nicht schlimm, war halt so.
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In meiner Kindheit war es im Haus meisten warm, aich im Winter. Aber ich kenne die Geschichten von meinem Vater. Obwohl es damals zumindest in der Küche wärmer gewesen sein wird.
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thank you very much
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Nix für mich... So romantisch der ganze Schnee aussieht und mir hier fehlt. Kuschelig habe ich es denn schon gerne...
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Kann ich sehr gut verstehen. Aber wie üblich, kann man leider nicht alles haben
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