Von Martin Greger
Herodes aber fürchtete Johannes; denn er wusste, dass er ein frommer und heiliger Mann war; und verwahrete ihn und gehorchte ihm in vielen Sachen und hörete ihn gerne.
Und es kam ein gelegener Tag, dass Herodes auf seinen Jahrstag ein Abendmahl gab den Obersten und Hauptleuten und Vornehmsten in Galiläa.
Da trat hinein die Tochter der Herodias und tanzete, und gefiel wohl dem Herodes und denen, die am Tisch saßen. Da sprach der König zum Mägdlein: Bitte von mir, was du willst; ich will dir's geben.
Und schwur ihr einen Eid: Was du wirst von mir bitten, will ich dir geben, bis an die Hälfte meines Königreichs.
Sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Johannes des Täufers.
Und sie ging bald hinein mit Eile zum Könige, bat und sprach: Ich will, dass du mir gebest jetzt sobald auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers.
Der König ward betrübt; doch um des Eides willen und derer, die am Tische saßen, wollte er sie nicht lassen eine Fehlbitte tun.
Und bald schickte hin der König den Henker und hieß sein Haupt herbringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis.
(Markus 6, 20-27)
Eine große Anzahl von Menschen leben augenblicklich nur ihr dreifaches niederes Selbst (das „Bauch-Ich“) aus.
Es ist gekennzeichnet von materiellem Überlebensdrang, Emotionalität und einer niederen Mentalität.
Durch die drei Kanäle des sympathischen, parasympatischen und zentralen Nervensystems ging man in früheren Kulturperioden daran, den Menschen in seinem materiellen-emotionalen Sein, z.B. durch Hatha Yoga, zu zentrieren und zu harmonisieren (auf den Wegen der Meditation).
Dadurch konnten in der Folgezeit viele dem triebdominierten Intellekt entwachsen.
Sie fanden in der kirchlichen Mystik oder dem Bakti Yoga eine Möglichkeit, ihre vierte Ebene, die ein Bindeglied zu einer höheren Ebene im Menschen ist, vorzubereiten und rein zu halten.
Den reifsten Menschen einer so harmonisch vorbereiteten Vierheit (bzw., wenn man sie in jedem der drei Kanäle des Nervensystems sieht, einer Zwölfheit) steht nun eine weitere Entwicklung bevor.
Man kann sie als die Entfaltung eines Denkens bezeichnen, das durch die Herzentwicklung sowohl von Gefühl durchdrungen ist, als auch gleichzeitig in der Lage ist, durch das Gefühl sehr abstrakte Gedankenerkenntnisse „herunter zu bitten“ und eine ganz andere Art menschlichen Zusammenwirkens zu ermöglichen.
Diese Gedankenebene ist nicht mathematisch-philosophisch abstrakt, wie sie der niedere Intellekt kennt, sondern eher „philosophisch“ in dem Sinne, wie Philosophie „Liebe zur Weisheit“ bedeutet. Die Liebeskraft des Herzens lässt die Weisheit „herabkommen“.
Diese „fünffache“ Entwicklung ist die Domäne der Johannislogen in der Freimaurerei, der Rosenkreuzerei und Theosophie und des fünffachen Latif der Sufis.
Die Harmonisierung der fünf Ebenen in allen drei Kanälen des Nervensystems wird von Oben her durchgeführt.
Sie gewährleistet, dass die allerhöchste Entwicklung, nämlich die der jeweils dreifachen Sechsten und Siebten Ebene, irgendwann begonnen werden kann.
Die „Enthauptung des Johannes“, die einem „halben Königreich“ des Herodes entspricht, stellt, von der vierten Ebene ausgehend, den Durchbruch zur nächsten Ebene dar.
Von der Pinealis her („Galiläa“) wird eine „Hochzeit zu Kanaa“ vorbereitet.
Im Haupt tritt ein Gleichklang von Pinealis und Hypophyse ein. Göttlich-Geistiges beginnt, über die Pinealis mit der zubereiteten Seele des Menschen (im Bereich der Hypophyse) zu verschmelzen.
Ist das Niedere Selbst in den vorbereitenden Harmonisierungen der früheren Kulturperioden zu einem Diener für ein höheres Leben geworden, dann kann am Sinus caroticus, einer Gefäßaufweitung am Anfangsteil der Arteria carotis interna, die "Enthauptung des Johannes" einsetzen.
Dem geistigen Prozess entsprechen körperliche Vorgänge. Die Gefäßwand des Sinus caroticus enthält sog. Barorezeptoren, die vom Ramus sinus carotici des Nervus glossopharyngeus innerviert werden.
Ein adäquater Reiz der Barorezeptoren ist eine Sollwertüberschreitung des Blutdruckes, die eine Stimulation der kardioinhibitorischen Neurone der Medulla oblongata zur Folge hat.
Diese vermitteln über eine Steigerung des Vagotonus die Verminderung der Herzfrequenz, der Herzkraft, der kardialen Erregbarkeit und der Erregungsleitung, welche in ihrer Gesamtheit als Barorezeptorreflex bezeichnet werden und die nervöse Basis darstellen, um in den Frieden zu gelangen, der allen Verstand übersteigen wird und uns mit dem Vater unseres kosmischen Seins in ein allgegenwärtiges Sein eintreten lassen wird.
Der Sinus caroticus, in der Theosophie als Alta-major-Chakra bezeichnet, tangiert den Nervus glossopharyngeus, den 9. Hirnnerv, der so eine Entwicklung in den Verzweigungen via Gaumen, Zunge und Mittelohr begünstigt, durch die die Geist-Seelen-Impulse im System wirken und die Entwicklung zum vollkommenen Menschen, dem Gerechten vorbereiten können.
Das Bewusstsein kann dann zu den Plexikreisen und Drüsen des früher herrschenden Bauch-Ich ziehen und im von „Galiläa“ aus südlich gelegenen „Jerusalem“ die Umwandlung zum vollkommenen Menschen durchführen, wie sie in der Kreuzigung der Passionsgeschichte verschleiert dargestellt ist. Nach einer vollständigen Umwandlung in einer „Höhle“ kann die Auferstehung des vollkommenen Menschen stattfinden.