Kapitalismus: Gut oder schlecht? (Teil 1 einer Reihe)

in kapitalismus •  5 years ago  (edited)

Es gibt eine interessante vierteilige Artikelreihe von Larken Rose aus dem Jahr 2016, in der er Konzepte wie Kapitalismus, Gemeinschafts- und Privateigentum, Geld und Hierarchie behandelt. Im Wesentlichen geht er dabei auf einige grundlegende Uneinigkeiten zwischen "Kapitalisten" und "Kommunisten" ein. Ich stimme nicht mit allen Ansichten von Larken Rose überein, finde diese Artikel aber so aufschlussreich, dass ich sie übersetzt habe und gerne mit euch teilen möchte.
Dies ist Teil 1, das Original findet ihr hier.

Die Menschen, die den "Kapitalismus" preisen, und diejenigen, die ihn verdammen, sprechen selten über dieselbe Sache. Daher können sich Auseinandersetzungen darüber anhören wie:

“If you have a mosquito problem at your place, you need a bat.”
“That’s stupid! There’s no way you could hit a mosquito with a bat!”

(Der Wortwitz funktioniert leider nur im Englischen. Die deutsche Übertragung lautet:

"Wenn du zuhause ein Mückenproblem hast, brauchst du eine Fledermaus."
"Das ist dumm! Auf gar keinen Fall kann man eine Mücke mit einem Schlagstock treffen!"

"bat" hat verschiedene Bedeutungen – u.a. eben "Fledermaus" und "Schlagstock".)

Wenn Menschen diskutieren, ohne sich über die Bedeutung der Worte, die sie benutzen, im Klaren zu sein, endet die Konversation oft in einem sinnlosen Durcheinander. Und wenn Menschen verschiedene Ansichten haben, was einige Worte bedeuten, entwickelt sich die Sache oft zu einem Streit über Semantik, und sie kommen nie dazu, die Ideen und Konzepte tatsächlich zu debattieren.

Daher werde ich eine allgemeine Beschreibung dessen geben, was "Kapitalismusbefürworter" und "Kapitalismusgegner" meinen, wenn sie das Wort benutzen, dann aber zu den dahinterliegenden Prinzipien übergehen, die von Bedeutung sind.

Guter Kapitalismus

"Kapitalismus" im guten Sinne (in dem ich ihn kennenlernte) beschreibt menschliche Interaktionen – insbesondere "wirtschaftliche" Interaktionen, bei denen Menschen Waren und Dienstleistungen untereinander handeln – ohne Eingreifen einer "Regierung". In diesem Sinn ist der Begriff ein Synonym für den "freien Markt", welcher wiederum einfach Menschen, die auf freiwilliger Basis interagieren, beschreibt. Unter Benutzung dieser Definition bedeutet reiner "Kapitalismus" auch, dass die "Regierung" nichts besitzt, und dass nur Privatpersonen etwas besitzen können.

In der Tat, da jede "Regierung" sich durch "Besteuerung" und "Regulationen" bis zu einem gewissen Grad gewaltsam in den Handel einmischt, würde der reine "Kapitalismus" im Wesentlichen die völlige Abwesenheit einer herrschenden Klasse erfordern. Ebenso ist, wenn wir diese Definition des "Kapitalismus" verwenden, der Begriff "Anarchokapitalismus" eigentlich redundant, da er wörtlich "eine Gesellschaft ohne eine herrschende Klasse... in der Handel ohne Eingriff einer herrschenden Klasse stattfindet" bedeutet.

Schlechter Kapitalismus

Wenn "Antikapitalisten" beschreiben, was sie unter dem Begriff verstehen, so kann dies manchmal wage und unspezifisch, und eher emotional als intellektuell geprägt sein. Sie erwähnen häufig, dass sich der Reichtum in den Händen weniger Menschen befindet, mit riesigen Monopolen, die "Superreichen" gehören und von diesen geführt werden, die wenig oder gar nicht arbeiten, aber massive Gewinne erzielen, während die "Arbeiter" "ausgebeutet" werden. Dies wird manchmal als "Lohnsklaverei" bezeichnet, basierend auf dem Argument, dass viele Menschen nur die Wahl haben, entweder für einen Arbeitgeber zur arbeiten oder obdachlos zu sein und zu hungern, was die Vereinbarung unfreiwillig, ungerecht und illegitim macht.

Offensichtlich sind diese Definitionen wahnsinnig verschieden, sowohl in allgemeiner, als auch in spezifischer Hinsicht.

Der erste offensichtliche Konflikt zwischen diesen beiden Ansichten darüber, was "Kapitalismus" bedeutet, ist, dass die von "Antikapitalisten" beschriebene untragbare Situation, soweit sie existiert, einzig und allein aufgrund der Macht der "Regierung" existiert (selbst wenn diese Macht im Namen und Auftrag von Großkonzernen genutzt wird). Menschen können nicht einfach auf ein Stück unbesetztes und unbenutztes Land ziehen, ein Haus, einen Hof, eine Gemeinde und so weiter bewohnen, weil vor langer Zeit die "Regierung" auf riesige Mengen an Land Anspruch erhob, basierend auf nichts außer einem Fiatdekret. ("Hmmm, dieser Kontinent gefällt uns. Wir erklären ihn zu unserem Eigentum.")

Selbstverständlich passt nichts von all dem in die Definition des "Kapitalismus" als ein Handelssystem ohne Eingriffe der "Regierung". Was "Antikapitalisten" "Kapitalismus" nennen, nennen "Kapitalismusbefürworter" "Staatskapitalismus" (was gewissermaßen ein Oxymoron darstellt) oder "korporativen Faschismus" (wobei Faschismus eine Vermischung von Staat und Industrie bedeutet). "Antikapitalisten" missbilligen die heutige Situation in den USA (A.d.Ü.: nicht nur dort...) als ein Beispiel dafür, wie schlimm "Kapitalismus" ist, während Menschen, die an die gute Art des "Kapitalismus" glauben (wirtschaftlicher Handel ohne Einfluss einer herrschenden Klasse) argumentieren, dass die heutige Situation alles andere als ein freier Markt ist, und wenig bis gar nichts mit dem wahren Kapitalismus gemeinsam hat, da der Staat auf unzählige Arten in die Wirtschaft eingreift und Kontrolle durch Regulationen, Besteuerung, erzwungene Monopole, eine betrügerische Fiatwährung, falsche Bankpraktiken und so weiter ausübt.

"Kapitalismusbefürworter" und "Kapitalismusgegner" reden also die meiste Zeit aneinander vorbei, da sie nicht über dieselbe Sache sprechen. Menschen werden sich nie einig sein, ob Kapitalismus gut oder schlecht ist, wenn sie sich nicht einmal einigen können, wie der Begriff definiert ist. Lässt man allerdings die semantische Ebene hinter sich, findet man einige wichtige fundamentale Konzepte. Sowohl unter den "Kapitalismusbefürwortern", als auch unter den "Antikapitalisten" scheinen die meisten zuzustimmen, dass Kommunismus das Gegenteil von Kapitalismus ist. (Natürlich gibt es auch Streit darüber, was dieser Begriff bedeutet.)

Schaut gern auch bei Teil 2 vorbei!

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Erstklassige Übersetzung eines spitzenmäßigen Textes!! 100 % Zustimmung! 👌🏼👍🏼😃

Vollupvote, resteem, follow, das volle Programm!

Vielen Dank! 😊

Besten Dank für die Übersetzung. Wann kommt Teil 2?

Resteem!

Gerne, und Dankeschön! Vermutlich kommt morgen der zweite Teil!

Sehr schöner Text. Vielen Dank für die Übersetzung des Artikels 👍

Posted using Partiko Android

Sehr gern!

  ·  5 years ago (edited)

capitalism + socialism two systems for life-force-energy harvesting
by Marduk and his people. THInkDifferent , read/listen Harald Thiers + Thomas Williams.

Your alternative?

Als Anfang ist das Interview Jo Conrad mit Harald Thiers geeignet.
Die Quellen stehen im o.g. letzten Satz, weniges davon auf meinem blog/Comments. Jeder nimmt das unterschiedlich wahr.

Larken Rose beschreibt ja zwei verschiedene Definitionen des Kapitalismus. Auf welche beziehst du dich?

Im Kapitalismus beutet der Mensch den Menschen aus, im Sozialismus ist es umgekehrt. Stimmt nur bedingt. Quellen beachten s.o. hören/lesen.
oben schrieb ich :
life-force-energy harvesting

capitalism is like a dead herring in the moonlight,
it shines , but it stinks .

Billy Wilder

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