Schon seit entstehen der Entertainmentindustrie macht eben diese einen stetigen Entwicklungsprozess mit. Grundsätzlich logisch, spiegelt doch die Charaktere/Story eines Films/sonstigen Mediums zur Zeit der Entstehung in etwa das Bild wider, welches wir als Gesellschaft von diesem Film zu diesem Zeitpunkt erwarten. Gleichzeitig bietet ein solches Medium auch eine Plattform für Kritik (z.B. Minority Report), Ideen auszuleben (meistens dystopischer Natur wie z.B. Tribute von Panem), oder weist auf aktuelle Probleme hin (Breaking Bad). Leider zu häufig ist ein Film aber auch einfach nur stumpfe Unterhaltung (insert Random Michael Bay Film). In den 70er und 80er Jahren beispielsweise brauchten wir einfach Helden, den Ritter in strahlender Rüstung auf dem weißen Ross, der gegen das ultimative Böse zieht (Star Wars, Indiana Jones etc.). Die Frage nach den Beweggründen von Luke Skywalker oder Indiana Jones musste man sich nicht stellen, war es doch offensichtlich Rettung der Welt oder sei es nur Menschen zu "retten" indem man die Nazis nicht den Krieg gewinnen lässt (Retten ist auch so ein seltsames Wort, hängt es doch stark von der Perspektive ab ob das jetzt nun eine z.B. Rettung, eine Flucht oder eine Entführung ist). Passte eben auch ganz gut ins Weltbild, in der politischen globalen Situation bekam man schließlich als in der westlichen Gesellschaft lebender Mensch ein ähnlich klares gut-böse Bild eingeprägt.
Im Laufe der letzten 15 Jahre wurde - zumindest in meiner Wahrnehmung - vor allem das audiovisuelle Medium zunehmend erwachsen. Serien wie Breaking Bad haben natürlich auch Unterhaltungswert, weisen aber auch gleichzeitig auf gravierende Mißstände in den USA hin und zeigen einen oder mehrere Protagonisten, der "gut" sein will aber von den Umständen in die andere Richtung gedrückt wird (und selbst dann - bis zum Ende tut er alles nur für seine Familie). Ein anderes Beispiel ist Riddick, wo der Held sogar als "Anti-Held" bezeichnet wird, weil er mehr oder weniger nur durch glückliche Umstände zu moralisch "guten" Taten gebracht wird (z.B. Rettung der Menschen in Pitch Black).
Kingsmen 1 und 2 reihen sich für mich ungemein gut ein in diese Entwicklung der letzten Jahre. Im ersten gings um das Thema Überbevölkerung und wie es der Bösewicht zu lösen versuchte (und bisher gibts da noch gar nicht sooo viele Filme zu dem durchaus interessanten Thema...Inferno wäre z.B. ein weiterer)....und damit zwar offiziell der Antagonist des Films war, aber moralisch nicht eindeutig zuzuordnen war, weil er ja grundsätzlich eine "gute" Intention hatte - was ihn irgendwie aus der Rolle des Bösewichts nimmt und irgendwie doch nicht ganz, die moralisch festen Kategorien von "gut" und "böse" verschwimmen. Der Film behandelt ihn weiter eindeutig als Antagonisten, der aufgehalten werden muss, lediglich der Zuschauer erkennt den moralischen Zwist dahinter. Fast wirkt er sympathisch (er lispelt halt auch noch, wie könnte jemand der lispelt unsymphatisch sein?). Die Bevölkerung massiv zu reduzieren (durch Genozid) ist selbstverständlich etwas drastisch, der Film gibt dem Zuschauer hier aber selbst bis zum Ende hin keine Alternativen zur Lösung des Überbevölkerungsproblems, was dazu führt dass man die Lösung des Antagonisten bei oberflächlichem Nachdenken sogar als schlüssig empfindet. Was dann widerum zum Denken anregt, da das Problem ja durchaus real ist (es ist in der Realität komplexer als es einfach nur Überbevölkerung zu nennen, aber man kann es für Zweck des Films ja durchaus darauf reduzieren).
Der zweite Teil ist ähnlich vom Aufbau der Story. Wie im ersten Teil ist der Antagonist hier wieder jemand, der vom Film als "der" Bösewicht hingestellt wird und auch eindeutig mit ganz konkreten böswilligen Handlungen charakterisiert wird (in dem Sinne also deutlicher als im ersten Teil die Rolle von Samuel L. Jackson), aber hinter seinem finalen vermeindlich "bösen" Plan eigentlich eine "gute" Absicht hat - nämlich die Legalisierung von Drogen, mit der Argumentation wenn Spirituosen warum nicht Pharmazeutika oder pflanzliche Stoffe, bzw da sie das ja nun schon länger ausübt und sich verstecken muss will sie wieder Teil der Gesellschaft sein (Bedürfnis nach Anerkennung/Gemeinschaft, Bedürfnisse die einfach jeder nachvollziehen kann und jeder hätte in der Situation).
Interessant ist nun die Rolle des Präsidenten der USA, der stellvertretend für die Welt, mit dem Antagonisten verhandelt (kurzes Story Recap: Antagonist mischt Virus in Drogen die er verkauft und bietet Gegengift nur gegen Legalisierung an). Dieser sagt nämlich nun, "Drogen sind ein großes Problem in meinem Land, soll doch jeder sterben der die konsumiert hat". Klingt hart, gleichzeitig aber auch nicht per se böse, hat doch jeder Konsument wissentlich vermeindlich schädliche sowie illegale Substanzen zu sich genommen. Zusätzlich würden eben alle Konsumenten sich durch den Virus selbst ausmerzen. Die Rolle der Konsumenten wird so gesehen nur einmal vertreten durch die Beraterin des Präsidenten, die, als sie auch mit dem Virus diagnostiziert wird, sagt sie "musste" diese Art von Substanzen ja nehmen da sie 7 Tage die Woche 20 Stunden pro Tag arbeiten müsse und anderst nicht klar kommt - im Gegensatz zu anderen Filmen, die eben genau diese Rolle deutlich mehr negativ und stereotypisch als "Junkies" präsentieren, die das ja alles nur zum Spaß machen, werden hier nachvollziehbare Schicksale deutlich gemacht, die es eben nicht mehr möglich machen Charaktere in moralische Korsetts zu zwängen. Alles und jeder befindet sich irgendwo in einem ständigen Wechsel von Grauzonen, und in seiner eigenen Wirklichkeit könnte jeder seine Handlungsmotivationen als "gut" bezeichnen, was sie dann auch wären. Und dieses Spiel durch all die Grautöne hindurch im Hinblick auf Themen, die das vor allem auch besonders zulassen (so wie es eben Kingsmen 1 und 2 gemacht haben), macht diese beiden Filme für mich so grandios. Naja das und die teils völlig überzogene Action und Komik.
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